Commerzbank

Überraschend euphorisch

Quelle: Wikimedia

"Ich bin hierhergekommen, um die Commerzbank nachhaltig zukunftsfähig zu machen." So lautete vor einem Jahr die klare Ansage von Manfred Knof bei seinem ersten Auftritt als neuer Commerzbank-Chef. Dafür krempelte der ehemalige Allianz- und Deutsche Bank-Manager von Anfang an die Ärmel hoch und schreckte auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück. "Wir haben unsere Bilanz aufgeräumt und Vorsorge für ein weiter unsicheres wirtschaftliches Umfeld getroffen", fasste Finanzvorständin Bettina Orlopp damals die Maßnahmen aus dem Jahr 2020 zusammen, die am Ende zu dem enormen Verlust von fast 3 Milliarden Euro geführt haben.

Ein Jahr später können es Knof und Orlopp offensichtlich selber nicht so ganz glauben, wie gut und wie schnell das funktioniert und sich auch schon ausgezahlt hat. Entsprechend gut gelaunt präsentierten die beiden das Jahresergebnis 2021, für das unter dem Strich ein Konzerngewinn von 430 Millionen Euro steht. Das operative Ergebnis übersprang mit 1,2 Milliarden Euro sogar die Milliardenschwelle. All das, obwohl im abgelaufenen Geschäftsjahr weitere rund 2 Milliarden Euro an Sonderbelastungen für beispielsweise Restrukturierungsaufwendungen oder erhöhte Vorsorge für die Schweizer-Franken-Kredite verarbeitet wurden. Doch natürlich gab es auch positive Sondereffekte: Die Risikovorsorge, vor einem Jahr mit 1,75 Milliarden Euro sehr üppig dotiert, ist um fast 1,2 Milliarden Euro auf noch 570 Millionen Euro gesunken und steht damit allein schon fast für den gesamten zahlenmäßigen Turnaround. Hinzu kommen unter anderem noch positive Bewertungseffekte von 116 Millionen Euro für den Schufa-Anteil, 263 Millionen Euro an positiven TLTRO-Effekten und fast 220 Millionen Euro an Beiträgen der Commerz-Venture, sodass sich Licht und Schatten, positive wie negative Sondereffekte in etwa die Waage halten. Das sollte bei der Einwertung dieses Ergebnisses nicht vergessen werden.

Nichtsdestoweniger ist die Zufriedenheit, fast Euphorie von Knof und Orlopp verständlich. Denn "damit wächst die Zuversicht, dass wir unsere ehrgeizigen Ziele für 2024 auch erreichen werden", so Knof. Dazu trägt auch bei, dass es allen Beteiligten gelungen ist, sowohl an den Kapitalmärkten als auch in der Öffentlichkeitsarbeit viel Ruhe reinzubringen. Und das ist so wichtig für ein Haus wie die Commerzbank, in dem die Unruhe nach wie vor enorm ist, was allein der Exodus von Führungskräften der zweiten und dritten Ebene zeigt. Vielleicht wird sich das nun ändern, wo immer klarer wird, wohin der Weg von Deutschlands zweitgrößter Bank führen wird. "Willkommen bei Deutschlands erfolgreichster Großsparkasse", nannte es ein Banker neulich im Spaß. Das ist natürlich übertrieben, aber der klare Fokus auf die Entwicklung einer erfolgreichen Regionalbank, mit klarem Kundenfokus, einem ausgewogenen Geschäftsmodell mit Privatkunden, Unternehmenskunden und dem deutschen Mittelstand und ein kontrollierbares, weil notwendiges Kapitalmarktgeschäft mit den Prämissen digital und persönlich und Profitabilität vor Wachstum ähnelt dem Auftritt der öffentlich-rechtlichen Mitbewerber schon ein wenig.

Die Zukunft macht wieder Mut in den gelben Türmen: Für 2022 wird ein Konzerngewinn von mehr als einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt - auch ohne die sich immer stärker abzeichnende Zinswende, die dann für weiteren Rückenwind sorgen dürfte. Ab 2022 soll auch wieder eine Dividende gezahlt werden. Getragen wird das von einer gesunden Konzernaufstellung und einem weiteren Ausbau des Kundengeschäfts. Bereits 2021 stiegen die Erträge um 300 Millionen Euro auf 8,5 Milliarden Euro. Hierzu haben Erfolge aller Sparten beigetragen. Das Volumen an Wertpapieren stieg von 177 auf 219 Millionen Euro, das Baufinanzierungsgeschäft legte um 7 Prozent auf 92 Millionen zu, das Kreditvolumen der Firmenkunden blieb über alle Quartale sehr stabil auf Vorjahresniveau. Interessanter Nebeneffekt: Im Segment Firmenkunden übersteigt die Summe der Einlagen das Kundenkreditvolumen. So kann man in Zeiten von Verwahrentgelten natürlich auch Zinsüberschüsse generieren.

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