Kreditgenossenschaften

Unglaublich

"Aufgrund der schwer abschätzbaren Folgen der Pandemie für das Wirtschaftsgeschehen gehen wir für 2021 von einem Ergebnis leicht unterhalb des Vorjahresniveaus aus." So der Ausblick vom Co-Vorstandsvorsitzenden der DZ Bank, Cornelius Riese, bei Vorlage der Geschäftszahlen Anfang März. Dieser Prognose zufolge müsste das Ergebnis vor Steuern Ende 2021 bei etwa 1,4 Milliarden Euro liegen. Doch zum Glück kommt es manchmal anders, als man denkt, selbst bei so klugen Köpfen wie Vorstandsvorsitzenden. Denn es ist nahezu ausgeschlossen, dass die DZ Bank Gruppe im zweiten Halbjahr einen Verlust von gut 400 Millionen machen wird.

Das Ergebnis zum Halbjahr 2021 des genossenschaftlichen Spitzeninstituts in Höhe von 1,83 Milliarden Euro ist unglaublich. Es ist das beste Halbjahresergebnis aller Zeiten, und das mitten in den Wirren der Corona-Folgen und der großen digitalen und nachhaltigen Transformation. Aber es ist natürlich ein Ausreißer nach oben, kein "nachhaltiges Ergebnis", wie Riese es formulierte. Denn dieses Ergebnis ist ebenso von vielen positiven Sondereffekten geprägt, wie das Vorjahresergebnis von negativen. Da ist natürlich an erster Stelle die Risikovorsorge zu nennen. Allein diese Position sorgt für einen Ergebnisswing zwischen dem 30. Juni 2020 und dem 30. Juni 2021 von 636 Millionen Euro, von Wertberichtigungen in Höhe von 522 Millionen Euro zu Nettoauflösungen von 122 Millionen Euro. Dann sind da die positiven Bewertungseffekte bei der DVB Bank und im Staatsanleiheportfolio der DZ Hyp, die das sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten von minus 247 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nun plus 203 Millionen Euro springen ließen. Und schließlich hat die gute Kapitalmarktentwicklung zu einem enormen Zuwachs des Provisionsüberschusses bei der Union Investment (1,60 nach 1,05 Milliarden Euro) und - natürlich neben der operativen Entwicklung der R + V - zu einem Anstieg des Ergebnisses aus dem Versicherungsgeschäft von 124 auf 522 Millionen Euro geführt. Zusammengenommen sind das "windfall profits" von sicher mehr als 1 Milliarde Euro. Von daher ist die Demut des Vorstands gegenüber diesem Rekordergebnis angenehm.

Dann ist dieses Halbjahresergebnis aber natürlich auch Ausdruck der guten Arbeit der Verantwortlichen, weil der breiten und diversifizierten Aufstellung der Gruppe geschuldet. Alle Einheiten der DZ Bank Gruppe schreiben zum Halbjahr schwarze Zahlen. Das gab es auch noch nicht so oft. Und selbst ehemalige Problemkinder wie die DVB und das Leasinggeschäft mausern sich. Für die DVB wird es das letzte eigenständige Halbjahresergebnis sein. Sie wird im kommenden Jahr plangemäß mit der DZ Bank verschmolzen. Ein Wort noch zum privaten Baufinanzierungsgeschäft und der Überschneidung zwischen Bausparkasse Schwäbisch Hall und DZ Hyp: Der Vorstand der DZ Bank sieht "keinen ökonomischen Sinn, ein sehr schlankes Produkt, das gut in einer Pfandbriefbank aufgehoben ist, nun unbedingt der BSH zuzuschlagen".

Für die anstehende Diskussion mit der Aufsicht um die geplante zweimalige Dividendenzahlung in diesem Herbst ist das Ergebnis allemal ein mehr als tragfähiges Argument. Die zahlreichen Volksbanken und Raiffeisenbanken wird es freuen!

Ach ja: Zu erwarten ist nun ein Jahresergebnis von deutlich über 2 Milliarden Euro.

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