Asset Management II

Union weiter auf Wachstumskurs

Quelle: Union Investment

Sie haben es wieder getan. Und haben den einen oder anderen positiv überrascht. Denn wer glaubte, die Union Investment könne kaum mehr an die Rekordzahlen von 2019 anknüpfen, sieht sich getäuscht. Auch in einem Krisenjahr 2020 gelingt es dem genossenschaftlichen Fondsspezialisten, mehr als ordentlich abzuliefern. Und das ohne ähnliche Sondereffekte, wie diese das Jahr 2019 noch begünstigt haben. Mit 649 Millionen Euro liegt das Betriebsergebnis fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres, lediglich eine Million fehlte. Die Assets under Management stiegen trotz der zwischenzeitlichen Turbulenzen an den Märkten erneut und liegen nun mit 386 Milliarden Euro um 18 Milliarden Euro über dem Vorjahr und um 216 Milliarden Euro (!) über dem Ergebnis des Jahres 2011. Seitdem ging es kontinuierlich aufwärts. Davon profitiert die DZ Bank als Eigentümer. Denn die Ausschüttung soll von 200 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro erhöht werden. Davon profitieren aber auch die vermittelnden Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die von der Union an sie gezahlten Provisionen sind 2020 auf stolze 1123 Millionen Euro angewachsen. Wohl dem, der eine solche Tochter beziehungsweise Enkelin hat.

Die tiefe Verankerung im genossenschaftlichen Finanzverbund zeigt sich auch im Neugeschäft, das im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem von den Privatanlegern getragen wurde. Sie steuerten 8,8 Milliarden Euro zum - wie Union-Chef Hans Joachim Reinke es nannte - "respektablen" Absatzergebnis von 15,3 Milliarden Euro bei. Mehr als respektabel ist es aber auch nicht, denn es ist das schlechteste Abschneiden der Union in den vergangenen sieben Jahren, in der Spitze lag das Absatzergebnis mit 26,2 Milliarden im Jahr 2015 sogar fast 11 Milliarden Euro höher. Stark nachgefragt wurden von den privaten Anlegern vor allem klassische Fondssparpläne. Das Nettomittelaufkommen institutioneller Gelder zog nach einer Verschnaufpause im ersten Halbjahr doch noch an und summierte sich zum Jahresende auf 6,3 Milliarden. In den vergangenen Monaten zeigten sich laut Reinke die fortschreitende Diversifizierung institutioneller Portfolios, die sich in mehr Anlageklassen und einer breiteren Länderallokation ausdrückt, ebenso wie der zunehmend heterogene Bedarf der professionellen Anlegerschaft an individueller Beratung mit Blick auf die Themen Regulierung, Risikotragfähigkeit und Ausschüttungsmodalitäten.

Eines ist privaten wie institutionellen Anlegern gleich: Die Bedeutung nachhaltiger Anlagen nimmt stetig zu, mit wachsender Geschwindigkeit. Alle bei der Union angelegten Gelder, die nach ESG-Kriterien gemanagt werden, die sogenannten Assets under ESG-Integration, summieren sich mittlerweile auf 278,1 Milliarden Euro. Hier zahlt sich aus, dass sich die Union Investment bereits seit einigen Jahren intensiv mit diesen Themenstellungen auseinandersetzt, wie Vorstandsmitglied Jens Wilhelm erläuterte. So wurden für 18 000 Unternehmen detaillierte ESG-Analysen angefertigt, in mühevoller Kleinarbeit, denn es gebe kaum Transparenz in diesem Bereich.

Auch an anderer Stelle gab es trotz aller Zufriedenheit mit dem guten Abschneiden noch einmal Kritik: "Die Zinswende kommt nicht!", stellt Reinke klar. Das habe dramatische Folgen für das Vermögen privater Haushalte, da real Werte vernichtet würden. Seit 2010 haben die Deutschen durch das Parken von Geldern auf Girokonten seiner Rechnung nach einen Wertverlust von rund 130 Milliarden Euro zu verkraften, allein 100 Milliarden Euro in den vergangenen drei Jahren. Entsprechend mahnte Reinke erneut an, dass die entsprechenden Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag mit Blick auf die Riester-Rente erfüllt werden müssen. Der Vorstandsvorsitzende hatte diesbezüglich vor einigen Wochen bereits einen sehr deutlichen Brief an Finanzminister Olaf Scholz geschrieben, aber wohl noch nicht einmal eine Antwort bekommen.

Für das eigene Haus ist Hans Joachim Reinke aber zuversichtlich: Insgesamt seien die Chancen im genossenschaftlichen Fondsgeschäft größer als die Risiken. Das hört sich gut an!

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