Börsen

Ein Vierteljahrtausend

Quelle: Wiener Börse

Pünktlich zu ihrem 250. Geburtstag im laufenden Jahr berichtete die 1771 gegründete Wiener Börse - die damit eine der ersten Börsen überhaupt war - über den Verlauf des doch sehr speziellen vergangenen Geschäftsjahres. Und es gab Erfreuliches zu verkünden, nämlich ein "Wachstum in allen Geschäftsfeldern". Denn auch in Österreich hat die Corona-Pandemie zu erhöhter Handelsaktivität am Aktienmarkt geführt. Zusätzlich haben eine Rekordaktivität bei den Anleihe-Listings und die anderen Geschäftsbereiche zum guten Geschäftsverlauf beigetragen.

Profitiert hat die Wiener Börse zudem davon, dass sie nicht nur Handelsplatz für die Aktien aus Österreich ist. Aufgrund einiger M&A-Transaktionen vor einigen Jahren kann man Wien auch als (Kapitalmarkt-)Tor zu Ost- und Südosteuropa bezeichnen. Neben Wien ist der Handelsplatz in Prag Teil des Konzerns.

Neben dem klassischen Handel bietet das Unternehmen unter anderem auch technische Dienstleistungen rund um das Thema Kapitalmarkt für die zentral- und osteuropäische Region an. Im Handelsgeschäft sind die Aktienumsätze 2020 in Wien um 11 Prozent auf 69 Milliarden Euro gestiegen. In Prag erhöhten sich diese Umsätze ebenfalls um 11 Prozent auf 10 Milliarden Euro. Dabei muss auch beachtet werden, dass die Aktivität zu Beginn der Pandemie deutlich stieg, aber die Kurse zum Teil 50 Prozent einbrachen und in dieser Zeit das Volumen ja halbiert wurde. Der Aktienmarkt ist dabei laut der Wiener Börse sehr international geprägt. So beträgt der Umsatzanteil der internationalen Handelsmitglieder, vor allem aus Frankreich, Deutschland und Irland, 84 Prozent. Bei den Investoren dominieren vor allem die USA, die mehr als ein Viertel aller institutionellen Investoren stellen.

Explosionsartig ist auch der Anleihenmarkt auf ein Rekordniveau gewachsen, zumindest gemessen an der Zahl der Emissionen. Wie Vorstandschef Christoph Boschan darlegte, dominiert am Anleihenmarkt der Wiener Börse das kleinteilige Corporate Geschäft. Die Zahlen für 2020 weisen 3 060 Listings aus, davon 2 520 von ausländischen Emittenten. Im Vorjahr waren es noch 726 (389). Das extreme Wachstum dieses Geschäftsfelds kommt fast ausschließlich von ausländischen Emittenten. So konnte die Wiener Börse im vergangenen Jahr die spanische Großbank BBVA im Bereich strukturierte Anleihen gewinnen. Allein dieser neue Kunde steht für 1 356 neue Listings im Jahr 2020. Zudem wurde mit Marex Financial ein weiterer "Frequent Issuer" gewonnen, der für 633 neue Anleihen im Jahr 2020 stand.

Als Ergebnis dieser Geschäftsentwicklung sind die Umsätze der Wiener Börse um 12,4 Prozent auf 75 Millionen Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich sogar um 20,8 Prozent auf 41,3 Millionen Euro. Hauptertragstreiber war die starke Handelsaktivität, aber auch die Segmente Marktdaten & Indizes, die Zentralverwahrung und auch das Geschäftsfeld Anleihen-Listing mit seinem schon angesprochenen starken Wachstum. Die Umsätze im Bereich IT-Services hingegen blieben aber immerhin stabil.

Der Ausblick auf das neue Jahr lässt auf eine Fortsetzung der Erfolgsstory hoffen. So ist das Handelsvolumen von Januar bis Mai 2021 zwar nur leicht um 2,3 Prozent gestiegen, doch der Bereich Anleihe-Listing hat sein dynamisches Wachstum fortgesetzt. So wurden in den ersten fünf Monaten 2021 2 724 Neu-Listings verzeichnet, was einem Zuwachs von 292 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Das Jahr, in dem die Wiener Börse ein Vierteljahrtausend alt wird, dürfte somit auch zur Zufriedenheit der Eigentümer verlaufen. Herzlichen Glückwunsch nach Wien!

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