Kreditgenossenschaften III

Volksbank Lahr - erfrischend anders

Quelle: Volksbank Lahr

Es ist derzeit Hochsaison für Bilanzpressekonferenzen in der Finanzbranche. Manchmal finden sogar gleich mehrere - leider fast immer noch ausschließlich virtuell abgehalten - parallel statt. Natürlich ähneln sich die Veranstaltungen oft in der Form, aber auch in Aussagen. Doch es gibt auch Ausnahmen. Erfrischend anders hat sich die Volksbank Lahr bei der Präsentation gezeigt. Fast schon an ein TV-Talkshow-Format erinnerte die Präsentation mit eigens engagiertem Moderator, der allerdings an der einen oder anderen Stelle an der Grenze zum Flapsigen entlangschrammte. Aber zur Kurzweil hat er durchaus viel beigetragen. Filmeinspielungen etwa zur Produktion des institutseigenen Podcast lockerten die Präsentation zusätzlich auf.

Doch nicht nur die Form war erfrischend anders. Die Volksbank Lahr zeigt sich kreativ und umtriebig bei dem Versuch, sich vom Zinsgeschäft unabhängiger zu machen. So betreibt das Institut eine Plattform für E-Learning, die sie unter dem Namen "Mehrakademie" anbietet. Die Plattform wird an Firmenkunden vermietet, damit diese ihre Mitarbeiter fortbilden können. Gerade durch Corona hat das Thema E-Learning einen ganz neuen Schub bekommen. Ganz neu ist zudem auch die gegründete Blackforest Capital Management GmbH - ganz marketingkonform eigentlich als BlackVRst Capital Management GmbH geschrieben. Hierbei soll es sich auch um eine Plattform handeln, die junge Unternehmen mit Fremdkapitalbedarf und interessierte Anleger auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten - in erster Linie, aber nicht ausschließlich aus der Region - zusammen bringen sollen. Zudem sollen mit der neuen Tochtergesellschaft auch einfache und niederschwellige Bürgerbeteiligungsmodelle beispielsweise an Projekten im Bereich erneuerbare Energien geschaffen werden. Angaben zu geplanten Volumina und Erträgen für das Institut konnte die Volksbank auf Nachfrage jedoch nicht machen, da die Gesellschaft noch ganz frisch am Markt sei und es keine Planungen dafür gebe. Das Institut handelt da eher nach der Maxime: Machen wir und dann schauen wir mal.

Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen, sich vom Zinsgeschäft unabhängiger zu machen. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Instituten weisen die Genossen aus dem Schwarzwald einen dynamisch steigenden Zinsüberschuss auf! Dieser wuchs um 5,6 Prozent auf 39,7 Millionen Euro nach 37,6 Millionen Euro im Vorjahr. Aber auch der Provisionsüberschuss des Instituts kletterte um 6,1 Prozent auf 19,0 Millionen Euro. Ursächlich war hier unter anderem das wie im ganzen Verbund boomende Wertpapiergeschäft - wie ja auch die phänomenalen Zahlen von Union Investment zeigen (siehe Seite 4). Gleichzeitig schaffte es das Institut aus dem Schwarzwald trotz dynamischen Wachstums, die Kosten nahezu unverändert zu halten, sodass am Ende ein um mehr als 15 Prozent gestiegenes Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 21,5 Millionen Euro erzielt wurde.

Auf die Frage, ob die sich andeutende Zinswende - an die das Institut selbst nicht so recht glauben mag - für Sorgenfalten im Blick auf das künftige Bewertungsergebnis sorgt, zeigte sich das Institut entspannt: Die Rücklagen seien groß genug, um eventuelle Zins-induzierte Bewertungsanpassungen ergebnisneutral überstehen zu können. Die Baden-Württemberger sagen ja gerne über sich selbst, sie können alles außer Hochdeutsch. Banking gehört offensichtlich auch zu den Fähigkeiten.

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