Asset Management

Zuflüsse im Abwärtstrend

Unter dem Strich liest sich die Kernaussage aus dem Halbjahresbericht des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) vor allem in Anbetracht der ungewöhnlichen Umstände in der Corona-Krise ganz gut: Der deutschen Fondsbranche sind im ersten Halbjahr 2020 netto insgesamt 37,9 Milliarden Euro an neuen Mitteln zugeflossen. Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr mit 41,3 Milliarden Euro ist das in diesem Marktszenario ein glimpflicher Rückgang. Allerdings lag auch schon das erste Halbjahr 2019 (und 2018) doch recht deutlich unter denen der Halbjahre 2017 und 2016. Es scheint sich somit doch - unabhängig von Corona - ein Abwärtstrend zu etablieren. Zudem sind das nur die aggregierten Zahlen. Nicht jedes Segment hat sich dabei gleich entwickelt.

Die offenen Publikumsfonds wiesen im ersten Halbjahr einen Nettomittelzufluss von 4,34 Milliarden Euro auf. Dabei verliefen die beiden ersten Quartale höchst konträr. Während es in den ersten drei Monaten dieses Jahres Nettomittelabflüsse im Volumen von 11,35 Milliarden Euro gab - wohl in erster Linie im Monat März, als die Börsen weltweit wegen der Corona-Pandemie auf Talfahrt gingen, flossen den Publikumsfonds im zweiten Quartal dann sogar wieder 15,7 Milliarden Euro zu - der stärkste Zufluss in einem zweiten Quartal seit 2017. Die meisten Mittel wurden dabei mit 9,79 Milliarden Euro den Aktienfonds zugeführt, gefolgt von den Mischfonds, denen 5,82 Milliarden Euro neue Mittel zufielen. Geldmarktfonds verzeichneten hingegen in beiden Quartalen Abflüsse. Das Nettovermögen der offenen Publikumsfonds kletterte im zweiten Quartal wieder um 91,47 Milliarden Euro und damit viel deutlicher als die Nettoneumittel. Das lässt auf starke Wertgewinne im Zuge der Erholung der Aktienmärkte schließen. Zwei Aspekte sind bei den Publikumsfonds noch erwähnenswert. Den Immobilienfonds konnte die Krise offensichtlich nichts anhaben. Diesen wurden in beiden Quartalen Mittel zuteil. Zweiter Aha-Effekt: Während im ersten Halbjahr 3,4 Milliarden Euro aus nicht nachhaltigen Fonds abflossen, wurden den nachhaltigen Fonds 7,7 Milliarden Euro zugeführt. Auch in der Corona-Krise ging die Umschichtung hin zu nachhaltigen Anlagen offensichtlich weiter!

Auch bei den Spezialfonds liefen die Quartale unterschiedlich. Laut BVI-Zahlen erzielten die Spezialfonds im ersten Quartal noch mit einem Mittelzufluss von 32,7 Milliarden Euro das beste Startquartal seit 2015. Im April 2020 (minus 2,5 Milliarden Euro) und Mai 2020 (minus 0,8 Milliarden Euro) gab es dann leichte Abflüsse zu verzeichnen, die im Juni aber mit einem Zufluss von 3,9 Milliarden Euro überkompensiert wurden. Kumuliert haben die Spezialfonds im ersten Halbjahr damit 33,3 Milliarden Euro neue Mittel hinzugewonnen. Ein guter Wert angesichts der außergewöhnlichen Lage. Aber auch hier gilt: Es ist ein Abwärtstrend zu erkennen. Im ersten Halbjahr 2019 waren es noch 37,7 Milliarden Euro, 2018 39,2 Milliarden Euro und 2017 sogar 49,2 Milliarden Euro.

Auch in der Summe beider Marktsegmente zeigt sich das gleiche Bild: Seit 2017 sind die Nettomittelzuflüsse im ersten Halbjahr auf einem absteigenden Ast von zunächst 85,5 Milliarden Euro auf nur noch 37,7 Milliarden Euro. Aber für die Fondsbranche ist natürlich die viel wichtigere Kennzahl das verwaltete Nettovermögen, da es die Basis für die zu vereinnahmenden Gebühren bildet. Und das ist die gute Nachricht für die Branche: Das Nettovermögen der offenen Fonds steigt seit 2017 dank Kurssteigerungen kontinuierlich an von 2,517 Billionen Euro im Jahr 2017 auf nunmehr 2,930 Billionen Euro.

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