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Ausland - EMV in den USA: Erst einmal nicht kontaktlos

Lange hatte die US-amerikanische Kartenbranche das Festhalten am Magnetstreifen mit den Kosten der Umstellung auf den Chip begründet, die sich für die Emittenten nicht lohnten: Für die EMV-Migration gebe es keinen Business Case. Das scheint sich nun geändert zu haben. Denn die in den letzten Jahren zu beobachtende Fraud-Migration in die letzten Nicht-Chip-Länder hat die Betrugsverluste kräftig steigen lassen. Von 2007 bis 2014 haben sie sich der Aite Group in Boston zufolge bei Kreditkarten auf zehn Cent je 100 US-Dollar Umsatz verdoppelt. Auch bei Debitkarten sei ein rapider Anstieg zu beobachten.

Im Oktober 2015 greift deshalb auch in den USA bei allen großen Kartenorganisationen der Liability Shift. Dennoch haben sich viele Emittenten offenbar Zeit gelassen. Von 18 Issuern, die die Aite Group befragt hat, wollen acht Ende 2014 mit der generellen Ausgabe von Karten mit EMV-Chip beginnen, drei weitere haben dies für das Ende des ersten Quartals 2015 geplant. Bis Ende 2015, so die Studie, werden erst 70 Prozent der US-Kreditkarten und 41 Prozent der Debitkarten einen Chip tragen.

Hatten die Kartenorganisationen in ihren im Jahr 2012 veröffentlichten Strategien für die Chip-Migration jedoch in starkem Maß auf moderne Technologien wie kontaktloses und mobiles Zahlen gesetzt, schienen die Emittenten diesen technologischen Sprung nicht mitzumachen. Die Mehrheit der Emittenten will der Studie zufolge zunächst keine Karten mit dualem Interface ausgeben, die auch das kontaktlose Zahlen ermöglichen, sondern setzt auf reine Kontakt-Chips. Das hat zum einen Kostengründe. Zum anderen haben die Banken offenbar Sorge, die Kunden mit der Kontaktlos-Technologie zu überfordern. Und sie fürchten, dass die Infrastruktur auf der Akzeptanzseite bis zum Stichtag nicht in ausreichendem Maße für kontaktlose Transaktionen umgerüstet sein könnte.

Das mag nicht unbedingt sinnvoll scheinen. Denn wenn schon die Terminals ausgetauscht werden müssen, um den Chip zu verarbeiten, dann hätte es nahe gelegen, gleich solche einzusetzen, die auch über einen Kontaktlos-Leser verfügen. Und vielleicht wird der Handel den Emittenten an dieser Stelle ja auch einen Schritt voraus sein. Red.

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