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Wie begeistert man denHandelfürneue EMV-Terminals?

Das Zusammenwachsen Europas erfordert auch ein Zusammenführen der
verschiedenen europäischen Zahlungsinstrumente. Im Rahmen der so
genannten Sepa (Single Euro Payment Area), die bis 2008 eingeführt und
bis Ende 2010 vollständig umgesetzt sein soll, gilt hierbei EMV als
die im Kartensektor zu verwendende Technik.
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Der Begriff EMV leitet sich aus den Anfangsbuchstaben von Europay,
Mastercard und Visa ab und ist ein technischer Standard, der den
weltweiten kartenbasierten Zahlungsverkehr sicherer machen soll.
Geldautomaten und Kassenterminals sollen zukünftig nicht mehr den
Magnetstreifen der Karte auslesen, sondern einen "intelligenten" Chip.
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Der EMV-Chip auf Basis des Betriebssystems Seccos (Secure Chip Card
Operating System) gilt dabei heute als fälschungssicher.
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Haftungsumkehr erhöht Leidensdruck
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Die Forderung der Kartenorganisationen zur Umsetzung des EMV-Standards
resultiert nicht zuletzt aus einer in den letzten Jahren weltweit
stark angestiegenen Schadensentwicklung mit gefälschten Debit- und
Kreditkarten.
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Zur Beschleunigung der Umstellung auf den neuen Standard und um Druck
auf die beteiligten Parteien (Kartenausgeber undakzeptanten)
auszuüben, haben die Kartenorganisationen den so genannten Liability
Shift (Haftungsumkehr) eingeführt.
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Diejenige Partei, die den EMV-Standard nicht umgesetzt hat, haftet
seit 1. Januar 2005 für Schäden, die durch EMV hätten verhindert
werden können.
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Die Haftungsumkehr gilt innerhalb Europas.
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Innerhalb Deutschlands sind deutsche Debitkarteninhaber losgelöst von
der Einführung des EMV-Standards sehr gut vor Missbrauch durch
Fälschungsschäden geschützt. Durch eine Kartenechtheitsprüfung werden
seit langem Schäden durch den Einsatz gefälschter Karten an deutschen
Geldautomaten verhindert.
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Deutsche Debitkarten bereits mit EMV
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Um ihre Kunden auch vor Missbrauch im Ausland zu schützen, hat die
Sparkassen-Finanzgruppe im Jahr 2003 begonnen, ihre Debitkarten mit
einem EMV-Chip auf Basis von Seccos auszustatten. Bis 2007 werden
nahezu alle Sparkassen-Debitkarten einen EMV-Chip tragen. Durch die
Ausstattung der Debitkarten mit dem Chip sind die kartenausgebenden
Institute und deren Kunden umfassend vor Fälschungsschäden geschützt.
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Ist das ausländische Terminal (Geldautomat oder PoS-Terminal) auch
EMV-fähig, kann kein Schaden mehr entstehen. Ist das ausländische
Terminal nicht EMVfähig, trägt aufgrund der Haftungsumkehr der
Terminalbetreiber den Schaden aus der Totalfälschung von Karten.
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Kosten-Nutzen-Betrachtungen
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Die Sparkassen-Finanzgruppe verfügt über effektive Präventionssysteme
ihrer Prozessoren, wodurch in der Vergangenheit ein Großteil der
Schäden mit unseren Debit- und Kreditkarten im Ausland verhindert
werden konnte. Regelmäßige Kos-ten-Nutzen-Betrachtungen haben vor dem
Hintergrund geringer, teilweise rückläufiger Schäden im
Kreditkartenbereich bisher eine Ausstattung mit dem EMV-Chip nicht
gerechtfertigt.
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Auch die meisten anderen Institutsgruppen haben in der Vergangenheit
keine Kreditkarten mit EMV-Standard ausgegeben. Mit den bestehenden
Sicherheitssystemen stoßen jedoch alle Institute langsam an die
Grenzen. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf den einheitlichen
europäischen Zahlungsverkehrsraum wird die Sparkassen-Finanzgruppe in
naher Zukunft mit der Ausstattung der Kreditkarten mit EMV-Chip
beginnen.
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In einigen europäischen Ländern ist die Umstellung auf EMV sowohl
karten- als auch terminalseitig bereits weit fortgeschritten
(beispielsweise in England, Frankreich, Schweiz, Österreich). Um für
ausländische Karteninhaber, die in Deutschland am PoS-Terminal mit
ihrer Karte bezahlen oder am Automaten über Bargeld verfügen, die
Sicherheit noch weiter zu erhöhen, gilt es nun, auch in Deutschland
terminalseitig die Umstellung auf EMV voranzutreiben.
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Umstellung der Geldautomaten läuft
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Bevor Geldautomaten EMV-Transaktionen durchführen können, müssen sie
ein reglementiertes Zulassungsverfahren des Zentralen
Kreditausschusses (ZKA) durchlaufen, bei dem auch die Vorgaben der
Kartenorganisationen zu beachten sind. Des Weiteren sind so genannte
Integrationstests zwischen den Geldautomaten-Kopfstellen der
verschiedenen Institutsgruppen und den internationalen Übergabestellen
erforderlich. Ein Großteil der Geldautomatentypen der
Sparkassen-Finanzgruppe hat bereits eine ZKA-Zulassung. Auch die
Integrationstests zwischen der Kopfstelle Finanz-IT und der
Übergabestelle Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) wurden kürzlich
abgeschlossen.
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Erhebliche Kosten für Kreditinstitute
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Zurzeit werden die Verbindungen zwischen der Kopfstelle und den
jeweiligen Rechenzentren stabilisiert und letzte Lasttests
durchgeführt, um die nötige Performance für eine flächendeckende
Einführung sicherzustellen. Die ersten dieser Geldautomaten sind vor
kurzem für EMV in Betrieb genommen worden.
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Die Umstellung der Geldautomaten ist für die Kreditinstitute mit nicht
unerheblichen Kosten verbunden, so dass viele Institute die damit
verbundenen Investitionen mit "angezogener Handbremse" tätigen.
Allerdings kommt neben zukünftig zu erwartenden ansteigenden Schäden
mit der eingangs erwähnten Umsetzung der Sepa ein weiteres Argument
hinzu, das eine flächendeckende Umstellung der Geldautomaten auf EMV
erwarten lässt.
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Bei den Kassenterminals sind in Europa bislang vor allem die Geräte in
Frankreich und England EMV-fähig. Für Deutschland gehen Schätzungen
davon aus, dass von den etwa 500 000 im Einsatz befindlichen Terminals
25 bis 30 Prozent auszutauschen sind. Die restlichen Terminals können
mit Hilfe eines "Software-Updates" EMV-fähig werden. Problematisch für
die Schaffung der Terminalstandards in Deutschland waren die lange
fehlenden Spezifikationen. Mittlerweile existieren die entsprechenden
Software-Beschreibungen und ein einheitliches Abnahmeverfahren für die
Terminals.
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Die Netzbetreiber werden - wenn die Terminal-Software zum Download zur
Verfügung steht und die EMV-fähigen Terminals benannt worden sind -
damit beginnen, ihre Händler wegen der Umstellung anzusprechen.
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Aufgrund der bereits erwähnten Haftungsumkehr hat auch der Händler als
Karten-Akzeptant großes Interesse an einem EMV-fähigen Terminal.
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Die Umstellung der Kassenterminals soll, je nach Netzbetreiber, bis
Mitte 2008 vollzogen sein.
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Die Sparkassen-Finanzgruppe hat bisher einen großen Beitrag geleistet,
den kartengestützten Zahlungsverkehr für ihre Kunden durch die
EMV-Ausstattung der Debitkarten sicherer zu machen. Debitkarteninhaber
des S-Verbundes sind sowohl im Inland als auch im Ausland vollständig
vor Fälschungsschäden geschützt. Durch einen verantwortungsvollen
Umgang mit seiner Karte und seiner PIN kann der Karteninhaber einen
weiteren Beitrag dazu leisten, dass kartengestützter Zahlungsverkehr
sicher ist und bleibt. In einem nächsten Schritt gilt es nun, auch die
Kreditkarten mit einem EMV-Chip auszustatten.
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Mit Freischaltung begonnen
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Die Freischaltung der EMV-fähigen Geldautomaten hat begonnen, so dass
auch hier die Institute nach und nach von dem Liability Shift befreit
werden und damit der kartengestützte Zahlungsverkehr in Europa auf
eine sichere Plattform gestellt wird. Im Vergleich zu einigen anderen
europäischen Ländern ist Deutschland kartenseitig bezüglich der
EMV-Ausstattung sehr weit, auf der Akzeptanzseite gibt es aber
sicherlich noch einige Schritte zu tun. Insgesamt hat die deutsche
Kreditwirtschaft ihre Hausaufgaben gemacht und die Voraussetzungen für
die flächendeckende Nutzung des EMV-Standards geschaffen.

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