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Datumsspanne Sparkassen: Frühe Chipmigration rächt sich

Dass die Sparkassen von der Datumsspanne auf einer bestimmten Generation von Gemalto-Chipkarten besonders stark betroffen sind, liegt zweifellos zum Teil schlicht an ihrem hohen Marktanteil im Privatkundengeschäft. Daneben schlägt aber noch ein anderer Aspekt zu Buche, den man nur als ausgesprochenes Pech

bezeichnen kann. Betroffen sind nämlich nur Karten mit dem Chip-Betriebssystem Seccos 5. Und so gilt für die Sparkassenorganisation das gleiche wie für manchen Händler. Ausgerechnet das frühzeitige Engagement in Sachen Chip rächt sich nun. Emittenten, die erst mit Seccos 6 eingestiegen sind, blieben dagegen von der Problematik verschont.

Ihre technische Leistungsfähigkeit bewiesen haben die Sparkassen in der Krise vor allem hinter den Kulissen. Als die Schwierigkeiten bekannt wurden, wurden die verbundeigenen Geldautomaten so schnell umgestellt, dass die Problematik sich hier bald erledigte. So erklärt der DSGV, dass anfangs Commerzbank und Postbank in die Schlagzeilen gerieten, nicht aber die Sparkassen. Das ändert freilich nichts daran, dass man nun eine schnelle Lösung braucht, um die Einsatzfähigkeit der Karten im Ausland sicherzustellen. Als Notmaßnahme wurde all denjenigen Kunden, die in Winterurlaub reisen, ehe das Software-Update für die fehlerhaften Karten startet, der kostenlose Austausch ihrer ec- oder Kreditkarten angeboten, sofern das jeweilige Reiseland von Funktionseinschränkungen überhaupt noch betroffen ist.

Ab Februar soll dann der Daten-Update der Chipkarten starten - zunächst an Terminals in den Filialen (weil sich dies am schnellsten realisieren lässt), später auch an allen 25 700 Geldautomaten. Bei Redaktionsschluss funktionierte die entsprechende technische Lösung nach DSGV-Angaben bereits "unter Laborbedingungen". Um sie multiplikabel zu machten, galt es allerdings noch verschiedene Fragestellungen (unter anderem die Rechner kapazitäten) zu beantworten.

Bei der Entscheidung für den Software-Update anstelle des Komplettaustauschs der betroffenen Karten spielte vor allem die Zeitfrage die entscheidende Rolle: Das Update ist innerhalb weniger Wochen zu realisieren. Ein Komplettaustausch in dieser Größenordnung hätte mehrere Monate gedauert. Auch ist die "Reparatur" des Software-Fehlers auf dem Chip die kundenfreundlichere Lösung. Sie erspart den Kunden den Wechsel der gewohnten PIN.

Welche Lösung unter Kostengesichtspunkten die günstigere wäre, mag der DSGV nicht entscheiden. Schließlich spielen neben den Kosten für IT beziehungsweise Kartenproduktion und Versand auch die Kommunikationsprozesse (unter anderem Nachfragen am Telefon oder in den Filialen) mit den Kunden eine Rolle. Welcher Lösungsweg hier mit dem geringeren Aufwand verbunden ist, lässt sich wohl schwer prognostizieren. sb

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