Kartenstrategie

Handel - Termin für Chipmigration nicht zu halten

Die Deutsche BP hat mit der Rückkehr von electronic cash zu ELV einen Präzedenzfall geschaffen: Wenn im Hinblick auf das PIN-gestützte Debitverfahren die Wünsche der Akzeptanten nach mehr Systemsicherheit beziehungsweise einer Änderung der Konditionen nicht erfüllt werden, muss es nicht bei bloßen Missfallensbekundungen bleiben. Es gibt Alternativen.

Die im Zusammenhang mit der Chipkartenpanne vom Handel nun nicht zum ersten Mal vorgebrachten Forderungen haben damit eine neue Qualität erreicht. Für die Rettung von ELV in die Sepa-Welt haben Handel und Dienstleister bereits ein eigenes Forum geschaffen. Und ob die Kreditwirtschaft nun noch an Verfügbarkeitsgarantien und eine Überprüfung des Konditionenmodells für das Girocard-System herumkommen wird, scheint fraglich. Dafür war der Fall doch zu spektakulär.

Bei Umstellung der Akzeptanzterminals auf die Chiptechnik gibt es bereits eine erste Konsequenz. Da die jetzt vorgenommene Neukonfiguration der Chipterminals keine Dauerlösung sein kann und damit mancherlei Ungewissheiten verbunden sind (siehe Kasten auf Seite 8), haben große Handelsunternehmen wie zum Beispiel die Rewe Group bereits beschlossen, die Umstellung einstweilen auszusetzen, bis das Problem wirklich aus der Welt geschafft ist, im Zweifelsfall also, bis der Software-Update für die fehlerhaften Karten abgeschlossen ist - und man deren Erfolg, also die Einsatzfähigkeit der betroffenen Karten, erfolgreich testen konnte. Damit ist der gesetzte Umstellungstermin zur Jahresmitte 2010 nicht mehr zu halten, so die Einschätzung des HDE und anderer Branchenvertreter. Die von vielen Händlern geplante Umstellung zu Ostern ist somit in Frage gestellt. Und es werden Stimmen laut, die von der Kreditwirtschaft eine neuerliche Verlängerung der gesetzten Frist für die Umstellung auf TA 7.0 fordern.

Verdenken kann man Akzeptanten, die jetzt "mauern", diese Haltung zweifellos nicht. Warum sollte man den Umstieg auf eine Technologie vorantreiben, deren Funktionsfähigkeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht als gesichert angesehen werden kann und die mit so vielen Ungewissheiten verbunden ist? Das gilt für Fragen nach Zahlungs- und Verfügbarkeitsgarantie oder Haftungsfragen bei Transaktionen, die unter Rückgriff auf den Magnetstreifen abgewickelt werden müssen. Bislang ist auch völlig offen, wie man in Zukunft möglicherweise auftretende Probleme lösen will, wenn eines Tages der Magnetstreifen von den Karten verschwunden sein wird und diese Rückgriffsmöglichkeiten entfällt, mit der jetzt eine rasche Lösung gefunden wurde. Hier wird man den Kartenakzeptanten noch manche Frage beantworten müssen.

Das wiederum bleibt nicht ohne Auswir kungen auf die Kartenstrategien der Kreditinstitute. Schließlich funktioniert V-Pay nur an chipfähigen Terminals. Deutsche Emittenten brauchen sich zwar um die Einsatzfähigkeit ihrer V-Pay-Karten nicht zu sorgen. Sie ist dank Girocard-Co-Branding und dem Chipbetriebssystem Seccos 6, mit dem alle Karten in Deutschland ausgestattet sind, gesichert. Visa fürchtet jedoch, dass die nach wie vor dürftige Akzeptanz in Deutschland die Emission von V-Pay-Karten im benachbarten Ausland hemmen könnte. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X