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Partnertausch: Mastercard, Visa und die Fifa

bs - Im Jahr 2007 löst Visa den Konkurrenten Mastercard als
offiziellen Partner der Fifa ab. Diese Meldung sorgt im derzeitigen
WM-Rummel in Deutschland für einige zusätzliche Aufregung. Der neue
Vertrag mit Visa soll von Januar 2007 bis ins Jahr 2014 laufen, das
geschätzte Volumen beträgt 150 bis 200 Millionen Dollar. Im Zuge der
Erneuerung von Sponso-ring-Verträgen verkleinert die Fifa die Zahl
ihrer offiziellen Partner von 15 auf sechs. Für die Fifa-Fußball-WM
2010 in Südafrika ist eine Zahl von acht nationalen Förderern
vorgesehen statt wie in diesem Jahr sechs.
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Mastercard reagiert auf diese Nachricht mit der Ankündigung einer
Klage gegen den internationalen Fußballverband Fédération
Internationale de Football Association (Fifa) am Bezirksgericht für
den Southern District von New York. Das Unternehmen will eine
Verfügung erwirken, die die Fifa daran hindert, an der mit Visa
getroffenen Vereinbarung festzuhalten. Die Organisation habe gegen das
Erstangebotsrecht verstoßen, erklärt Noah Hanft, General Counsel der
Mastercard International. Die Fifa habe der Kartenorganisation
zugesichert, keine Vereinbarung mit einer dritten Partei
abzuschließen, doch genau das sei nun geschehen. Und das obwohl
Mastercard den Vertrag mit der Fifa bereits unterzeichnet und an die
Organisation zurückgeleitet habe.
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Bei der Fifa bleibt man ruhig: Man weise die Beschwerde zurück und
sehe der juritischen Auseinandersetzung gelassen entgegen, heißt es.
Fifa-Präsident Blatter betont, Mastercard habe zweimal die Möglichkeit
gehabt, den Werbevertrag zu verlängern. Erst danach sei man die neue
Verbindung mit dem Konkurrenten Visa eingegangen. Auch bei Visa ist
man der Meinung, dass man nicht viel zu verlieren habe. Hans-Benno
Preller, Acting General Manager Visa Europe, geht nicht davon aus,
dass Mastercard im bevorstehenden Rechtsstreit die besseren Karten
habe, doch selbst wenn das der Fall sei, stehe man genauso gut da wie
vorher - nämlich ohne Werbevertrag mit der Fifa.
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Das Unternehmen Mastercard ist in Sachen Fifa und Fußball-WM ein alter
Hase, schon seit der Weltmeisterschaft 1990 in Italien unterstützt die
Kartenorganisation die Fifa-Turniere, seit 1994 fungiert sie als
offizieller Partner, der für die Zahlungssysteme zuständig ist. Über
den Umfang des Vertrages mit der Laufzeit 2002 bis 2006 kann man nur
spekulieren, der Konzern gibt keine Einzelbeträge heraus. Die gesamten
Ausgaben für das Fußball-Sponsoring in den Jahren 2000 bis 2002
betrugen aber mehr als 160 Millionen Euro.
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Von der Weltmeisterschaft in Deutschland erhofft sich Mastercard
einiges: man erwartet fünf Millionen zusätzliche Übernachtungen und
800 Millionen Konsumausgaben durch ungefähr eine Million kreditaffine
ausländische Gäste.
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Um den Gebrauch der Karte kräftig anzukurbeln, rührt das Unternehmen
in vielen Teilnehmerländern die Werbetrommel. In Deutschland werden
zahlreiche Gewinnspiele für Mastercard-Inhaber und potenzielle
Neukunden veranstaltet, teils in Zusammenarbeit mit den
kartenausgebenden Banken, teils in Kooperationen mit dem Handel, zum
Beispiel mit Sixt, der Deutschen Bahn oder Premiere.
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Zudem wurde eine Einweg-Mastercard (natürlich mit WM-Motiv!)
herausgegeben, die mit einem fixen Guthaben ausgestattet ist. Sie kann
ohne Schufa und Legitimation gekauft werden und ist nicht an ein Konto
gebunden. Ansonsten bietet sie fast alle Funktionen der "echten"
Mastercard und soll ein Einsteigerprodukt mit Sammelfaktor sein. Als
Testimonials treten der deutsche Bundestrainer Jürgen Klinsmann und
der Ex-Fußballer Pelé auf und es wurde sogar ein eigenes
Bonus-Programm entwickelt: das "Masters Game", bei dem die Bonuspunkte
"Toore" heißen und bei dem man Prämien bekommen aber auch
"unbezahlbare Momente" (nämlich Karten für ein WM-Spiel) gewinnen
kann.
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Wer auch immer am Ende Recht behält und mit der Fußball-WM werben
darf: die jeweils andere Partei kann sich damit trösten, dass der
Nutzen des Sport-Sponsoring noch immer nicht in Zahlen gemessen werden
kann. Es bleibt unklar, ob sich die bisweilen astronomischen Ausgaben
wirklich auszahlen. Bei verschiedenen Untersuchungen anhand der
Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich haben Forscher beispielsweise
festgestellt, dass die Zuschauer Mastercard im Nachhinein fast genauso
häufig mit dem Konkurrenten Visa verwechselten wie sie das Unternehmen
korrekt als Sponsor der WM identifizierten.

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