Mobile Payment

Blue Code im Saarland

Seit Oktober können Kunden bei allen Globus-SB-Warenhäusern und Baumärkten im Saarland per Smartphone auf Basis von Blue Code bezahlen. Eingeführt wurde das Angebot gemeinsam mit der Sparkassen-Finanzgruppe Saar und BS Payone. An dem Pilotprojekt nehmen sechs SB-Warenhäuser und zwölf Bau- und Elektrofachmärkte von Globus sowie alle sechs Sparkassen im Saarland teil.

Das erste Blue-Code-Projekt der Sparkassen ist das nicht. Bereits Ende 2016 wurde Blue Code, initiiert von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, bei Konsum Dresden eingeführt. Die Sparkassen Köln-Bonn und Siegen, die Frankfurter und die Nassauische Sparkasse haben das Verfahren in den gastronomischen Einrichtungen des Studentenwerks Frankfurt und des Studierendenwerks Siegen eingeführt. Und auch beim Oktoberfest 2017 konnte bei etwa 40 Ausstellern und Gastronomen mit Blue Code mobil bezahlt werden. Das Projekt im Saarland ist aber vermutlich das bislang größte, zumal es - anders als in den Mensen in Frankfurt und Siegen - nicht in einer geschlossenen Umgebung zum Einsatz kommt.

Der Zeitpunkt mag merkwürdig scheinen - gerade jetzt, da die Sparkassen-Finanzgruppe ihr Mobile-Payment-Engagement für 2018 angekündigt hat. Ist das, was die Saarländer da tun, also ein Sonderweg, der die gemeinsame Linie ad absurdum führt und mit der die Sparkassen ihre eigenen Bemühungen selbst kannibalisieren?

Eher nicht, und zwar aus verschiedenen Gründen. Zum einen - und das hat auch der DSGV bereits im vergangenen Jahr so kommuniziert - ist Blue Code eine gute Möglichkeit, schon jetzt ein Mobile-Payment-Angebot bereitzustellen, noch ehe das mobile Bezahlen per Girocard aus den Startlöchern gekommen ist. In diesem Sinne ist Blue Code als Übergangslösung zu verstehen.

Für eine bloße Übergangslösung freilich würde sich ein Projekt wie das mit Globus im Saarland aber selbstredend nicht lohnen - schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Allein daran ist schon ersichtlich, dass Blue Code mehr ist als nur ein solcher Zwischenschritt.

Zwar ist es mehr als wahrscheinlich, dass ein sehr großer Anteil der Kunden künftig auch für das mobile Bezahlen auf die Debitkarte setzen wird, an die man sich beim bargeldlosen Bezahlen über die letzten Jahre gewöhnt hat. Für i-Phone-Nutzer kommt das aber nicht infrage, solange Apple die NFC-Schnittstelle nicht freigibt. Und danach sieht es bislang nicht aus, will das Unternehmen doch das eigene Bezahlsystem Apple Pay vorantreiben und hier bei den Banken mitkassieren.

Wird die virtuelle Girocard im Smartphone ein Erfolgsmodell, dann wird dies die Bereitschaft der Emittenten, die regulierten Erlösströme aus dem Kartengeschäft mit Apple zu teilen, eher nicht steigen lassen. i-Phone-Nutzer blieben dann aber vom mobilen Bezahlen in Deutschland abgeschnitten.

Eben hier kann Blue Code einspringen, da für dieses Verfahren die NFC-Schnittstelle nicht benötigt wird. Der Kunde muss lediglich die Blue-Code-App auf seinem Smartphone installieren und mit seinem Girokonto verbinden. Für den Bezahlvorgang erzeugt die App einen einmal gültigen Barcode, der an der Kasse abgescannt wird, worauf der Betrag in einem anonymisierten Zahlvorgang auf Basis der Token-Technologie sofort vom Girokonto abgebucht wird. Da in vielen Supermärkten aufgrund der Bauweise schwacher bis gar kein Handyempfang herrscht, funktioniert das Verfahren auch ohne Verbindung zum Mobilfunknetz. Die App hält immer eine bestimmte Anzahl an Barcodes bereit, die automatisch aufgefüllt werden, sobald das Handy wieder im Netz ist.

Weil das Verfahren vom Betriebssystem des Mobiltelefons unabhängig ist, könnte es also auch auf Dauer eine Alternative zur mobilen Girocard-Zahlung darstellen und ist insofern eher ein komplementäres als ein konkurrierendes Verfahren.

Bevor Banken und Sparkassen bundesweit auch auf Blue Code setzen, wird man vielleicht erst einmal die Einführung des mobilen Bezahlens per Girocard abwarten wollen. Das ist auch nur vernünftig, um die Kunden nicht gleich wieder mit einem Nebeneinander verschiedener Verfahren zu verwirren. Ist der erste Durchbruch des Mobile Payment aber erst einmal geschafft, könnte es durchaus sinnvoll sein, i-Phone-Nutzern mit Blue Code eine Alternative anzubieten. Dies wäre allein schon deshalb sinnvoll, weil diese Kundengruppe in Deutschland zwar deutlich kleiner ist als der Anteil jener, die ein Smartphone mit Android als Betriebssystem nutzen, aber doch eine vergleichsweise hohe Technikaffinität aufweist. Heißt: Unter den Apple-Kunden dürfte das Interesse für das mobile Bezahlen verglichen mit dem Durchschnitt eher hoch sein. Und dann ist Blue Code zwar vielleicht weniger attraktiv als Apple Pay, aber doch immerhin ein Angebot. Red.

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