Aufsätze

25 Jahre Dax - eine politische Würdigung

Der Deutsche Aktienindex, allgemein unter seinem Kurznamen Dax bekannt, kann in diesem Jahr auf eine 25-jährige Historie zurückblicken. Aus diesem Anlass soll der Dax aus einem wirtschaftspolitischen Blickwinkel betrachtet werden. Der Dax beinhaltet seit seiner Erstberechnung am 1. Juli 1988 die Aktienkurse der 30 größten börsengehandelten Unternehmen und repräsentiert aktuell rund 80 Prozent des in Deutschland an der Börse handelbaren Aktienkapitals. Damit besitzt der Dax eine enorme Aussagekraft als das Barometer der deutschen Wirtschaft.

Rechtliche Rahmenbedingungen bedeutsam für Stabilität

Der Dax verkörpert auf den zweiten Blick aber noch viel mehr als eine Aussage über die kraftvolle Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er steht für die gelungene Verbindung von Anlegerkapital und unternehmerischer Innovation, transparente und effiziente Kapitalmarktplätze, und er hat die Aktienkultur in Deutschland maßgeblich mitgeprägt. Die große Zahl der betroffenen Wirtschaftsbereiche und die vielfältigen ökonomischen Wechselwirkungen verdeutlichen die Bedeutung der Kapitalmarktstrukturen innerhalb des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesamtgefüges der Bundesrepublik Deutschland und darüber hinaus. Auch die Politik ist sich dieser Wirkungen bewusst und ergreift Maßnahmen zur Sicherung und Optimierung der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Die Börsen in Deutschland sind als regulierte, staatlich überwachte Börsenorganisationen mit einem öffentlich-rechtlichen Auftrag die idealen Marktplätze für aktiennotierte Unternehmen und Investoren. Denn Transparenz und Effizienz der Börsen setzen weltweit Standards und werden somit der herausragenden Position der in Deutschland börsennotierten Unternehmen gerecht. Die von der Deutsche Börse AG betriebene Frankfurter Wertpapierbörse in Frankfurt am Main ist hier als besonders erfolgreiches Beispiel eines hochentwickelten und leistungsfähigen Marktplatzes zu nennen. Die Transparenz erstreckt sich von den Veröffentlichungspflichten der an der Börse gehandelten Unternehmen bis hin zur vollständigen Nachvollziehbarkeit des Handelsgeschehens an der Börse.

Der Dax als Index aus 30 Aktienwerten erfüllt diese Transparenzanforderungen ebenfalls, da er nach klaren, öffentlich bekannten Regeln berechnet wird. Die ausgereiften rechtlichen Rahmenbedingungen für Besicherung und Abwicklung der Aktiengeschäfte an den Börsen sind ein bedeutsamer Faktor für die wirtschaftliche Stabilität in unserem Land. Ein Rückblick auf die 25-jährige Geschichte des Dax zeigt, dass wirtschaftliche Krisenzeiten zwar Spuren in seiner Entwicklung hinterlassen haben, das System aber immer funktioniert hat und sich erfolgreich weiterentwickeln konnte.

Aktienkultur in Deutschland verbesserungswürdig

Trotz der vorgenannten Vorteile der Kapitalanlage in Aktien investiert in Deutschland nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Bevölkerung sein Geld in Aktien. Dies erscheint verbesserungswürdig. So bietet die Aktie eine Teilhabemöglichkeit am wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und könnte damit einen wertvollen Beitrag zur Lösung gesellschaftspolitischer Aufgaben leisten. Beispielhaft sind die Altersvorsorge und die allgemeine Wohlstandsvermehrung durch eine bessere Vermögensbildung zu nennen. Auch zur Finanzierung der Energiewende und von Infrastrukturprojekten als gesellschaftliche Aufgabe kann eine breite Finanzierungsbasis durch Investitionen der Bürger einen wertvollen Beitrag leisten.

Die mit der Beteiligung an einem Unternehmen einhergehenden Risiken können dabei durch einfache Anlagestrategien oder moderne, der Risikominderung dienende, Finanzinstrumente reduziert werden. Die Politik kann die Aktienkultur in Deutschland durch Maßnahmen zur Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte, wie jüngst durch das Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräuchen im Hochfrequenzhandel, und durch die Vermittlung wirtschaftlicher Kompetenzen im Rahmen der Bildung, weiter fördern.

Zusammenwirken von Wirtschaft, Politik und Bürgern

Die Entwicklung des Dax zeigt es eindrucksvoll, es geht nicht immer nur bergauf. Zuletzt hat die Finanzkrise deutliche Spuren im Kursverlauf des Dax hinterlassen. In solchen Krisenzeiten sieht sich die Politik ganz besonders der Forderung gegenüber, von ihren wirtschaftspolitischen Steuerungsbefugnissen Gebrauch zu machen. Aufgrund der immer komplexeren ökonomischen Zusammenhänge ist dabei besondere Sorgfalt und außerordentliche wirtschaftliche Kompetenz notwendig. Ein Beispiel hierfür ist die geplante Finanztransaktionssteuer (FTS), welche den Kapitalmarkt und daher das direkte Umfeld des Dax erheblich beeinflussen könnte. Anlass und Ziel der FTS, die wirtschaftliche Beteiligung der Finanzindustrie an den Kosten der Finanzkrise, erfährt in weiten Teilen von Gesellschaft und Politik Zustimmung.

Allerdings trifft die Ausgestaltung der FTS nicht nur aus den Reihen der Betroffenen auf starke Kritik. Die Deutsche Bundesbank äußert zu Recht Bedenken hinsichtlich der Folgen der FTS. Zu stark seien die Nachteile für die Realwirtschaft, die Altersvorsorge und stabilitätsfördernde Bereiche des Finanzsektors wie Verbundsysteme. Auch Verlagerungen von Geschäftsbereichen in Länder außerhalb des Geltungsbereichs der FTS seien zu erwarten. Derartige Belastungen für die Bürger und die Schwächung unseres Wirtschaftsstandortes sind abzulehnen. Eine wirkliche Beteiligung des Finanzsektors an der Krisenbewältigung kann nur über eine stringent zu regelnde Eigentümer- und Gläubigerhaftung erreicht werden. Dies entspricht dem Grundsatz der Haftung für eingegangenes Risiko und führt zu besserer Ressourcenallokation durch die Finanzmarktteilnehmer.

In der Gesamtschau ist festzuhalten, dass die 25-jährige Erfolgsgeschichte des Dax und Co. dem Zusammenwirken von Wirtschaft, Politik und Bürgern zu verdanken ist. Die Wirtschaft sorgt für Innovation und Produktivität, die die Bürger als Arbeitnehmer oder Investoren umsetzen oder finanzieren. Die Politik schließlich ist für die gesetzlichen Rahmenbedingungen verantwortlich, die die Aktivitäten fördern können. Es gilt das Erreichte gemeinsam zu sichern und weiter auszubauen, damit der Dax bei seinem 50. Geburtstag genauso gut dasteht wie heute.

Florian Rentsch , Vorsitzender des Vorstands , Verband der Sparda-Banken e.V., Frankfurt am Main
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