Bankenchronik

8. Januar 2011 bis 26. Januar 2011

Ihre quantitativ ausgerichtete Eigenhandels-Einheit Process-Driven Trading will die US-Bank Morgan Stanley abspalten und daraus ein eigenständiges Beratungshaus machen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits mit den Mitarbeitern getroffen. Diese sollen bestimmte Assets von dem US-amerikanischen Kreditinstitut übernehmen und damit die Gesellschaft PDT Advisors neu gründen. Im Gegenzug besteht für die Bank die Möglichkeit, sich an dem Beratungsunternehmen zu beteiligen. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren soll Letzteres zunächst Teil von Morgan Stanley bleiben und auch Gelder für die Bank verwalten.

Die ehemals als Karstadt Hypothekenbank firmierende Valovis Bank AG, Essen, und ihre Tochter Valovis Commercial Bank AG, Neu-Isenburg, wollen fusionieren. Ziel ist es insbesondere, die Refinanzierung der bisherigen Kreditkartentochter durch die Pfandbrieflizenz der Mutter zu vereinfachen. Das fusionierte Institut mit den Kerngeschäftsfeldern Kreditkarten, Absatzfinanzierung, Konsumenten- und Mittelstandsfactoring sowie der Finanzierung von Handelsimmobilien, soll seinen Firmensitz in Essen haben.

Ein Übernahmeangebot an die Aktionäre des angeschlagenen britischen Fondsmanagers Gartmore hat der australisch-britische Wettbewerber Henderson unterbreitet. Demnach sollen 92,1 Pence je Aktie gezahlt werden, was einer Gesamtbewertung von knapp 400 Millionen Euro entspricht. Beglichen werden soll der Kaufpreis in neuen Aktien, wodurch die Gart-more-Aktionäre nach der Transaktion mit 22,5 Prozent an der neuen Mutter beteiligt wären. Gemeinsam verwalten beide Unternehmen ein Volumen von rund 78 Milliarden britischen Pfund.

Für knapp 2,2 Milliarden US-Dollar verkauft die American International Group (AIG) ihre taiwanesische Lebensversicherungstochter Nan Shan an den lokalen Mischkonzern Ruentex und den Schuhfabrikanten Pou Chen. Mit dem Erlös sollen Unterstützungsgelder des US-Staates zurückgezahlt werden, die das US-Unternehmen in Höhe von 182 Milliarden US-Dollar in Anspruch genommen hat.

Das Geschäft mit dem Pensionsmanagement für ihre 200 bedeutendsten Unternehmenskunden in Deutschland bündelt die Allianz-Gruppe, München, künftig in einer neuen Einheit Allianz Corporate Pension Advisors. In Letzterer sollen die entsprechenden Aktivitäten der Tochtergesellschaften für Lebensversicherungen und Investmentfonds zusammengefasst werden.

Auf Anordnung der britischen Finanzaufsichtsbehörde Financial Services Authority (FSA) muss die Großbank Barclays eine Summe von 7,7 Millionen britischen Pfund bezahlen, weil rund 12000 Kunden nicht risikogerechte Anlageempfehlungen gegeben wurden. Die Gesamtsumme aus entsprechenden Schadensersatzzahlungen und der nun verhängten Strafe schätzt die FSA auf rund 60 Millionen britische Pfund (umgerechnet knapp 72 Millionen Euro). Zuvor war der Royal Bank of Scotland eine Zahlung von 2,8 Millionen Pfund auferlegt worden, weil diese mit Kundenbeschwerden nicht den Anforderungen gemäß umgegangen war.

Die Hamburger Kaffee-Kette Tchibo hat den Verkauf von Versicherungen vollständig aufgegeben. Kooperationspartner von Tchibo war die Asstel Versicherungsgruppe, die Direktversicherungstochter der Gothaer Versicherungen, Köln. Ein bereits laufender Rechtsstreit mit Verbraucherschützern über den Vertrieb von Policen im Einzelhandel soll von der Geschäftsaufgabe nicht beeinträchtigt sein. Im Sommer hatte das Landgerichtt Hamburg in erster Instanz den Verkauf über die Filialen untersagt. Derzeit beschäftigt sich das Oberlandesgericht mit dem Fall.

Die Sparkassenverbände in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg empfehlen ihren insgesamt fast 80 Sparkassen, künftig ihr gesamtes Wertpapiergeschäft über die Deutsche Wertpapier-Service Bank AG (DWP-Bank), Frankfurt am Main, abzuwickeln. Die entsprechenden Verträge mit den Instituten aus Rheinland-Pfalz seien bereits unterschrieben worden. Aktuell nutzen die Institute für die Wertpapierabwicklung eine Plattform der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Stuttgart. Ab 2013 werden 25 rheinlandpfälzische Sparkassen die Dienstleistungen der DWP-Bank in Anspruch nehmen, im Jahr darauf sollen die 53 Institute aus Ba-den-Württemberg folgen.

Erstmals ist Ende Januar dieses Jahres der neue Europäische Rat für systemische Risiken, der European Systemic Risk Board (ESRB) zusammengekommen. Aufgabe des ESRB ist es, systemische Risiken im Finanzsystem zu identifizieren und gegenüber den Aufsichtsgremien und der Politik gegebenenfalls Warnungen und Handlungsempfehlungen auszusprechen. Dabei hat das Gremium keine eigenen Regulierungsbefugnisse, offizielle Gefahrenhinweise kann es nur mit einer Zweidrittelmehrheit aussprechen. Der ESRB will sich voraussichtlich viermal im Jahr treffen, mindestens zweimal jährlich muss der Vorsitzende dem Europäischen Parlament berichten und sich den Fragen der Abgeordneten stellen (siehe auch Leitartikel in diesem Heft).

Die Hamburger Berenberg Bank bietet ihr Private Banking künftig auch in England an. Insbesondere liege der Fokus dabei auf der strategischen Asset Allocation. Die Privatbank ist seit 2003 in London vertreten und beschäftigte dort bislang rund 100 Mitarbeiter in den Bereichen Research und Sales. Die neue Vertriebseinheit soll bis zum Jahresende 2011 zehn Mitarbeiter umfassen.

Ende Januar 2011 wurde die erste Anleihe des Euro-Rettungsschirms European Financial Stability Facility (EFSF) am Markt platziert. Die Tranche von fünf Milliarden Euro sei rund achtfach überzeichnet gewesen, heißt es von der EU-Kommission. Der Emmissionskalender sieht vor, dass der EFSF in diesem Jahr weitere 11,5 Milliarden Euro besorgt und 2012 noch einmal zehn Milliarden Euro. Für den Schwesterfonds European Financial Stability Mechanism (EFSM) sind 17,6 Milliarden Euro im laufenden und 4,9 Milliarden Euro im kommenden Jahr geplant.

Für eine nicht genannte Summe übernimmt die auf Asien ausgerichtete britische Großbank Standard Chartered das Auto- und Konsumentenkreditgeschäft von GE Money in Singapur, einer Tochter der Finanzsparte des US-Mischkonzerns General Electric. Im Rahmen der Transaktion, deren Abschluss für das erste Quartal in Aussicht gestellt wird, geht ein Kreditvolumen von 1,8 Milliarden US-Dollar über.

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