Gespräch des Tages

Europäischer Fondsverband - Alles einfacher bitte

Die neue, europäische Ogaw-(Ucits)-Direktive für Investmentfonds, die
EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) beim Asset
Management, strukturierten Produkten und im Vertrieb, die
Prospektrichtlinie zusätzlich noch für strukturierte Produkte und dann
noch eigene Regelwerke für Lebensversicherungen und
Pensionseinrichtungen sowie nationale Standards -etwa für Hedge- oder
Immobilienfonds - geht es nach dem europäischen Fondsverband Efama
(früher Fefsi) ist die Regulierung im zusammenwachsenden Europa viel
zu komplex. Nicht nur, dass darunter die Harmonisierung leidet. Auch
in den Kassen der Investmentgesellschaften schlage sich dies negativ
nieder: Die Verwaltungsaufwendungen der Fondsbranche steigen um bis zu
2,6 Milliarden Euro jährlich, wird vorgerechnet. Hinzu kommen die
Kosten für den Betrieb eigener Kapitalanlagegesellschaften in den
einzelnen Ländern, in denen Produkte vertrieben werden sollen.
Insgesamt bis zu sechs Milliarden Euro an Mehrkosten rechnet eine
Studie den fragmentierten Investmentstrukturen zu. Am Ende müsse dabei
natürlich auch der Anleger zuzahlen.
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Dabei könnte alles doch viel einfacher sein, sagt Efama: zwei
Regulierungen, eine für Produktion und Verwaltung (Investment
Management Directive) und eine für den Vertrieb (Distribution
Directive), gültig für alle Finanzprodukte von Investmentfonds über
die freie Vermögensverwaltung, strukturierten Anlagen und Hedgefonds
bis hin zu fondsgestützten Versicherungs- und Pensionsprodukten -
schließlich seien sich all diese Ausgestaltungen im Grunde ähnlich.
Damit ließe sich das erweiterte Asset Management europaweit mit einer
angebrachten Regulierung als dritte Säule neben dem Bank- und
Versicherungsgeschäft aufstellen. Allerdings kann dies freilich nur
ein Langfrist-Ziel sein. In einem ersten, konkreten
Harmonisierungsschritt will der Interessenverband offene
Immobilienfonds künftig in die Fondsrichtlinie Ucits zur europaweiten
Regulierung von Investmentfonds mit einbezogen sehen - also die
Etablierung eines europäischen Immobilienfonds vorantreiben. Damit
müssten diese nicht in jedem EU-Land einzeln zum Vertrieb zugelassen
werden. Der Zeitrahmen bis 2010 verdeutlicht schon den Umfang eines
solchen Vorhabens - falls dies bis dahin überhaupt realistisch ist.
Die einfache, grenzüberschreitende Fusion aller (Wertpapier-)Fonds sei
für zusätzliche Effizienzgewinne zudem unabdingbar. Generell
erstrebenswert sei ein europaweit gültiger "Pass" für
Kapitalanlagegesellschaften, damit keine eigene KAG-Tochter pro Land
mehr notwendig ist.
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Es wird wohl lange dauern, da macht man sich auch beim Verband nichts
vor, bis harmonisierte Regulierungen zu erwarten sind. Auch wenn die
"größere Offenheit bei der EU-Kommission" bei Efama Hoffnung für die
Vorhaben weckt und die aktuell geplanten EU-Eigenmittel für
Versicherer (Solvency II) immerhin an die Eigenkapitalregeln für
Banken nach Basel II angelehnt - also harmonisiert - sind: Man übt
sich in Bescheidenheit und ist froh, wenn es wenigstens in kleinen
Schritten vorwärts geht.

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