Gespräch des Tages

Firmenkunden - Der umworbene Mittelstand

Mehr denn je drängen deutsche Banken und Sparkassen in das Geschäft mit mittelständischen Unternehmen. Neben den Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die hier traditionell stark engagiert sind, versuchen auch die Großbanken fester Fuß zu fassen. Die Landesbanken hoffen ebenfalls auf neues Geschäft, ganz zu schweigen von den ausländischen Kreditinstituten, die um die Gunst der Firmenkunden werben und mit ihrer internationalen Vernetzung punkten können. Dass der verschärfte Wettbewerb auch auf die Margen drückt, steht hierbei immer im Raum. Verschiedene Aspekte aus diesem dennoch attraktiven Geschäftsfeld wie die Ertragspotenziale, Entwicklung der Kreditvergabe und das Anlageverhalten von Mittelständlern sind Gegenstand aktueller Studien.

Eine Untersuchung der Unternehmensberatung Bain & Company belegt die Attraktivität des Geschäftsfeldes in Zahlen. Die Erträge im Corporate-Banking beliefen sich demzufolge für deutsche Kreditinstitute im Jahr 2012 auf 25,3 Milliarden Euro. Sie lagen damit etwa 53 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2007. Für die Profitabilität wird eine Steigerung von 46 Prozent errechnet. Als wesentlicher Grund für das Plus bei der Rentabilität wird hier jedoch die seit 2010 deutlich rückläufige Kreditrisikovorsorge ausgemacht. Sie lag Ende 2012 nicht einmal bei 20 Prozent der Spitzenwerte im Rezessionsjahr 2009. Als Quelle von Erträgen darf man die Risikovorsorge sicherlich mit Vorbehalt betrachten: Sollte sich die Konjunktur wieder eintrüben, so kehren sich die Vorzeichen bei diesem Posten schnell um. Doch auch die Kostendisziplin der Banken und mithin eine rückläufige Aufwand-Ertrags-Quote von zuletzt durchschnittlich 39 Prozent gegenüber 44 Prozent Anfang 2007 verbesserten die Ergebnisse.

Der Kreditmarktausblick der KfW offenbart, dass die konjunkturelle Belebung - trotz ihrer positiven Auswirkungen auf die Risikovorsorge - noch nicht im Kreditneugeschäft wirkt (siehe dazu auch Firmenkunden pfui - Privatkunden hui). Nach deren Zahlen wird das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen im dritten Quartal 2013 etwa um 6,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals liegen. Im zweiten Quartal stand schon ein Minus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu Buche. Die Erholung des deutschen Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal und die zaghafte Belebung der Investitionen schlagen sich also noch nicht in einer erhöhten Nachfrage nach Darlehen nieder. Das erklärt die KfW aber folgendermaßen: Der leichte Anstieg der Unternehmensinvestitionen ist hauptsächlich auf Ausrüstungsinvestitionen zurückzuführen, die die Unternehmen tendenziell selbstund nicht kreditgestützt finanzieren. Erst wenn die Wirtschaftsbauinvestitionen spürbar anziehen, wird der Kreditmarkt nach Einschätzung der Förderbank wieder wachsen. Das dürfte frühestens zum Jahresende der Fall sein.

Diese Zurückhaltung zeigt sich auch auf der Einlagenseite. Zwar nehmen die mittelständischen Betriebe Realinvestitionen vor, noch stärker jedoch horten sie - aufgrund einer unverändert empfundenen Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung - Liquidität, wie die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Detmold in einer von der Commerzbank finanzierten Studie resümiert. Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen haben 2013 gegenüber dem Vorjahr einen erhöhten Bedarf an Finanzanlagen. Im Durchschnitt wollen die Firmen rund 3,1 Millionen Euro anlegen gegenüber 1,2 Millionen Euro im Jahr 2011 und 100 000 Euro in 2009.

Dabei steht die Sicherheit der Anlageform für die Unternehmen an erster Stelle. An zweiter Stelle folgt noch vor der Verzinsung der Anlage der Wunsch nach geringen Abschlusskosten. Das ist neu und spricht dafür, dass die Betriebe den gesteigerten Wettbewerbsdruck auf Bankenseite wahrnehmen und für sich nutzen. Offenbar setzt sich hier aber auch die Erkenntnis durch, dass gerade beim derzeitigen Zinsniveau für eine auskömmliche Rendite die Kosten zu berücksichtigen sind. Für ihr angelegtes Geld erwarten die Unternehmen im Durchschnitt nur noch eine Mindestverzinsung von 1,8 Prozent. Damit ist die Renditeerwartung im Verlauf der vergangenen Jahre deutlich gesunken. Sie ist aber trotzdem noch höher als die erzielbaren Zinsen, die mit den von Mittelständlern bevorzugten Anlageformen erzielt werden können. Die am häufigsten genannten Anlageinstrumente sind mit 97 Prozent Sichteinlagen beziehungsweise laufende Konten, mit 87 Prozent Festgelder und mit 15 Prozent Geldmarktfonds.

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