Gespräch des Tages

KKB/Citi - Anmerkungen zu einer besonderen Bank

Wenn man Banken mag, die Großen wie die Kleinen, die der Kommunen aller Art wie die der bürgerlichen Genossen, darf man trauern. Denn mit den Vielen, die in diesen Monaten verschwinden, für immer verloren, geht ein gewaltiges Stück Wirtschaftsleben dahin. Gewiss wird es Leute geben, die laut sagen, das sei "eigentlich" kein Schaden, weil der kreditwirtschaftliche Kapitalismus die allgemeine Ökonomie samt der gewöhnlichen Menschen doch meistens nur bedrücke und ausbeute statt sie zu stützen und zu stärken. Aber dass es nur die Vielfalt des Marktes ist, die die gefürchtete "Macht der Bank(en)" begrenzt, werden die Kritiker natürlich wieder erst lernen, wenn es zu spät ist.

Die "deutsche" Citibank, die es morgen nun auch nicht mehr so geben soll, wie sie allemal eine Marke im Kreditwesen geworden war, gehört ohne Weiteres zu den faszinierendsten Instituten der letzten Jahrzehnte. Das beginnt schon mit ihrem Ursprung hierzulande, mit der KKB Kundenkreditbank der Kaminskys in Königsberg und dann vor allem in Düsseldorf. Walter Kaminsky entwickelte die hersteller- und händlerbezogene Absatzfinanzierung als Erfolgreichster schon im Vorkriegsdeutschland zu einem echten Bankgeschäft. Sarrazinisch ausgedrückt: Er emanzipierte die nationale Unterschicht, machte Proleten kreditfähig und kreditwürdig.

Das hatte, weiß Gott, seinen Preis und seine Bedingungen. Der KKB-Ratenkredit war teuer, die Rate neigte zur Unendlichkeit. Die "Zinsknechtschaft der Massen" war zwar nicht das Geschäftsprinzip der großen und immer größeren Teilzahlungsbank. Aber sie lebte durchaus gut davon. Und das Wunderbare an der ganzen Geschichte war, dass diese KKB in den deutschen Industrielandschaften mitnichten den Hass ihrer besonderen Klientel auf sich zog. Nein, ganz im Gegenteil. Die kleinen Leute kamen und blieben: Sie fühlten sich endlich bei einer Bank willkommen und respektiert. Als Stefan Kaminsky und Günther Schneider dann aus dem Teilzahlungsinstitut eine spezielle Vollbank bauten, weil sie zu Recht den Refinanzierungslinien der Großbanken nicht trauten, wuchs diese neue KKB in ihre Blüte hinein: Eine "Bank für Menschen" mit Filialen gerade auch in den sozialen Brennpunkten, mit einem knappen Sortiment an "gelernten Produkten" wie dem Spargirokonto, mit Mietläden für allerlei Alltägliches. KKB-Kunde zu sein, gewann eine ideologische Komponente. Welch eine Zukunft! Dann aber brach eine große Privatbank zusammen, die ein Viertel der KKB-Anteile hielt, und weil die Citibank-USA auch schon soviel besaß, kaufte sie zu - und majorisierte.

Auch die neue Citi-KKB war zunächst etwas Besonderes für den deutschen Markt. Sie nahm in vielem vorweg, was viel später die Diba auszeichnete. Direktverkauf, Preiswettbewerb, neue Produkte wie vor allem die Karten, Technik am PoS. Hätte die Citi-KKB Geduld haben dürfen - die Ära der Direktbanken wäre in Deutschland keine großartige geworden. Aber auch in diesem Fall hat das US-Konsumentenbanking Europa nicht begriffen. Dass der Erfolg der deutschen Tochter in ihrer Zielgruppe "untere Mittelschicht" begründet war, konnten und konnten die Amerikaner nicht begreifen. Mit Gewalt geradezu drängten sie ihre Düsseldorfer in die Konkurrenz mit dem Marktführer Sparkasse hinein, verstanden den Ratenkredit höchstens als Schlüssel zu mehr und zum Kreditkartengeschäft, entsetzten sich über ungewohnte Risiken. Die deutsche Citi verlor mehr und mehr ihre "klassische" Physiognomie. Die Namen der Vorstände, nein, man musste sie sich nur merken, wenn es hübsche, kluge Frauen waren - kurzfristig. Vielleicht fällt den Franzosen - Targo Bank - wenigstens dazu eine aussichtsreiche Zukunft für eine attraktive Vergangenheit ein. K. O.

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