Standortwettbewerb

München: das zweite wichtige deutsche Finanzzentrum

Frankfurt gilt als der deutsche Finanzplatz schlechthin. Dabei vergessen viele, dass es in Deutschland noch ein zweites wichtiges Finanzzentrum gibt: München. Die bayerische Landeshauptstadt liegt im Banking und beim Thema Börse zwar deutlich hinter Frankfurt zurück, in etlichen anderen Bereichen des Finanz- und Versicherungswesens aber um Längen vor der Main- Metropole. Das gilt nicht nur für die Versicherungswirtschaft, auch wenn diese den Finanzplatz München maßgeblich prägt.

Die Versicherungswirtschaft

Tatsächlich wird München sowohl innerhalb Deutschlands als auch international vor allem als Versicherungsstandort wahrgenommen. Das liegt zuvorderst daran, dass hier mit der Allianz und der Munich Re zwei der weltweit wichtigsten Versicherungskonzerne sitzen. Darüber hinaus sind allerdings auch andere Versicherungskonzerne in der bayerischen Landeshauptstadt beheimatet, die europa- und/oder deutschlandweit sehr wichtige Rollen spielen. Insgesamt haben in München rund 60 Versicherungsunternehmen ihren Sitz, schätzt die Stadtverwaltung. Genauere Zahlen will sie in den kommenden Monaten im Rahmen einer groß angelegten Studie ermitteln. Exakte Daten gibt es allerdings seit Langem zur Mitarbeiterzahl. Sie verdeutlichen die dominierende Rolle, die der Versicherungsstandort München innerhalb Deutschlands einnimmt.

Eine Mitte 2010 durchgeführte Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für den Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland weist für München (inklusive des Vororts Unterföhring) 32 880 Beschäftigte in der Versicherungswirtschaft aus. Das sind 5200 Beschäftigte mehr als am zweitwichtigsten deutschen Versicherungsplatz Köln. In Frankfurt waren zur selben Zeit dagegen nur 8 210 Menschen in der Versicherungswirtschaft beschäftigt. Damit landeten die Hessen beim Thema Versicherungen abgeschlagen auf Platz 10.

Zurückhaltung und Verschwiegenheit

Im Gegensatz zu Frankfurt, wo die Ban-ken-Hochhäuser das Stadtbild dominieren, nimmt man die Versicherungskonzerne in München aber kaum wahr. Die Allianz sponsert zwar die Allianz-Arena und hat sich das bis 2021 geltende Namensrecht 90 Millionen Euro kosten lassen - entsprechend prangt ihr Logo am Stadion des FC Bayern München -, ansonsten ist der Schriftzug das Konzerns in der Stadt aber kaum präsent. Selbst an der unscheinbaren Allianz-Konzernzentrale in der Königinstraße in der Nähe des Englischen Gartens sucht man das Logo vergeblich.

Dies allerdings entspricht der generellen Attitüde der Allianz, für die Zurückhaltung und Verschwiegenheit mit zu den obersten Firmenprinzipen zählt. Welche Stellung die Allianz im internationalen Versicherungsgeschäft einnimmt, verdeutlichte Vor-stands-Chef Michael Diekmann aber auf der jüngsten Hauptversammlung des Konzerns, als er auf Aktionärskritik über das angeblich übertriebene Understatement der Gesellschaft reagierte.

Nummer eins nach der Börsenkapitalisierung

Demnach ist die Allianz global die Nummer eins der Versicherungswirtschaft insgesamt, die Nummer eins im Schaden- und Unfallgeschäft, die Nummer drei im Leben- und Krankenversicherungsgeschäft, die Nummer eins in der globalen Kreditversicherung und die Nummer zwei im aktiven Asset Management. Darüber hinaus sei die Allianz seit 2008 gemessen an der Börsenkapitalisierung der weltweit größte Versicherungskonzern. Die Financial Times Deutschland bescheinigte dem Konzern folgerichtig, er sei das einzige wirkliche Schwergewicht der deutschen Finanzwirtschaft. "Während Commerzbank und selbst die Deutsche Bank in der Weltrangliste nur Mittelmaß sind, spielt die Allianz ganz oben mit".

In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: Im Geschäftsjahr 2010 erwirtschaftete die Allianz einen Umsatz von 106,5 Milliarden Euro, ein operatives Ergebnis von 8,2 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 5,2 Milliarden Euro. Das war das drittbeste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens. Die Zahl der Mitarbeiter lag Ende des Geschäftsjahres bei 151000. Dies waren rund 50000 mehr als die Deutsche Bank zum gleichen Stichtag beschäftigte. Auch bei den Assets under Management ist die Allianz Group eine Größe für sich. Sie verwaltet aktuell über 1,5 Billionen Euro. Der überwiegende Teil davon sind Third Party Assets, gut 450 Milliarden Euro sind eigene Assets des Konzerns.

In München selbst sind rund 11000 Menschen bei der Allianz beschäftigt. Deutschlandweit sind zirka 48000 Mitarbeiter für die Allianz tätig, und außerhalb der Bundesrepublik sind es rund 103000. Auch dies zeigt, wie international der ehedem die Deutschland AG prägende Konzern inzwischen aufgestellt ist.

Rentengeschäft aus München gemanagt

Neben der globalen Konzernzentrale ist in München auch die Allianz Deutschland ansässig, unter deren Dach sich unter anderem die Allianz Private Krankenversiche-rungs-AG befindet, die ebenfalls ihren Sitz in München hat. Weitere in der bayerischen Landeshauptstadt angesiedelte Töchter sind unter anderem die Immobiliengesellschaft Allianz Real Estate und vor allem auch Allianz Global Investors (AGI).

Der Asset Manager des Allianz Konzerns hat mit dem Rentenfonds-Spezialisten Pimco den größten Anleiheninvestor der Welt in seinen Reihen. Dieser steuert seine Geschäfte vor allem von seinem Sitz im kalifornischen Newport Beach aus und sorgt damit regelmäßig für viel Aufsehen; zuletzt als bekannt wurde, dass Pimco US-Staatsanleihen aus seinen Depots verbannt hat. Von München aus wiederum managt AGI das Rentengeschäft für Deutschland und Pimco Europe, während in Frankfurt das Aktienfondsmanagement angesiedelt ist. Dies ist unter anderem auch der jüngeren Vergangenheit geschuldet, als zunächst im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz der "dit" und später beim Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank die Cominvest zur Allianz gekommen sind.

Der weltgrößte Rückversicherer

In Nachbarschaft zur Allianz, ebenfalls in der Königinstraße, ist die Munich Re angesiedelt. Der weltgrößte Rückversicherer hat in seinem Stammgeschäft mindestens eine ebenso große Bedeutung wie die Allianz im Erstversicherungsbereich. Mit Nikolaus von Bomhard hat er zudem einen Vorstandsvorsitzenden, der national und international hoch angesehen ist - und damit den Finanzplatz München maßgeblich mit prägt.

Das internationale Wesen des Konzerns wird indirekt auch durch seine Aktionärsstruktur verdeutlicht. Hier findet sich mit Warren Buffets Berkshire Hathaway seit Anfang 2010 ein Unternehmen, der nicht nur seinen Anteil an dem Münchner Konzern auf inzwischen über 10 Prozent aufgestockt hat, sondern auch im Besitz des Munich-Re-Konkurrenten General Re ist.

Ihren weltweiten Marktanteil in der Scha-den-/Unfall-Rückversicherung beziffert die Munich Re auf zirka 14 Prozent. Ihre größten Märkte sind dabei Europa, wo sie 2010 Bruttobeiträge in Höhe von 8,3 Milliarden Euro verzeichnete, und Nordamerika mit Bruttobeiträgen in Höhe von 9,4 Milliarden Euro. Neben ihrem traditionellen Geschäftsfeld verfügt die Munich Re über zwei weitere Standbeine: das Erstversicherungsgeschäft unter dem Dach der in Düsseldorf beheimateten Ergo Versicherungsgruppe sowie über Munich Health. Unter dieser Marke bündelt sie seit 2009 ihre weltweite Gesundheitsexpertise in der Erst- und Rückversicherung und im Risikomanagement. Während Munich Health sowohl europa- als auch weltweit stark aktiv ist, ist die Ergo trotz eines zunehmenden internationalen Geschäfts in Zentral- und Osteuropa sowie in Asien nach wie vor insbesondere auf den deutschen Markt ausgerichtet. Hier ist sie mit einem Marktanteil von 7,7 Prozent die Nummer zwei im Erstversicherungsgeschäft.

Mit der DAS ist wiederum eine der wichtigsten Ergo-Töchter in München ansässig. Der führende europäische Rechtsschutz-Versicherer kommt in Deutschland auf einen Marktanteil von 13,3 Prozent. Er ist zudem in weiteren 15 europäischen Ländern vertreten, aber auch in Südkorea und Kanada aktiv. In den Auslandsmärkten liegt der Marktanteil des Rechtsschutz Versicherers bei durchschnittlich 20 Prozent.

Auch ihre Kapitalanlage-Aktivitäten steuert die Munich Re zentral von München aus. Rund 700 der zirka 750 Mitarbeiter ihrer Asset-Management-Tochter Meag sind hier beschäftigt. Diese verwalten nahezu alle Kapitalanlagen der Munich Re und der Ergo. Insgesamt hatte die Gesellschaft zum 31. Dezember 2010 über 207 Milliarden Euro under Management. Davon entfielen 197 Milliarden Euro auf den Konzern und über 10 Milliarden Euro auf externe private und institutionelle Kunden. Damit ist die Meag nicht nur die Nummer drei unter den deutschen Vermögensverwaltern, sondern betreut auch wesentlich mehr Gelder als große Frankfurter Asset Manager wie beispielsweise die Deka-Bank oder die Union Investment.

Öffentlicher Versicherer

Von den insgesamt knapp 47000 Mitarbeitern der gesamten Munich Re Gruppe wiederum sind rund 6000 in München beschäftigt. Allein 3700 davon sind im Rückversicherungsbereich tätig.

Die Versicherungskammer Bayern ist die dritte im Bunde der großen Münchner Versicherungskonzerne. Der öffentliche Versicherer rangiert mit einem steigenden Marktanteil von zuletzt 4 Prozent (2010) auf Rang 8 unter den deutschen Erstversicherern. Und dies, obwohl er nur regional tätig ist. Dabei hat die Versicherungskammer ihren Aktionsradius allerdings sukzessive ausgebaut. So übernahm sie zwischen 2002 und 2005 die Saarland Versicherungen, die Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG, die Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AG sowie die Ostdeutsche Versicherung AG. Seitdem ist der Konzern nicht nur in Bayern und der Pfalz, sondern auch in Berlin, Brandenburg und dem Saarland aktiv.

Im Krankenversicherungsgeschäft ist er durch die UKV - Union Krankenversicherung AG und die Zusammenarbeit mit den anderen öffentlichen Versicherern bundesweit tätig. Generell liegt der Schwerpunkt des Geschäfts allerdings auf dem Stammgebiet: Rund 82 Prozent der gut 7 Milliarden Euro im Jahr 2010 erzielten Beitragseinnahmen stammen aus Bayern und der Pfalz. Entsprechend ist er Marktführer in diesen beiden Regionen.

In München sind dabei 3500 der rund 6500 Mitarbeiter des Konzerns tätig. Auch das Asset Management ist hier angesiedelt. Zum Stichtag 31. Dezember 2010 verwaltete es insgesamt konsolidierte Kapitalanlagen in Höhe von 37,2 Milliarden Euro.

Neben diesen Konzernen haben zahlreiche weitere deutsche Versicherungsunternehmen ihren Sitz in München, so beispielsweise die Bayerische Beamten Versicherungen, die Münchener Verein Versicherungsgruppe oder auch die Lebensversicherung von 1871 a. G. München. Stark vertreten sind zudem deutsche Tochtergesellschaften ausländischer Versicherungskonzerne. Dazu zählen im Erstversicherungsgeschäft zuvorderst die Generali Deutschland - mit zirka 5 Milliarden Euro Beitragseinnahmen, 37 Milliarden Euro Kapitalanlagen und rund 2900 Innendienstmitarbeitern - sowie die Swiss Life. Auch die Swiss Re Germany hat ihren Sitz im Raum München.

Die starke Stellung der Versicherungswirtschaft und speziell die sehr konservative Ausrichtung der großen Münchner Konzerne gilt im Übrigen als der wesentliche Grund, warum der Finanzplatz München nicht so stark unter der internationalen Finanzkrise gelitten hat wie andere große Finanzzentren. Gleichwohl gibt es Punkte, die die Erfolgsbilanz des Versicherungsstandortes München trüben. Dazu zählt beispielsweise, dass die Zahl der Beschäftigten in der Branche zuletzt tendenziell rückläufig war.

Politisch bedeutender ist die Tatsache, dass der 2003 gegründete Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors - CEIOPS), der Anfang 2011 in das European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) überging, nicht in München angesiedelt wurde, sondern in Frankfurt. Dabei hätte die Etablierung einer solchen Organisation in der bayerischen Landeshauptstadt der Bedeutung des Standorts für die Branche entsprochen.

Nachholbedarf bei der internationalen Ausrichtung

Auch bei der internationalen Ausrichtung sehen Kritiker Nachholbedarf. Dies gilt sowohl für die kleineren und mittleren Münchner Unternehmen der Branche als auch für das Ausbildungsangebot vor Ort. So mahnt Professor Elmar Helten, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums und Emeritus am Institut für Betriebswirtschaftliche Risikoforschung und Versicherungswirtschaft (Inriver) an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), beispielsweise an, man müsse den Versicherungsplatz weiterentwickeln, indem man in München den Nachwuchs für internationale Versicherungen ausbilde. Wenn man die Stadt als internationalen Versicherungsplatz sehe und ausbauen wolle, müssten hier auch die internationalen Versicherungsthemen behandelt werden.

Nicht nur deshalb sieht er bei der universitären Ausbildung des Versicherungsnachwuchses in München erhebliches Nachholpotenzial. So sei bei der LMU mit dem Institut für Risikomanagement und Versicherung zwar die betriebswirtschaftliche Seite des Themas "Versicherung" besetzt. Dieses bietet zudem seit dem Wintersemester 2007/08 für "Young Professionals" auch ein Studium zum "Executive Master of Insurance" an. Dagegen verfüge München aber beispielsweise über keinen Lehrstuhl im Bereich des Versicherungsrechts und kein interdisziplinäres versicherungswissenschaftliches Institut. Hier müsste dringend etwas getan werden.

Die Banken

Neben der den Finanzplatz dominierenden Versicherungswirtschaft verfügt München traditionell auch über eine sehr präsente Bankenszene. So weist die Statistik der Bundesagentur für Arbeit zum 30. September 2010 knapp 24000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Münchner Bankgewerbe aus. Damit ist die bayerische Landeshauptstadt nach Frankfurt die Stadt mit den zweitmeisten Bankarbeitsplätzen in Deutschland. Für die Main-Metropole zählte die Bundesagentur zum gleichen Zeitpunkt rund 51000 Beschäftigte im Bankgewerbe.

Nach Angaben des die Privatbanken vertretenden Bayerischen Bankenverbandes sind in der Stadt über 150 Kreditinstitute vertreten. Darunter befinden sich mit der Hypo-Vereinsbank (HVB), der Bayerischen Landesbank und der Hypo Real Estate drei Unternehmen, die zu den zehn größten Instituten der Bundesrepublik zählen. Wie in anderen Finanzzentren auch, haben gerade die Münchner Großbanken in den vergangenen Jahren allerdings einen starken Umbruch erlebt. Dadurch hat sich auch der Bankenplatz München deutlich gewandelt. Konkret wird er nicht mehr so stark von den Großbanken dominiert wie noch vor einigen Jahren. An ihre Stelle seien andere Banken getreten, heißt es beim Bayerischen Bankenverband. Dieser verweist in diesem Zusammenhang auf einen Zuzug von Banken nach München, der sich unter anderem an der Mitgliederzahl des Verbands ablesen lasse. Zurzeit hat er 84 Mitglieder. Dies ist ein Rekordwert.

Allerdings wird die Tatsache, dass mit der HVB ausgerechnet die ehemals zweitgrößte deutsche Bank 2005 von der italienischen Uni-Credit übernommen wurde, in München nach wie vor mit gemischten Gefühlen gesehen. Während die eine Seite die verlorene Selbstständigkeit bedauert, verweist die andere darauf, dass die HVB seit der Übernahme Teil einer europäischen Gruppe sei und damit über eine internationale Kompetenz verfüge, die die alte HVB so nicht gehabt habe. Dies wiederum komme gerade den Firmenkunden des Instituts sehr zugute.

Innerhalb der Uni-Credit ist die HVB für das Investmentbanking und für das Geschäft in Deutschland zuständig. Dabei hat sie für 2010 insbesondere auch aufgrund eines sehr guten Ergebnisses der Division "Corporate & Investment Banking" das zweitbeste Vorsteuerergebnis in der Geschichte der HVB erzielt. Von den rund 21000 Mitarbeitern der HVB sind in München zirka 8000 beschäftigt, bayernweit arbeiten etwa 14000 Menschen für das Institut.

Harte Arbeit am Turn-Around

Schwer zu kämpfen hat nach wie vor die Hypo Real Estate. Die ehemalige HVB- Abspaltung, die im Zuge der Finanzkrise verstaatlicht wurde, hat sich inzwischen als Spezialbank für die Immobilien- und Staatsfinanzierung positioniert, ihre Problemkredite ausgelagert und ihr operatives Geschäft auf die Deutsche Pfandbriefbank übertragen. Letztere schreibt seit dem dritten Quartal 2010 wieder Gewinne.

Einen noch deutlich stärkeren Turn-Around weist die Bayerische Landesbank vor. Zwar steht sie nach wie vor wegen des Debakels mit der Hypo Alpe Adria in den Schlagzeilen. Die wohl größte Krise des Instituts scheint aber ausgestanden. 2010 erwirtschaftete die geschrumpfte Bank mit noch knapp 10900 Mitarbeitern ein positives Konzernergebnis von 645 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte sie noch einen Verlust von 2,6 Milliarden Euro ausgewiesen.

Asset Management - Private Equity - Leasing

Breit aufgestellt ist München auch im Asset Management. AGI und Meag sind hier zwar die beiden dominierenden Unternehmen, daneben gibt es aber zahlreiche weitere Asset Manager. Zudem hat sich der Standort über die vergangenen Jahrzehnte hinweg immer wieder als Innovator im Fonds-Geschäft gezeigt. So ist beispielsweise die zur Uni-Credit gehörende deutsche Tochter von Pioneer Investments maßgeblich von München aus aktiv. Sie beschäftigt zirka 160 Mitarbeiter und verwaltete aktuell rund 23 Milliarden Euro. Ihre wesentlichen Wurzeln hat sie ebenso wie der deutsche Ableger des ETF-Anbieters I-Shares in einer ehemaligen HVB-Tochter.

Schätzungen zufolge haben Deutsche Kunden zirka 40 Milliarden Dollar in I-Shares-Fonds investiert. Mit der ETF-Lab ist zudem der ETF-Anbieter der Sparkas-sen-Organisation in München beheimatet und mit der KGAL Gruppe einer der Marktführer bei Geschlossenen Fonds. Diese verwaltete zum 31. Dezember 2010 ein Investitionsvolumen in Höhe von 25,2 Milliarden Euro.

Die traditionsreiche Münchner Börse versteht sich vor allem auch als innovativer und auf den Mittelstand sowie die Privatanleger fokussierter Marktplatz. So entwickelt sich ihr Mittelstandssegment m:access immer besser - allein 2010 und 2011 kamen elf neue Unternehmen hinzu. Inzwischen umfasst das Segment 40 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen. Insgesamt sind an der Börse mehr als 12000 Wertpapiere handelbar, wobei der Schwerpunkt im Aktienhandel liegt. Die Börse setzt mit Greenmarket zudem auf das Zukunftssegment des Handels von CO[2]-Emissionszertifikaten. Außerdem ist sie Mitbetreiberin der Handelsplattform zweitmarkt.de für Geschlossene Fonds.

Deutlich vor anderen deutschen Städten liegt München zudem in einigen Bereichen, die dem klassischen Finanz- und Versicherungsgeschäft nahestehen. So sieht sie sich beispielsweise als der führende deutsche Leasing-Standort. Von den rund 430 "großen" Leasing-Gesellschaften Deutschlands mit einem Stamm- oder Grundkapital von mindestens 250000 Euro haben sich knapp 120 in und um München angesiedelt, davon 47 mit ihrem Hauptsitz. Auch im Venture-Capital- und Private-Equity-Bereich ist die Stadt mit führend.

Die Finanzplatz-Organisationen

Gestärkt wird der Finanzplatz München auch dadurch, dass die hier handelnden Firmen und Institutionen gut miteinander vernetzt sind. Nach außen sichtbar wird dies insbesondere durch die Finanzplatz München Initiative (fpmi). Sie wird nicht nur in München als die erfolgreichste deutsche Finanzplatzorganisation überhaupt gesehen. Nachdem sich die in Frankfurt angesiedelte Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) überlebt hat und Frankfurt Main Finance sich auf das reine Standortmarketing konzentriert, ist die fpmi die einzige deutsche Finanzplatzinitiative mit politischem Gewicht.

Aktuell verfügt sie über rund 50 Mitglieder, darunter alle relevanten Unternehmen der Münchner Finanzwirtschaft, die wesentlichen Verbände und das bayerische Wirtschaftsministerium, aber auch etliche originär nicht in München ansässige Unternehmen. Profiliert hat sie sich vor allem über ihre klaren Stellungnahmen sowie ihre sachbezogenen und durchaus auch kritischen Vorschläge zu finanzpolitischen Themen. So mahnte sie beispielsweise bereits im Mai 2007 eindringlich ein international geltendes Regelwerk für Hedge-Fonds einschließlich einer wirksamen gesetzlichen Kontrolle an. Aktuell stark engagiert ist sie unter anderem bei den Themen Basel III, Einlagensicherung, Solvency II und Verbraucherschutz.

Ebenfalls stark vom Netzwerkgedanken geprägt ist das von der fpmi mitbegründete und im Rahmen der bayerischen Clusterpolitik entstandene Bayerische Finanz Zentrum. Dessen Hauptaufgabe ist die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft gerade bei den zukunftsträchtigen Schwerpunktthemen der Finanzbranche. Insofern ergänzen sich fpmi und Finanz Zentrum. Beide haben sich in den vergangenen Jahren neben den in München ansässigen Firmen, Institutionen und Verbänden als tragende Säulen des zweiten wichtigen deutschen Finanzzentrums neben Frankfurt etabliert.

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