Gespräch des Tages

Royal Bank of Scotland - Gefangen zwischen Alt und Neu

Rühmlich war sein Abgang sicherlich nicht. Wie nachdrücklich Fred Goodwin das ehemalige schottische Expansionswunder Royal Bank of Scotland aber in allen Geschäftsbereichen geprägt hat, wurde noch einmal bei dem Jahres-Pressegespräch der deutschen Niederlassung klar. Gleich mehrmals wurde in Sachen strategischer Ausrichtung auf seine Vorstellungen verwiesen, als hätte sich die Bank niemals damit übernommen: Von der Integration der niederländischen ABN Amro bis hin zum Selbstverständnis als wachstumsstarke, globale Bankengroßmacht. Und das, nachdem der britische Staat kräftig mit 53 Milliarden britischen Pfund an frischem Kapital und Garantien von 282 Milliarden Pfund in die Bresche springen musste, um die in der Konsequenz zu 84 Prozent verstaatlichte Bank nach dem vorhergegangenen Größenwahn vor dem Kollaps zu bewahren.

Dass sich die RBS auch nach seinem Rauswurf noch spürbar als Goodwin-Bank versteht, wirft einige Bedenken auf. Etwa hinsichtlich der Konzernfinanzen: Nach stolzen 24,3 Milliarden Pfund im Vorjahr wurde für den zurückliegenden Berichtszeitraum anders als bei vielen Wettbewerbern - ein weiteres Minus von 3,6 Milliarden Pfund ausgewiesen. Für eine Bank mit internationalen Top-Liga-Ansprüchen ist das unzureichend. Dabei gilt es nicht zu vergessen, dass das zurückliegende Berichtsjahr auch das Jahr der Integration der übernommenen ABN-Amro-Teile war. Entsprechende Belastungen sind damit wenigstens verbucht.

Nun gilt es erst einmal, die (zu verschmerzenden) Anforderungen der EU zu erfüllen, die als Bedingungen für die Londoner Hilfen erlassen wurden: der Verkauf von Aktivitäten im Versicherungsgeschäft und im Rohstoffhandel sowie die Abgabe von gut 300 Filialen. Auf Staatskosten entschlackt und fit gemacht, könnte sich die RBS selbst bald wieder zur Bankenelite zählen, ohne dabei in letzter Konsequenz allzu sehr von den früheren Good-win-Zielen abzuweichen - und ohne tief liegende Risiken ordentlich abgearbeitet zu haben. Sollte das schiefgehen, wird der Steuerzahler aber kaum mehr in solchen Größenordnungen zur Kasse gebeten werden können, denn schon jetzt liegt die britische Pro-Kopf-Staatsverschuldung auf kritischem Niveau.

Dem Eindruck nach recht unberührt vom Tumult an der Konzernbasis agiert derweil die deutsche Niederlassung. Wie viel sie zur schaurig-positiven Entwicklung des vergangenen Jahres beigetragen hat, wird traditionsgemäß nicht verraten. Stattdessen müssen Volumenangaben reichen, die freilich wenig über die Rentabilität aussagen: Dass sich die RBS aber keineswegs aus dem deutschen Kreditgeschäft als einem ihrer wichtigsten Geschäftsbereiche zurückziehen will, wie es gemeinhin den Auslandsbanken unterstellt werde, hat man etwa anhand der Dealogic-Rangliste bei syndizierten Krediten erklärt. Hier lag man samt der eingegliederten deutschen ABN-Amro-Aktivitäten hinter Deutscher Bank (10,8 Prozent), Commerzbank (10,7 Prozent) und Unicredit/HVB (6,1 Prozent) mit einem Volumen von 4,2 Milliarden US-Dollar und einem Marktanteil von 5,7 Prozent auf Platz vier.

Noch besser platziert sieht sich die RBS bei hierzulande in Euro begebenen Investment-Grade-Anleihen von Unternehmen, wo man bei einem Marktanteil von 9,1 Prozent auf den zweiten Platz hinter der Deutschen Bank verweisen kann. Im Bereich Equity Capital Markets ist es immerhin noch Platz acht, der fünfte Rang die Zielsetzung für 2010. Mit insgesamt "150 bis 200" Kunden unter den größten Unternehmen und Finanzinstituten sowie der öffentlichen Hand und einem "klar zweistelligen" prozentualen Wachstum sieht man sich im Rahmen der alten-neuen globalen Strategie der Konzernmutter hierzulande gut positioniert.

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