Bankenaufsicht

Thomas Dietz, Bankgeschäftliche Prüfungen im Rahmen der Bankenunion. Inhalte, Ablauf, Erkenntnisse, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 2019, 291 Seiten, 39,95 Euro, ISBN 978-3-7910-4301-2

Dieses Buch dürfte die erste Veröffentlichung eines Bundesbankers sein, in der detaillierte Erkenntnisse der Deutschen Bundesbank aus bankgeschäftlichen Prüfungen (sogenannte 44er-Prüfungen) in einen umfassenden bankaufsichtlichen Gesamtkontext gestellt und damit einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Dietz erläutert hierzu ausführlich Art, Inhalt, Umfang und Ablauf von Säule-1- und Säule-2-Prüfungen.

In den ersten Abschnitten des Buchs erhält der Leser Einblick in die für bankgeschäftliche Prüfungen relevanten aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren. Nach einer kurzen Einleitung konkretisiert Dietz im zweiten Abschnitt die für bankgeschäftlichen Prüfungen relevante Arbeitsteilung zwischen BaFin und Bundesbank. Auf europäischer Ebene verdeutlicht er für bankgeschäftliche Prüfungen die besondere Bedeutung der Integrationsansätze im Rahmen der Europäischen Bankenunion (unter Berücksichtigung des SSM sowie des Europäischen Systems der Finanzaufsichtsbehörden).

Bestandteil des dritten Abschnitts ist das Baseler Rahmenwerk mit seiner Drei-Säulen-Struktur als inhaltliche Grundlage für die heutigen bankgeschäftlichen Prüfungen sowohl auf nationaler als auch auf EZB-Ebene. Dietz verdeutlicht in diesem Zusammenhang, dass die Mindestanforderungen für das Risikomanagement der Institute (MaRisk) als Verwaltungsvorschrift das wichtigste Rahmenwerk für Säule-2-Prüfungen in Deutschland sind.

In Abschnitt 4 beschreibt Dietz zunächst die Klassifizierung von Vor-Ort-Prüfungen im Rahmen einer risikoorientierten Bankenaufsicht. Dabei geht er auch auf die Rolle der Wirtschafts- beziehungsweise der Verbandsprüfer bei Prüfungen in Instituten ein. Schwerpunkt dieses Abschnitts ist die Darstellung der konkreten Inhalte von Säule-1- und Säule-2-Prüfungen, basierend auf der CRR sowie den Leitlinien und Standards von EBA und EZB. Einer der Mehrwerte des Buchs ist hierbei die verständlich formulierte Einordnung der Vielzahl der entsprechenden Dokumente in den jeweiligen bankaufsichtlichen Gesamtkontext, was mehr Licht in den bestehenden "Aufsichtsdschungel" bringt. Auch geht Dietz bei den Säule-2-Prüfungen ausführlich auf einzelne Unterarten des operationellen Risikos, insbesondere IT- und Auslagerungsrisiken, ein. Bei diesen handelt es sich um zukünftig potenziell prüfungsintensivere Themengebiete, für die bisher erst in geringem Umfang Prüfungserfahrungen vorliegen.

Die Abschnitte 5 bis 9, insbesondere Abschnitt 8, sind für die Leser aus der Bank- und Prüfungspraxis von besonderer Bedeutung. Konkrete Zahlen zu Umfang und Tiefe der Prüfungstätigkeit bei bedeutenden und weniger bedeutenden Instituten sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen bankgeschäftlichen Prüfungen im deutschen und im EZB-Kontext erläutert Dietz im Abschnitt 5. Er verweist darauf, dass Ablauf und Inhalte der einzelnen Prüfungsphasen zwar weitgehend identisch sind, aber die in der Kommunikation verwendete Terminologie sowohl innerhalb der Aufsichtsbehörden als auch zwischen Aufsichtsbehörde(n) und geprüften Instituten voneinander abweichen können.

Die verschiedenen Phasen der bei den einzelnen Instituten konkret durchgeführten Vor-Ort-Prüfungen (Prüfungsvorbereitung, -durchführung, -nachbereitung und -mängelverfolgung) werden in Abschnitt 6 vorgestellt. Im Abschnitt 7 konkretisiert Dietz für die Institute Implikationen aus bankgeschäftlichen Prüfungen. Er gibt in diesem Abschnitt Antworten auf die Fragen, wie sich Institute vorbereiten können, welche Erfahrungen man im Umgang mit den bankgeschäftlichen Prüfern sammeln kann und welche Fehler man im Umgang mit der Aufsicht möglichst vermeiden sollte.

Abschnitt 8 gibt einen detaillierten Einblick in die Erkenntnisse der Aufsichtsbehörden aus bankgeschäftlichen Prüfungen. Dietz diskutiert unter anderem mögliche Spannungsfelder, in denen sich die Aufsicht bewegt, falls Feststellungen in bestimmten Themenbereichen gehäuft auftreten, und deshalb gegebenenfalls die Verbände der Institute, die externen Wirtschaftsprüfer oder gar die Politik kontaktiert werden müssen, um systematische Schwachstellen nicht nur auf institutsindividueller Ebene abzustellen. Dies erläutert er konkret am Beispiel der Auslagerung bestimmter Dienstleistungen in die Cloud. Abschließend gibt Dietz einen Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen für bankgeschäftlichen Prüfungen.

Der aus Sicht eines Prüfers geschriebene Leitfaden kann Neueinsteigern bei Aufsichtsbehörden, erfahrenen Prüfern aus anderen Bereichen sowie den von Prüfungen betroffenen Banken als Orientierung dienen. Als profundem Kenner bankgeschäftlicher Prüfungen ist es Dietz gelungen, den Instituten und ihren Prüfern einen kompakten Leitfaden an die Hand zu geben, um Prüfungen der Bankenaufsicht effizient und professionell bewältigen zu können.

Karl Dürselen, Senior Manager, Consultant & Trainer, Frechen

Noch keine Bewertungen vorhanden


X