Wirtschaftslehre des Kreditwesens

Grill, W./Perczynski, H./Int-Veen, T./Menz, H./ Pastor, D.: Wirtschaftslehre des Kreditwesens. Bildungsverlag EINS, Köln, (Westermann Gruppe), 2020, Hardcover, 628 Seiten, 54. Auflage, 49,95 Euro, ISBN 978-3-427-30341-1

Das Lehrbuch, welches zu den Standardwerken in der Berufsausbildung für Bankkaufleute zählt, erklärt die wesentlichen bank- und kreditwirtschaftlichen Zusammenhänge sowie die unterschiedlichen Arten von Bankgeschäften und deren Abwicklung. Jedes Jahr erscheint eine Neuauflage des Buches, um die Aktualität des Fachwissens der künftigen Bankmitarbeiter, besonders mit Blick auf gesetzliche und bankbetriebswirtschaftliche Änderungen, gewährleisten zu können. Die Überarbeitung erfolgt durch bekannte Autoren aus den Reihen der Sparkassenakademie. Lehrkräften stehen für den Einsatz an Berufsschulen diverse digitale Zusatzmaterialien, darunter eine passende Aufgabensammlung, welche im Unterricht verwendet werden darf, zur Verfügung.

Im ersten (von insgesamt sieben) Kapiteln des Buches erhält der Leser einen Überblick über die Grundstrukturen und rechtlichen Rahmenbedingungen des Kreditwesens. Zunächst wird erklärt, was Kreditinstitute als Dienstleistungsbetriebe ausmacht und welche unterschiedlichen Leistungen und Geschäfte existieren. Hierbei wird zwischen Kunden- oder Eigengeschäft unterschieden. Da es bei der Tätigkeit in der Kreditwirtschaft ein breites Spektrum von Rechtsnormen zu beachten gilt, wird auch das Kreditwesengesetz erläutert.

Kreditinstitute als Dienstleistungsbetriebe

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die Leistungserstellung und Leistungsverwertung bei Kreditinstituten präsentiert. Hieran anschließend wird unter anderem über verschiedene Absatzwege und Marketingkonzepte aufgeklärt. Außerdem werden verschiedene Kundensegmente sowie Rechtsformen von Unternehmen näher beleuchtet. Die Struktur der Kreditwirtschaft ist ebenfalls Bestandteil dieses Kapitels, wobei besonders auf das Eurosystem und das deutsche Bankensystem eingegangen wird. Abschließend wird die Struktur der europäischen Finanzmarktaufsicht sowie der einheitliche Aufsichtsmechanismus als Säule der europäischen Bankenunion thematisiert.

In der Regel werden Geschäfte zwischen Kreditinstituten und ihren Kunden über die Bankkonten abgewickelt, weshalb Kontoverbindungen den Grundpfeiler von Geschäftsverbindungen darstellen. Aus diesem Grund widmet sich das zweite Kapitel des Lehrbuchs Kundenkonten. Nach einer Erklärung der Relevanz von Konten werden verschiedene Kontoarten wie Girokonten, Sparkonten oder Depotkonten dargestellt und anschließend miteinander verglichen. Anknüpfend daran wird erläutert, wie mit einem Kontoeröffnungsantrag operativ im Bankbetrieb verfahren wird, auch mit Blick auf gesetzliche Prüfungspflichten, die Kreditinstitute hierbei berücksichtigen müssen. Zudem wird erklärt, welche Vertreter neben den Kontoinhabern verfügungsberechtigt sein können und unter welchen Voraussetzungen auch Verfügungsbeschränkungen wie im Falle einer Insolvenz zum Tragen kommen können.

Da die Geschäftsbeziehung zwischen Banken und ihren Kunden auf einem gegenseitigen besonderen Vertrauensverhältnis beruhen, werden das Bankgeheimnis und beispielsweise Ausnahmen bezüglich der Verschwiegenheitspflicht erklärt. Hierzu gibt es einen vertiefenden Einblick in das Thema Datenschutz sowie SCHUFA-Meldungen. Aber auch die Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonstigen strafbaren Handlungen werden beleuchtet, da diese zur ordnungsgemäßen Geschäftspolitik eines jeden Kreditinstituts gehören und immer stärker in den Fokus rücken. Das zweite Kapitel endet mit einer recht kurzen Darstellung bezüglich Beschwerderegelungen und Beschwerdestellen der Kreditinstitute sowie einer Präsentation des Ombudsmann-Verfahrens.

Das dritte Kapitel deckt den Bereich Zahlungsverkehr ab. Es geht um Zahlungsmittel und Zahlungsformen, aber auch um die verschiedenen Arten von Kassengeschäften, sprich Ein- und Auszahlungen. Anschließend werden die Rahmenbedingungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr aufgezeigt, wobei besonders auf die Bank- und Kontoidentifikation sowie verschiedene Clearingsysteme eingegangen wird. In größerem Umfang werden auch die unterschiedlichen Instrumente des bargeldlosen Zahlungsverkehrs behandelt. Die jeweiligen Verfahren werden dabei immer in Beziehung mit den rechtlichen Grundlagen gesetzt.

Aufklärung über Bankprodukte durch Beratungsdienstleistungen

Das vierte Kapitel widmet sich den verschiedenen Geld- und Vermögensanlagen mit besonderem Fokus auf die Beratungsdienstleistung der Banken. Als erstes werden Anlageziele sowie die Bedeutung der Kundenberatung erörtert. Nach der Klärung einiger wichtiger Grundbegriffe wie Sicht- oder Termineinlagen werden sehr detailliert verschiedene Anlagemöglichkeiten beziehungsweise Bankprodukte dargestellt. Darunter Sparbriefe, Bausparverträge, Lebensversicherungen, staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte, Wertpapiere, Finanzderivate und sonstige Anlagemöglichkeiten. Eine Einführung in die Besteuerung von Geld- und Vermögensanlagen mit einigen Rechenbeispielen runden dieses seitenstarke Kapitel ab.

Einblick in das Kerngeschäft der Bank

Das fünfte Kapitel erklärt mit dem Kreditgeschäft eines der Kerngeschäfte von Kreditinstituten. Im ersten Teil werden die Grundlagen des Kreditgeschäfts dargestellt und beispielsweise klargestellt, was unter dem Begriff "Kredit" verstanden werden kann oder wann die Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit als Voraussetzung für die Herausgabe eines Kredits gegeben ist. Anschließend werden standardisierte Privatkredite, welche zum Verbraucherdarlehensgeschäft der Banken und Sparkassen gehören, thematisiert. Weitere Schwerpunkte dieses Kapitels stellen die Baufinanzierung, Firmenkredite, Notleidende Kredite sowie Leasing und Factoring dar.

Das sechste Kapitel des Standardwerks setzt sich mit Auslandsgeschäften der Kreditinstitute auseinander. Hier werden zunächst die Grundlagen dieses Geschäfts erläutert und im weiteren Verlauf die Devisen und Devisenkurse sowie deren unterschiedlichen Arten vorgestellt. Einen detaillierten Blick erlaubt das Werk auf die Dienstleistungen der Kreditinstitute im Rahmen des internationalen Zahlungsverkehrs. Zuletzt gibt es eine kurze Erklärung der Devisenhandelsgeschäfte.

Finanzstabilität durch bewusste Risikosteuerung

Das siebte und somit letzte Kapitel behandelt Bankrisiken und die Risikosteuerung. Es wird erklärt, welche Risiken und Risikoarten für die Institute bestehen und wie mit diesen in Form von Risikosteuerung und Risikobegrenzung umgegangen werden können. Auch diverse Vorschriften, beispielsweise zur Liquidität, werden neben dem bankaufsichtlichen Meldewesen in diesem Zusammenhang genannt. Das Buch schließt mit einer Präsentation der Sicherungseinrichtungen für Kreditinstitute, beispielsweise der gesetzlichen Einlagensicherung und Anlegerentschädigung, ab.

Das vorgestellte Lehrbuch steht in engem Zusammenhang mit den Lernfeldern des Rahmenlehrplans für den Ausbildungsberuf des Bankkaufmanns und weist daher eine enorme Dichte an prägnant formuliertem Fachwissen für diese Tätigkeit auf. Durch die Vielzahl an Abbildungen, Tabellen oder Rechenbeispielen eignet sich das Schulbuch bestens für den Einsatz an Berufsschulen. Grundbegriffe, aber auch komplexere Zusammenhänge werden ausführlich und verständlich erklärt. Die klare Strukturierung durch Marginalien in Kombination mit dem Sachwortverzeichnis ermöglicht darüber hinaus die Nutzung des Buches als Nachschlagewerk.

Miriam Veith, Redaktionsvolontärin

Miriam Veith , Redakteurin , Fritz Knapp Verlag GmbH
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