Nachhaltigkeit - Mittelstand rechnet mit Kostenwelle

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Foto: DZ Bank AG

Nachhaltigkeit erhöht den Kostendruck auf den deutschen Mittelstand. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der DZ Bank, in der 1000 Geschäftsführer und Entscheider zum Thema nachhaltiges Wirtschaften befragt worden sind. Zwar messen überwältigende 90 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit eine entscheidende Bedeutung bei. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die nötigen Veränderungen nicht zum Nulltarif zu haben sind.

So gaben 57 Prozent der Befragten an, dass sich der Finanzierungsbedarf ihres Unternehmens durch die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit erhöhen wird. Auffällig dabei ist, dass es in den verschiedenen Branchen große Unterschiede gibt. In der Ernährungsindustrie (73 Prozent), der Chemiebranche (73) und im Agrarsektor (72) sind nahezu drei von vier Unternehmen auf ein größeres Finanzierungspolster angewiesen, in der Elektrobranche (49) und im Handel (45) betrifft das hingegen weniger als jeden zweiten.

„Ein Grund für den hohen Finanzierungsbedarf etwa in der Ernährungsindustrie ist, dass dort viele Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit mehr tun wollen als nur das Nötigste. Sie haben erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht nur mit Pflichten einhergeht, sondern auch neue Geschäftspotenziale bietet“, sagt Dr. Claus Niegsch, Volkswirt der DZ BANK. „Wenn die Unternehmen in die Entwicklung neuer nachhaltig erzeugter und qualitativ hochwertiger Produkte investieren, können sie beispielsweise neue Kundengruppen im Premiumsegment gewinnen.“

Ein Kostentreiber in puncto Nachhaltigkeit ist für den Mittelstand das Lieferkettengesetz. Rund die Hälfte der mittelständischen Unternehmer erwartet, dass sie mehr Geld in die Hand nehmen muss, um die darin geforderte Einhaltung sozialer, ökologischer und Governance-Standards in der gesamten Wertschöpfungskette gewährleisten zu können. Besonders die Chemieindustrie ist betroffen: Dort rechnen 63 Prozent der Firmen mit steigenden Kosten. In der Dienstleistungsbranche kommt das Lieferkettengesetz hingegen nur 35 Prozent der Unternehmen teuer zu stehen. Von dem Gesetz, das im Januar 2023 in Kraft tritt, sind im ersten Schritt zwar nur Großunternehmen direkt betroffen. Dennoch müssen auch kleinere Mittelständler dafür sorgen, dass in ihren Lieferketten keine Menschenrechte verletzt werden oder der Umwelt geschadet wird, wenn sie beispielsweise als Zulieferer agieren.

Knapp zwei Drittel der Unternehmen planen, zumindest einen Teil der entstehenden Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Dazu sehen sich 72 Prozent der Unternehmen im Metall-, Kfz- und Maschinenbausektor gezwungen, in der Baubranche sind es 69 Prozent. Auch in der Chemieindustrie erwägen 65 Prozent der Unternehmen, ihre Absatzpreise zu erhöhen. Die größeren Mittelständler ab einem jährlichen Umsatz von 50 Millionen Euro zeigen sich hier zurückhaltender: Unter ihnen ist nur etwas mehr als die Hälfte auf Preissteigerungen angewiesen.

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