NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT JOHANN RUCK

WEINGUT JOHANN RUCK

Kaum ein Winzer der New Generation hat die Weine seines Familienweinguts so radikal verändert wie Hansi Ruck (Jahrgang 1971). Die trockenen Weißweine seines Vaters Johann waren geradlinig wie ein Pfeil und in ihrer schlanken und säurebetonten Art gelegentlich auch eine Herausforderung. Auch Hansis Weine sind sicherlich nichts für jedermann, aber aus ganz anderen Gründen. Jeder seiner Weine nimmt seinen eigenen Weg und bekommt so viel Zeit wie nötig, um mit wilden Hefen zu gären, sich zu klären und zu entfalten. Hansis Risikobereitschaft scheint kaum Grenzen zu kennen. Das Ergebnis sind Weine, die weitab der modernen Geschmacksnormen angesiedelt sind. Ein Silvaner oder Riesling Großes Gewächs ist wie eine Begegnung der dritten Art, aber seit er 2003 das erste Mal solch gewagte Weine erzeugte, hat er viel über die Feinheiten ihrer Erziehung im Holzfasskeller gelernt. Der Jahrgang 2010 war in Franken selten wirklich überzeugend, weil meist die Harmonie fehlte, aber Hansi hat Weine von überragender Balance und enormer Charakterstärke präsentiert.

"Marketing, was ist das?" So geradlinig, eigenwillig und ehrlich wie seine Weine ist Hansi Ruck selbst. Öko, Bio ist ihm alles zu ideologisch: Er betreibe sinnvollen Weinbau. Und Praktika auf fremden Weingütern hat er auch nicht gemacht. Die schaue er sich lieber auf Reisen an, zum Mitarbeiten fehle ihm der Mut. Eine fundierte Ausbildung hat er trotzdem: Winzer, Weinküfer und Diplomingenieur für Weinbau und Önologie. Er übernahm 2009 das elterliche Weingut, nachdem er zuvor schon neun Jahre lang fleißig mitgearbeitet hatte.

1839 ließ sich der Büttner und Bierbrauer Johann Balthasar Ruck aus Plattenhardt bei Stuttgart in Iphofen nieder und betrieb dort Weinbau, Weinhandel und Büttnerei. 1905 erwarben die Rucks das heutige Gutsgebäude und erweiterten ihre Aktivitäten um einen Kolonialwarenhandel. In den fünfziger Jahren begann die Direktvermarktung, nach und nach wurde die Betriebsfläche erweitert, 20 Jahre später steigerte die Flurbereinigung nochmals die Produktivität, und von 1990 an kam die Konzentration auf die klassischen Sorten Silvaner, Riesling sowie Spät-, Grau- und Weißburgunder in Gang. Auf knapp zwölfeinhalb Hektar, darunter Große und Erste Lagen, gedeihen überwiegend Silvaner und Riesling.

Aus einer Ersten Lage, dem Iphöfer Kalb, kommt auch Hansi Rucks Herzenswein, der 2012er Silvaner, der auf Gipskeuper aus feinplattigen Tonsteinen, Dolomit und Gipslagen wächst. Den trinkt er zu leichten Speisen wie Kalb oder Fisch, am liebsten aber zur Iphöfer Bratwurst von Valentin Arnold mit Sauerkraut und Schwarzbrot. Da gerät er geradezu ins Schwärmen.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

Weitere Artikelbilder

Noch keine Bewertungen vorhanden


X