NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT DEUTSCHHERREN-HOF

Weingut Deutschherren-Hof

Nach Olewig fahren die Trierer gern zum Feierabend - eine hübsche Weinoase kurz hinter dem Amphitheater an der Stadtausfahrt. Hier verkaufen sich die Weine so leicht, dass Qualität kaum eine Rolle spielt. Doch Sebastian Oberbillig (Jahrgang 1980) will mehr: Er will aus den Weinen etwas machen und damit zugleich zum Aufschwung des gesamten Weinanbaugebiets beitragen. Darum zählt er zu den Mitgründern der Winzergruppe "Moseljünger". 2010 war ein wichtiges Jahr für Sebastian, weil er die ersten Trauben in der wiederbelebten Spitzenlage des Orts lesen konnte, im Deutschherrenköpfchen. Schon lange vor der Neupflanzung des 0,75 Hektar kleinen Juwels im Jahr 2008 hatte er vom Potenzial dieser Lage geträumt. Solch ein Projekt ist selten in einem Winzerleben, weshalb sich Sebastian dieser Herausforderung mit Haut und Haaren verschrieben hat ohne jedoch seine übrigen Weine zu vernachlässigen. Die trocknen und feinherben Rieslinge zeigen viel Charakter und eine beachtliche mineralische Frische. Was Sebastian erzeugt, übersteigt die bescheidenen Ansprüche der Ausflügler um Längen zum Glück!

Der Name des traditionsreichen, mittlerweile auf elfeinhalb Hektar angewachsenen Weinguts geht auf die Trierer Spitzenlage Deutschherrenberg zurück, um deren Erhalt sich Familie Ober billig verdient gemacht hat. Die Rebflächen wurden dort in den letzten Jahren erweitert, indem Parzellen rekultiviert wurden, die der Verbuschung anheimgefallen waren. Zur Philosophie des Weinguts gehört es, die alten Rieslingstöcke in den historischen Standorten weitgehend zu erhalten. Bei Nachpflanzungen wird auf eigene Selektionen von 100 Reben zurückgegriffen.

2006 ist Sebastian Oberbillig ins Weingut eingestiegen, er repräsentiert die siebte Generation in der Familie, die sich dem Weinbau verbunden fühlt. Neben dem Deutschherrenberg engagiert er sich bei der Rekultivierung des Deutschherrenköpfchens, einer historischen Trierer Lage, die 1868 von der königlich preußischen Katasterinspektion als erstklassig eingestuft worden, in den letzten Jahrzehnten jedoch verwaist und weitgehend der Wildnis zum Opfer gefallen war. Der junge Winzer leistet bei der Wiederbelebung Außerordentliches und hat im Deutschherrenköpfchen 5 000 hochwertige Rieslingreben neu gepflanzt.

Sebastian Oberbillig hat zuvor Weinbau und Önologiestudiert und umfangreiche Lehrjahre in Spitzenweingütern absolviert, etwa beim Weingut Reichsgraf von Kesselstadt mit Steillagen an Mosel, Saar und Ruwer, im Schlossgut Diel an der Nahe oder im Weingut Weegmüller in der Pfalz. Im Ausland hat er sich bei Wilhelm Bründlmayer in Österreich und Vavasour in Neuseeland sowie bei Wines of Germany in London umgesehen. Heute ist er im heimischen Gut für die Weinbergspflege, den Weinausbau und die Vermarktung verantwortlich. Sein Lieblingswein ist der 2011er Riesling Großes Gewächs Deutschherrenköpfchen - kein Wunder: schließlich ist ihm gerade diese Lage ganz besonders ans Herz gewachsen, und für mineralische Rieslinge hat er eh eine Schwäche. Der Schieferverwitterungsboden bringt einen eleganten Riesling mit exotischer Frucht und großer Mineralität hervor. Der 2011er ist der zweite Jahrgang nach der Rekultivierung des Weinbergs. Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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