NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT OEKONOMIERAT JOHANN GEIL ERBEN

Weingut Oekonomierat Johann Geil Erben

Auf den Etiketten dieses Weinguts sind stets Rebsorte und Geschmacksrichtung (meist trocken) vermerkt, nur ein Wort ist groß gedruckt: der Name Geil (leitet sich von Gaul ab). Die Eltern von Johannes Geil-Bierschenk (Jahrgang 1975) habe ich schon in den 1990er-Jahren kennengelernt, als sie für die damalige Zeit gute trockene Silvaner und noch bessere edelsüße Weine aus der Huxelrebe erzeugten. Mit den ersten eigenen Weinen von Johannes habe ich 2004 auf der "Wein in den Mai"-Party Bekanntschaft gemacht. Damals stellte er einen genialen trockenen Silvaner vor, einen Wein, der heute unter dem Namen Bechtheimer Silvaner vermarktet wird. Seitdem arbeitet er unermüdlich an der Perfektionierung dieses Weins und seiner nicht weniger beeindruckenden trockenen Rieslinge und Weißburgunder. Sie alle haben Körper und Kraft, besonders auffällig aber ist ihre Harmonie. Nie ist Johannes den Medien hinterhergerannt. Das machte ihn und den unspektakulären Typus seiner Weine schnell zum Geheimtipp. Bis auf den trockenen Riesling aus dem Geyersberg - den offiziellen Spitzenwein des Guts - stehen seine Weine noch immer in einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis.

"Ganz oder gar nicht": Dass Johannes Geil-Bierschenk einmal Winzer und Nachfolger im elterlichen Weingut werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Sein älterer Bruder studierte in Geisenheim und sollte als Erstgeborener das Gut übernehmen. Doch der bekam einen Studienplatz in Medizin und sattelte um. Und der Jüngere ergriff seine Chance.

Während seiner Ausbildung zum Winzer ist Johannes Geil-Bierschenk erst einmal sehr weit von Bechtheim weggezogen - nach Australien und Südafrika. Als er dann in Geisenheim im Rheingau studierte, war dort der frische Wind, der aus Rheinhessen herüberwehte, schon deutlich spürbar. Seit dem Jahr 2000 ist der Jungwinzer im Dreißig-Hektar-Weingut vor allem für Weinberge und Keller zuständig. Sein Vater Karl Geil-Bierschenk steht ihm noch immer mit Rat und Tat zur Seite, und der Sohn weiß die Kritik des erfahrenen Verkosters zu schätzen.

Aus alten und bekannten Bechtheimer Lagen kommen die Trauben für den 2012er Riesling trocken: aus dem Hasensprung mit seiner Kalksteinausprägung, dem Rosengarten mit schwerem tonhaltigem Boden und dem Geyersberg mit karbonatreichem Löss-Lehm. Die Reben für diesen Ortswein sind mehr als 15 Jahre alt. Wegen seiner Aromen von reifem Pfirsich und Aprikose mit einem Hauch Minze und Zitrone, seines kräftigen Körpers mit eleganter Säure und schöner Textur ist der Wein derzeit Johannes Geil-Bierschenks Favorit. Im Garten steht ein alter Kastanienbaum, der mit seinen mächtigen Armen das Anwesen überragt. Gepflanzt hat ihn Ökonomierat Johann Geil, der Namensgeber des Gutes. Wie dieser Baum ist auch die Liebe zum Wein in der Familie Geil gewachsen.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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