NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT ALEXANDER LAIBLE

Weingut Alexander Laible

Die Ausgangsbedingungen waren eher suboptimal und ich war ziemlich skeptisch: In einer ehemaligen Bäckerei hat Alexander Laible (Jahrgang 1978) seine Kellerei eingerichtet, in die er die vierzig Kilometer nördlich gelesenen Riesling-Trauben und die vierzig Kilometer südlich gelesenen Burgunder-Trauben erst einmal hinschaffen musste. Auch wie überzeugt der Jungwinzer von seinen ersten Weinen (aus dem Jahrgang 2007) sprach, war für mich eher ein Warnsignal. Gewiss, gut waren die Weine schon. Erst als sie in den folgenden Jahren immer besser wurden, musste ich zugeben: Alexander hat ein kleines Wunder vollbracht. Manche Fantasienamen seiner Weine wie "Chara" und "Tausend Sterne" muten ein wenig seltsam an, vielleicht auch etwas gewollt. Aber was in die Flasche kommt, ist ausnahmslos richtig klasse, und nur darum geht es. Mit Glück hat das wenig zu tun. Alexander ist einfach ein Perfektionist, der im Weinberg alles tut, um optimale Trauben zu ernten, was der Arbeit im Keller wesentlich zugutekommt.

Andreas Laible hat zwei Söhne. Während er dem älteren Andreas Christian den Spitzenbetrieb übergeben hat, baute sich der jüngere Sohn Alexander sein eigenes Weingut in Durbach auf - mit dem Segen des Vaters und mit enormem Ehrgeiz. 2007 hatte sich ihm die Möglichkeit geboten, die Weinberge seines Großcousins zu erwerben - da musste der gelernte Weinbautechniker, für den Winzer schon mit dreizehn Jahren ein Traumberuf war, einfach zugreifen. Die Frage nach seinen Aufgaben im Weingut beantwortet er mit: "Alle!"

Das bedeutet viel Muskelarbeit im Weinberg, penible Selektion der Trauben, Mut zur Spontangärung, unermüdlichen Einsatz im Keller. Alexander Laible ist ein inspirierter Handwerker mit Gespür für die Geheimnisse des Weinmachens. Dies wird auch von anderen gesehen: 2009 hielt ihn der Gault Millau für die Entdeckung des Jahres und der Feinschmecker ein Jahr später für den Shootingstar der badischen Weinszene.

Seine klar definierten Weine gefallen in ihrer Reintönigkeit. Der natürliche Reichtum der Traube wie auch der sortentypische Charakter der Rebsorte werden präzise herausgearbeitet, wobei Laibles Interpretation immer die Komplexität sucht. Diese Philosophie spiegelt auch sein Lieblingswein wider, der trockene Dreisterne-Riesling aus dem Sinzheimer Sätzler. Die kühle Komponente im Kleinklima der Ortenau ergibt hier zusammen mit der Mineralität des Bodens einen Wein mit Finesse. Die feine Gelbfruchtaromatik zeigt sich mit Spiel, Frische und zartem Schmelz. Fast jeder Winzer sucht heute - oft krampfhaft - die Fruchtaromatik im Wein. Alexander Laible findet sie mit Leichtigkeit.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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