NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT JAKOB SCHNEIDER

Weingut Jakob Schneider

Meine ersten Rieslinge aus der Niederhäuser Hermannshöhle habe ich 1984 auf der damaligen Staatsdomäne probiert - und war auf Anhieb fasziniert. Diese Weine kitzelten meine Sinne anders als alle Weine zuvor. Aber eine Spitzenlage lebt von Winzern, die aus ihr wirklich tolle Weine erzeugen (was ebenso viel Feinarbeit im Weinberg voraussetzt wie eine sehr genaue Kellerwirtschaft). In den 1990er-Jahren hatte die Hermannshöhle eindeutig zu wenige herausragende Verfechter ihres Potenzials. Seit Jakob Schneider jr. (Jahrgang 1983) die Führung des Familienguts 2007 übernahm, hat die Hermannshöhle wieder einen starken traditionellen Protagonisten. Nach seinem Studium in Geisenheim und einer Lehrzeit bei Emmerich Knoll in der Wachau, dem Altmeister des trockenen Rieslings, schaffte es Jakob, ganz andere trockene Weine aus der Hermannshöhle - sowie aus den Lagen Niederhäuser Felsensteyer und Norheimer Dellchen - zu erzeugen. Sie verbinden Kraft, Reife und jene besondere mineralische Frische, die ein Kennzeichen der Mittleren Nahe ist. Was Charakter und Qualität betrifft, sind die Weine des Juniors alles andere als juvenil, sondern sehr erwachsen.

Mehr als vierhundert Jahre alt ist das Gut. Auf achtzehn Hektar sind die Rebflächen mittlerweile angewachsen; achtzig Prozent davon sind mit Riesling bestockt. Zweiundfünfzig verschiedene Gesteinsformationen finden sich in den Lagen mit den für Weinfreunde so klangvollen Namen. Die Hälfte davon sind Steillagen mit bis zu siebzig Prozent Steigung.

Jakob Schneider junior ist, wie in kleinen Familienbetrieben üblich, überall im Gut tätig, von Weinberg und Keller bis hin zum Marketing; außerdem bildet er Lehrlinge aus. Besonders im Keller hat er durch Verbesserungen bei der Vinifikation die Weinqualität rasch anheben können. Außerdem hat er das Kelterhaus modernisiert, das Flaschenlager erweitert und große Holzfässer angeschafft. Das Spektrum seiner Kollektion ist beispielsweise beim Riesling sehr breit, es reicht vom Literwein sowie trockenen und fruchtig-süßen Abstufungen bis hin zur edelsüßen Trockenbeerenauslese.

Die Niederhäuser Hermannshöhle ist seit dem 19. Jahrhundert bis heute die höchstbewertete Lage der Nahe. Hier haben schon die Römer vor zweitausend Jahren Weinbau betrieben, die sie nach dem griechischen Götterboten Hermes benannten. Aus Hermes ist im Lauf der Zeit Hermann geworden, und so ist die reine Südhanglage zu ihrem Namen gekommen. Der 2012er Riesling trocken, Jakob Schneiders Favorit, besticht durch elegante, finessenreiche Komplexität, intensive Würze, feine Textur und einen langen Nachhall. Seine Mineralik ist geprägt vom Silt-Schiefer und Porphyr der Hermannshöhle.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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