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Förderstatistik 2020: Fördern auf Rekordniveau

Zuschüsse (Bewilligungen in Millionen Euro) / Darlehen (Bewilligungen in Millionen Euro) ( Bürgschaften und Haftungsfreistellungen (Bewilligungen in Millionen Euro) Quelle: VÖB

Das vergangene Jahr stellte durch die Belastungen der Covid-19-Pandemie eine besondere Herausforderung für die Wirtschaft und infolgedessen auch für die Förderbanken dar. Die reibungslose Umsetzung der schnell aufgesetzten Corona-Förderprogramme, darunter der KfW-Schnellkredit, der KfW-Unternehmerkredit oder die KfW-Konsortialfinanzierung, verlangte den Instituten viel ab. Allerdings wurde durch die Mühe ein wesentlicher Beitrag zur Stützung der deutschen Wirtschaft geleistet.

Mit Spannung wurde daher die jährliche Veröffentlichung der Förderstatistik erwartet, mit der der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) einen Überblick über die Aktivitäten der Förderbanken und die Inanspruchnahme der verschiedenen Förderinstrumente gibt. Die Instrumente sind namentlich nicht rückzahlbare Zuschüsse, Darlehen und Bürgschaften sowie Haftungsfreistellungen. Ein weiteres Instrument sind Globaldarlehen an Geschäftsbanken und Intermediäre, die aber im Folgenden nicht betrachtet werden. Die Statistik des VÖB unterscheidet bei der Verwendung der Instrumente nach den Bereichen Gewerbe, Kommunen, Wohnungs- und Städtebau, Landwirtschaft und sonstige Förderung.

Das Ergebnis kann zunächst nicht wirklich überraschen. Die Förderaktivitäten erreichten ein absolutes Rekordniveau. Aber das Wachstum kam zum überwiegenden Teil aus Bürgschaften und Zuschüssen, weniger aus Krediten. Zu den Zahlen im Einzelnen: Die Gesamtmenge der Zuschüsse hat sich von 13,497 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf nun 27,285 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Davon entfallen 15,125 Milliarden Euro auf die gewerbliche Förderung, was einen Anstieg um 272,54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 4,060 Milliarden Euro darstellt. In Baden-Württemberg wurden in der gewerblichen Förderung 2020 die meisten Zuschüsse mit insgesamt 4,709 Milliarden Euro bewilligt. In der kommunalen Förderung wurden im vergangenen Jahr 3,579 Milliarden Euro an Zuschüssen ausgegeben. Im Vergleich zu 2019 (2,152 Milliarden Euro) stieg der Wert um 66,31 Prozent. Die Kommunen in Hessen empfingen mit relativ großem Abstand die meisten Zuschüsse mit 1,161 Milliarden Euro. An zweiter Stelle stehen die sächsischen Kommunen mit 0,776 Milliarden Euro.

Der Wohnungs- und Städtebau, dessen Zuschusssummen seit 2012 stetig steigen, legte 2020 um weitere 1,189 Milliarden Euro zu und belief sich auf ins gesamt 6,458 Milliarden Euro. Die Zuschüsse für Landwirtschaft, welche einen eher geringen Anteil am Gesamtvolumen ausmachen und in der Zehnjahresbetrachtung in etwa auf dem gleichen Niveau geblieben sind, fielen von 0,449 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 0,389 Milliarden Euro. Der Anteil Hessens in diesem Bereich repräsentiert mit 0,339 Milliarden Euro 87,27 Prozent der Gesamtmenge an Zuschüssen. Sonstige Förderprojekte wurden 2020 mit 1,735 Milliarden Euro bezuschusst, was einen leichten Anstieg von 1,568 Milliarden Euro aus im Vorjahr darstellt. Den Löwenanteil der Zuschüsse in diesem Bereich macht dabei wieder Baden-Württemberg aus, das mit 1,350 Milliarden Euro einen Anteil von 77,79 Prozent für sich verbucht. Gleichzeitig wird in der Statistik für fünf Bundesländer, in denen Zuschüsse auch in den vergangenen zehn Jahren kaum in dieser Weise genutzt wurden, der Wert 0,0 Millionen Euro angegeben.

Auch bei den Darlehen ist ein merklicher Anstieg im vergangenen Jahr festzustellen. Insgesamt wurden im Vergleich zum Vorjahr 53,67 Prozent beziehungsweise 32,108 Milliarden Euro mehr und damit 91,938 Milliarden Euro an Darlehen ausgegeben. Gewerbe wurden mit 35,883 Milliarden Euro gefördert, was einen Sprung von 22,596 Milliarden Euro im Vorjahr um 13,287 Milliarden Euro darstellt. Dabei ist zu beachten, dass 2019 für Darlehen in der gewerblichen Förderung einen Tiefpunkt im betrachteten Zeitraum von zehn Jahren darstellt. Vorheriger Höhepunkt war 2017 mit 28,118 Milliarden Euro. Die meisten Darlehen für Gewerbe wurden mit 7,769 Milliarden Euro in Bayern bewilligt, was in etwa ein Fünftel der Gesamtsumme repräsentiert.

Darlehen an Kommunen stiegen leicht von 10,727 Milliarden Euro auf 13,763 Milliarden Euro, was in der Gesamtbetrachtung aber keinen sehr überdurchschnittlichen Wert darstellt. Dahingegen kletterte der Wert der bewilligten Darlehen im Wohnungs- und Städtebau auf 37,500 Milliarden Euro und stellt damit den größten Wert in diesem Förderinstrument dar. Die meisten Darlehen wurden zu diesem Zweck in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, jeweils über 7 Milliarden Euro, bewilligt. Darlehen in der Landwirtschaft sind seit dem Hochpunkt von 3,218 Milliarden Euro im Jahr 2015 rückläufig. 2020 fiel der Wert hier von 2,286 Milliarden Euro nochmals auf 2,164 Milliarden Euro. Im Bereich der sonstigen Förderung war im Jahr 2020 ein Anstieg von 0,626 Milliarden Euro auf 2,628 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Bürgschaften und Haftungsfreistellungen, als ein Instrument zusammengefasst, fanden in den vergangenen zehn Jahren immer weniger Anwendung. Die Gesamtsumme fiel vom Höchststand 2,014 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 0,686 Milliarden Euro im Jahr 2018, bevor die Summe mit 0,718 Milliarden Euro 2019 wieder etwas anstieg. Im Pandemiejahr 2020 wurden mit den KfW-Hilfen für Unternehmen Notkredite aufgesetzt, bei denen in vielen Fällen die Förderbanken die Risiken für die Banken übernahmen, teilweise zu 100 Prozent. Die Summe der bewilligten Bürgschaften und Haftungsfreistellungen stieg so im Jahr 2020 um 4627,42 Prozent oder 33,243 Milliarden Euro auf 33,962 Milliarden Euro. Im gewerblichen Bereich wurden 33,933 Milliarden Euro zugesagt, 33,268 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die gewerbliche Förderung macht damit 99,92 Prozent der Gesamtsumme aus. Die meisten Bürgschaften und Haftungsfreistellungen im gewerblichen Bereich wurden in Nordrhein-Westfalen mit 8,200 Milliarden Euro bewilligt. Darauf folgt Bayern mit 6,664 Milliarden Euro.

Für den Wohnungs- und Städtebau weist die Statistik hier im Jahr 2020 einen Wert von 0,0 Millionen Euro aus, nachdem die Instrumente über die vergangenen zehn Jahre hinweg mit Summen zwischen 6,3 Millionen und 120,9 Millionen Euro beansprucht wurden. Für den Großteil Deutschlands stellen Bürgschaften und Haftungsfreistellungen im Wohnungs- und Städtebau ein wenig genutztes Instrument dar, einzig in Berlin wurde davon in acht von zehn betrachteten Jahren Gebrauch gemacht und zumeist repräsentiert der Berliner Anteil auch den größten unter den Bundesländern.

Für die Landwirtschaft wurden im vergangenen Jahr 28,1 Millionen Euro bewilligt. Im Vergleich zur gewerblichen Förderung stellt dies zwar einen wesentlich geringeren Anteil dar, allerdings ist die Summe um das nahezu 46-Fache größer als der Wert von 0,6 Millionen Euro im Vorjahr. Höchstwerte in der Förderung der Landwirtschaft wurden zuvor in den Jahren 2012 mit 11,0 Millionen Euro und 2013 mit 10,9 Millionen Euro erreicht. Für die sonstige Förderung wird zum ersten Mal seit zehn Jahren ein Wert über null in der Statistik ausgegeben. Einzig in Niedersachsen wurden 0,4 Millionen Euro an Bürgschaften und Haftungsfreistellungen für sonstige Fördergesuche bewilligt, was somit auch den Gesamtwert in diesem Bereich darstellt.

Gregor Brunner, Redaktionsvolontär

Gregor Brunner , Redaktionsvolontär , Fritz Knapp Verlag GmbH
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