Bankenchronik Ausgabe 17/2019

9. bis 22. August 2019

Die BaFin hat Mitte August 2019 ein neues Rundschreiben zu Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch veröffentlicht, das die Vorgaben zur Berechnung der Auswirkungen einer plötzlichen und unerwarteten Zinsänderung erweitert. Neben dem Baseler Standardschock haben die deutschen Institute zukünftig weitere sechs Zinsszenarien zu berücksichtigen. Erstmals anzuwenden sind die Vorgaben des Rundschreibens zur Berechnung der aufsichtlichen Zinsschockszenarien zum Meldestichtag 31. Dezember 2019. Mit der Neufassung, die die überarbeiteten Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) zu Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch in nationales Recht umsetzt und das Rundschreiben aus dem Jahre 2018 aufhebt, soll den Entwicklungen der vergangenen Jahre auf nationaler und internationaler Ebene Rechnung getragen werden. Die Aufsicht sieht den Implementierungsaufwand in einem vertretbaren Rahmen und betont ausdrücklich die Methodenfreiheit der Institute hinsichtlich der internen Berechnung und Steuerung der Zinsänderungsrisiken.

Unter dem Namen Allianz Direct wird der Online-Versicherer All-Secur ab Herbst dieses Jahres weitergeführt und nimmt damit den Namen seiner Muttergesellschaft Allianz an. Die alte Marke soll ab dem kommenden Monat schrittweise vom Markt verschwinden. Allianz Direct hingegen soll Teil eines europäischen Versicherungsgeschäftsmodells werden, dem sich im Laufe des nächsten Jahres noch weitere Online-Marken der Allianz anschließen sollen, neben All-Secur in den Niederlanden, die zeitgleich unter dem neuen Namen aktiv wird, Genialloyd in Italien und Fénix Directo in Spanien. Die Allianz Direct Versicherungs-AG, bleibt eine eigenständige Einheit innerhalb der Allianz Gruppe. Unabhängig von den Änderungen des Namens und der Corporate Identity bleiben die Verträge der aktuellen Kunden durch das Rebranding unverändert.

Die im Mai 2019 eingeleiteten Gespräche sind nun zu einem Erfolg gekommen. Die Merkur Bank und die Bank Schilling haben am 12. August 2019 einen Rahmenvertrag unterzeichnet, wonach die Merkur Bank wesentliche Teile des Bankgeschäfts der Bank Schilling übernehmen wird. Das Closing der Transaktion ist laut Merkur Bank für das vierte Quartal 2019 vorgesehen. Mit der Übernahme zählt die Merkur Bank nach eigenen Angaben mit einer Bilanzsumme von über zwei Milliarden Euro zu den größten inhabergeführten deutschen Kreditinstituten. Mit dem Vollzug des Zusammenschlusses wird das Unternehmen nach außen als Merkur Privatbank auftreten. Die rechtliche Umfirmierung soll nach der Hauptversammlung im Juni 2020 erfolgen. Zur Finanzierung des Erwerbs wird unter anderem eine Barkapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital mit Bezugsrecht der Kommanditaktionäre durchgeführt. Über den vereinbarten Kaufpreis wurde nichts mitgeteilt.

Der britische Investment Manager Schroders verwaltet mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden ab sofort auch von Deutschland aus aktiv Investmentfonds und Mandate. Das Frankfurter Büro von Schroders baut zunächst das Portfoliomanagement im Bereich Multi-Asset auf. Nach Angaben von Schroders haben die Kunden der Frankfurter Niederlassung bereits Assets im Volumen von rund 23 Milliarden Euro zur Verwaltung anvertraut. Schwerpunkte der nachgefragten Kapitalanlagelösungen bilden demnach Investments in Unternehmensanleihen, Multi-Asset-Fonds, nachhaltige Anlagen und Private-Assets-Mandate, für die Schroders ebenfalls starkes Wachstum erwartet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) gab Mitte August bekannt, dass die lettische PNB Banka wegen einer deutlichen Verschlechterung der Kapitalsituation nicht mehr den Anforderungen an die Eigenkapitalquote entspreche. Die Passiva der Bank würden die Aktiva übersteigen. Die EZB hat darüber den Single Resolution Board (SRB) informiert. Dieser sieht jedoch aus mangelndem öffentlichen Interesse keinen Grund zum Eingreifen. Aufgrund dieser Entscheidungen hat darauf die lettische Financial and Capital Market Commission als nationale Aufsichtsbehörde beschlossen, die Bank zu schließen. Laut EZB war die PNB Banka die sechstgrößte lettische Bank. Einlagen der Kunden sind demnach bis 100 000 Euro beim lettischen Einlagensicherungsfonds abgesichert.

Wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mitteilt, dürfen Kreditkartenzahlungen in Deutschland auch ab dem 14. September 2019 vorerst weiter ohne starke Kundenauthentifizierung ausgeführt werden. Die BaFin will das zunächst nicht beanstanden. Mit der Fristverlängerung sollen Störungen bei Internetzahlungen verhindert werden und ein reibungsloser Übergang auf die Anforderungen gemäß PSD2 ermöglicht werden. Die Erleichterungen sind nach Angaben der BaFin zeitlich befristet. Wann sie auslaufen, will die BaFin festlegen, nachdem sie die Marktteilnehmer konsultiert hat und sich mit der European Banking Authority (EBA) abgestimmt habe. In der Zwischenzeit erwartet die BaFin, dass alle Beteiligten ihre Infrastrukturen so schnell wie möglich so anpassen, dass diese in den gesetzlich vorgesehenen Fällen eine starke Kundenauthentifizierung ermöglichen. Dazu sind konkrete Migrationspläne zu erarbeiten. Die Erleichterungen betreffen ausschließlich Kreditkartenzahlungen im Internet. (Siehe auch Leitartikel.)

KBL European Private Bankers (epb) hat eine Vereinbarung zur Übernahme der Bank am Bellevue mit Sitz in Zürich unterzeichnet. Die Bank am Bellevue ist die Wealth-Management-Sparte des Finanzdienstleistungsunternehmens Bellevue Group und hat Assets im Volumen von 1,6 Milliarden Euro under Management und 22 Mitarbeiter. KBL epb will die Kundenbasis der Bank am Bellevue zügig ausbauen. Mit dem Vollzug der Übernahme rechnet KBL epb vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen im ersten Quartal 2020.

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