Bankenchronik Ausgabe 18/2015

7. August 2015 bis 3. September 2015

Der Essener Dienstleister für Forderungsmanagement, GFKL Financial Services AG, und die britische Lowell Group, Leeds, wollen sich zu einem der größten Anbieter im Bereich Forderungsmanagement in Europa zusammenschließen. Von der internationalen Private-Equity-Gesellschaft Permira beratene Fonds, die GFKL im Mai 2015 erworben hatten, unterstützen die Transaktion mit zusätzlichem Kapital. Derzeit betreut GFKL mit rund 950 Mitarbeitern maßgeblich in den Bereichen Forderungskauf und Servicing ein Forderungsvolumen von 16,4 Milliarden Euro.

Lowell ist auf den Kauf von Kreditportfolios und die Datenanalyse spezialisiert und hat seit 2004 rund 17 Millionen zahlungsgestörte Verbraucherkredite von Firmen aus verschiedenen Branchen, darunter Banken, Einzelhändler und Versorger erworben. Die beiden Unternehmen betreuen gemeinsam rund 15 Millionen Schuldner. Die Transaktion, die im vierten Quartal 2015 abgeschlossen werden soll, steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Kartell- und Aufsichtsbehörden.

Der Schweizer Vermögensverwalter GAM hat das Immobilienfinanzierungsgeschäft des in London ansässigen unabhängigen Asset Managers Renshaw Bay erworben. Die Akquisition soll, vorbehaltlich der noch ausstehenden Genehmigungen, voraussichtlich im Oktober 2015 abgeschlossen werden. Die von Ren shaw Bay verwalteten Investments mit einem von Kunden zugesagten Investitionskapital von rund 1,2 Milliarden US-Dollar, die entsprechenden Rechtseinheiten und Verträge sowie alle bestehenden Kundenbeziehungen sollen ebenso zu GAM transferiert werden wie das gesamte zehnköpfige Team, das unter seiner bisherigen Leitung bleiben soll.

Die Zurich Gruppe Deutschland plant, ihre beiden größten Direktionsstandorte Bonn (1 500 Mitarbeiter) und Köln (1 200 Mitarbeiter) in Köln Deutz zusammenzulegen. Der Umzug in das neue Gebäude soll voraussichtlich ab Ende des vierten Quartals 2018 beginnen. Die bisher genutzten Gebäude in Bonn und Köln sollen bis zum Jahreswechsel veräußert und für eine Übergangszeit angemietet werden. Die weiteren Direktionsstandorte Frankfurt am Main (rund 900 Mitarbeiter), Wiesbaden (230 Mitarbeiter) und Oberursel (etwa 140 Mitarbeiter) sind nicht betroffen. Insgesamt beschäftigt Zurich in Deutschland rund 5 600 Mitarbeiter.

Für rund 9 Milliarden US-Dollar hat der US-Industriekonzern General Electric sein Healthcare-Kreditgeschäft an die US-Bank Capital One verkauft, die vor rund 4 Jahren mit der ING Direkt USA eine Transaktion in ähnlicher Größenordnung stemmte. Der Käufer will mit der Übernahme sein Kerngeschäft auf einen neuen Bereich ausweiten. GE wertet den Verkauf als weiteren erfolgreichen Schritt hin zu dem angekündigten Abbau seiner Finanzdienstleistungssparten. Auch die Online-Einlagenplattform seiner Finanztochter GE Capital Bank will der Konzern verkaufen, und zwar an die Investmentbank Goldman Sachs. Der Käufer spricht mit Blick auf die noch von den Aufsichtsbehörden zu genehmigenden Transaktion von Online-Einlagen im Volumen von 8 Milliarden Dollar und 8 Milliarden Dollar an Einlagenzertifikaten.

Die Bawag P.S.K. Bank für Arbeit und Wirtschaft und Österreichische Postsparkasse, Wien, übernimmt vollständig das österreichische Leasinggeschäft der Immigon Portfolioabbau AG (vormals ÖVAG). Bestandteile der Transaktion sind die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft m.b.H. und ihre zwei Beteiligungen, die VB Technologie Finanzierungs GmbH und die ACP Finanzierungs GmbH. Mit der Übernahme entsteht das drittgrößte Autoleasingunternehmen in Österreich. Bawag verspricht sich von dem Kauf ein schnelleres Wachstum in ihrem Kerngeschäft Retail Banking und Small Business in Österreich. Die VB Leasing bringt ein Leasing-Portfolio von 0,7 Milliarden Euro mit neuen Produkten, ein Netz an Kfz-Händlern sowie ein Mitarbeiterteam ein. Das Closing der Transaktion wird für das 4. Quartal 2015 erwartet und unterliegt noch den aufsichtsbehördlichen Bewilligungen.

Von der Immigon Portfolioabbau AG (vormals ÖVAG) wird zudem die A.B.S. Global Factoring AG, Wiesbaden, 100 Prozent der Anteile der VB Factoring Bank AG, Salzburg, einschließlich des Tochterunternehmens Eurincasso GmbH, übernehmen. Die VB Factoring Bank AG bewegt ein Forderungsvolumen von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Österreichischen FMA (Finanzmarktaufsicht) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal 2015 erwartet. Die A.B.S. Global Factoring AG verzeichnete im Jahr 2014 einen Forderungsumsatz von 1,215 Milliarden Euro.

Die Commerzbank hat von der brasilianischen Zentralbank (BACEN) die offizielle Genehmigung für die Gründung einer Tochtergesellschaft in São Paulo erhalten. Der Geschäftsbetrieb für die Zielgruppe mittelständischer sowie großer und kapitalmarktnaher Unternehmen soll voraussichtlich im ersten Quartal 2016 aufgenommen werden. Insgesamt sollen etwa 50 Mitarbeiter vor Ort tätig sein.

In den Wettbewerb um Kundeneinlagen in Deutschland sind Anfang September zwei Banken neu eingetreten. Der niederländische Fahrzeugflottenmanager Leaseplan bietet über seine Bankentochter seit Anfang des Monats ein Festgeld-Produkt an. In den Niederlanden verfügt die Bank über Kundeneinlagen von rund 5 Milliarden Euro. Einlagen, die das Kreditinstitut in Deutschland generiert, sollen in das Leasinggeschäft der Konzernmutter fließen. Leaseplan wird derzeit von den bisherigen Eignern, Volkswagen und dem Bankier Friedrich von Metzler an ein Investorenkonsortium veräußert. Zudem bietet die Opel Bank, die bisher lediglich Finanzierung und Leasing von Fahrzeugen im Portfolio hatte, über eine neu ausgelegte Online-Bank nun ebenfalls Einlagenprodukte an. Die Opel Bank ist seit März 2015 in Deutschland unter ihrem jetzigen Namen aktiv. Zuvor firmierte sie unter GMAC Bank. Ihre Bilanzsumme lag Ende 2014 bei knapp 3,8 Milliarden Euro.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat verfügt, dass die Postfinance AG als Finanzgruppe systemrelevant im Sinn von Artikel 7 und 8 Bankengesetz ist. Als Gründe nennt sie nach Angaben der Bank die bedeutende Stellung des Finanzinstituts im inländischen Einlagengeschäft und die starke Position im Zahlungsverkehr in der Schweiz. Postfinance wies zur Jahresmitte 2015 eine Bilanzsumme von 116 Milliarden Franken aus. In der Schweiz gelten bisher UBS und Credit Suisse sowie die Zürcher Kantonalbank und die Raiffeisen Gruppe als systemrelevant.

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