Bankenchronik Ausgabe 2/2022

21. Dezember 2021 bis 5. Januar 2022

Die niederländische Großbank ING zieht sich nach nun 21 Jahren aus dem französischen Privatkundengeschäft zurück. Die Wholesale-Banking-Aktivitäten möchte die Bank allerdings weiterführen. Richtungsweisend für diesen Schritt soll eine strategische Überprüfung des Instituts gewesen sein. Von dem Ausstieg konkret betroffen sind 460 Mitarbeiter, für welche mit den örtlichen Gewerkschaften ein Sozialplan vereinbart wurde. ING France verfügt über rund eine Million Kunden. Derzeit wird die Machbarkeit eines Abkommens zur Übernahme des Kundenportfolios durch Dritte geprüft.

Die Verbundvolksbank OWL übernimmt die Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten. Die Vertreterversammlungen der beiden Banken haben dem Zusammenschluss kurz vor Weihnachten jeweils einstimmig zugestimmt. Nach Fusion mit der rund 2 Milliarden Euro schweren Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten kommt die neue Verbundvolksbank OWL dann auf eine Bilanzsumme von rund 9 Milliarden Euro und mehr als 300 000 Kunden. Vorstandschef der Verbundvolksbank OWL bleibt Ansgar Käter. Das Vorstandsduo aus Salzkotten wechselt in die Geschäftsführung der fusionierten Bank.

Die Volksbank Pirna und die Wohnungsgenossenschaft Sebnitz (GWG) in Sachsen schließen sich zusammen. Mit der Zustimmung der jeweiligen Mitglieder und Vertreter ist die Fusion zum 1. Januar 2022 beschlossen worden. Wirksam wird sie mit der Eintragung ins Genossenschaftsregister im ersten Quartal 2022. Eigenen Angaben zufolge ist es erst die zweite Fusion einer Volksbank, die ebenfalls genossenschaftlich organisiert ist, mit einer Wohnungsgenossenschaft in Deutschland.

Die Deutsche Bank AG muss aufgrund mangelnder Kontrollen bei der Ermittlung des Referenzzinssatzes Euribor ein von der BaFin verhängtes Bußgeld in Höhe von 8,66 Millionen Euro bezahlen. Die Bank habe laut der Behörde "nicht über wirksame präventive Systeme, Kontrollen und Strategien" verfügt. Die Bank hat die Defizite nach eigener Aussage bereits behoben.

Die französische Großbank BNP Paribas trennt sich mit dem Verkauf ihrer kalifornischen Tochter Bank of the West an die Bank of Montreal (BMO) aus Kanada von ihren Privat- und Geschäftsbankaktivitäten in den USA. Der Kaufpreis beträgt 16,3 Milliarden US-Dollar (14,4 Milliarden Euro), welcher in bar gezahlt werden soll. Die Übernahme soll im Laufe des Jahres 2022 abgeschlossen werden. Der Verkauf werde einen Nettokapitalgewinn in Höhe von etwa 2,9 Milliarden Euro generieren und die Kernkapitalquote um gut 170 Basispunkte erhöhen. Mit dem Geld aus der Veräußerung sollen Zukäufe in Europa realisiert werden. Darüber hinaus plant das Institut im Rahmen eines Aktienrückkaufs im Wert von etwa 4 Milliarden Euro eine außerordentliche Ausschüttung an die Aktionäre vorzunehmen.

Die belgische Bank Crelan hatte bereits im Oktober 2019 angekündigt, die Axa- Tochter Axa Banque Belgique für 540 Millionen Euro in bar übernehmen zu wollen. Nun hat die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht für den Verkauf gegeben. Die Zustimmung erfolgte erst nach mehreren Ablehnungen durch die Behörde, da sie zunächst befürchtet habe, dass die Bank finanziell nicht solide genug aufgestellt sei, um eine derartige Übernahme zu stemmen. Daher wurden im Vorfeld der nun erteilten Zustimmung ein solider Finanzierungsplan sowie zusätzliche Garantien gefordert. Die V-Bank und Avaloq bauen ihre strategische Kooperation bei Kernbankensystem- und Backoffice-Dienstleistungen aus.

Die V-Bank nutzt seit 2016 das von Avaloq entwickelte Kernbankensystem. Diese Zusammenarbeit wurde vorzeitig verlängert und um gemeinsame strategische Projekte erweitert, wie etwa um ein umfangreiches Kryptoprojekt für die Verwahrung, den Handel und Services Digitaler Assets.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat innerhalb ihres Quartalsberichts eindringlich dazu aufgefordert, Schattenbanken stärker zu regulieren. Die engeren Kontrollen halte die BIZ aufgrund jüngster Turbulenzen an den Anleihemärkten für erforderlich. Die Schattenbanken kommen laut BIZ inzwischen für fast die Hälfte der weltweiten Finanzanlagen auf. Sie bieten Finanzierungsmöglichkeiten an, die traditionelle Banken nicht abdecken, und erfüllen somit wichtige Funktionen im Finanzsystem. Allerdings können ihre Aktivitäten auch Börsengewitter verstärken und die Stabilität des Finanzsystems untergraben. Zeitweise, wie im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Krise, hätten sogar Zentralbanken einschreiten müssen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Daher müsse der aufsichtliche Rahmen für Schattenbanken beispielsweise mit Blick auf Berichtspflichten grundlegend überarbeitet werden.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat die Ergebnisse ihres Stresstests 2021 für Versicherungsunternehmen veröffentlicht. In den Stresstest einbezogen waren 43 große europäische Versicherungsgruppen, darunter fünf aus Deutschland sowie ein Einzelunternehmen. Der diesjährige EIOPA-Stresstest unterstellt insbesondere einen Zinsrückgang mit Verwerfungen am Kapitalmarkt. Dieses Szenario hätte einen deutlichen Rückgang der Solvenzquoten zur Folge, wovon auch die deutschen Gruppen betroffen wären. Ganzheitlich betrachtet wäre die europäische Versicherungsbranche gleichwohl robust aufgestellt.

Die Oesterreichische Nationalbank und die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA werden die Schwerpunkte in der Bankenaufsicht im Jahr 2022 auf die Themen Covid-19-Maßnahmen, Digitalisierung und ICT-Risiken, ESG-Risiken, Regulierung, Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle sowie Risiken der Immobilienfinanzierung legen. Inhaltlich seien die Ziele in Verbindung mit den Aufsichtsschwerpunkten des Single Supervisory Mechanism für 2022 zu sehen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X