Bankenchronik Ausgabe 23/2017

8. November 2017 bis 23. November 2017

Das Londoner Fintech-Unternehmen Revolut hat bekannt gegeben, sich um eine europäische Banklizenz unter Aufsicht der Zentralbank von Litauen beworben zu haben. Die Erteilung der Banklizenz sowie Aufnahme des Bankbetriebes wird für das erste Halbjahr 2018 erwartet. Mit der Banklizenz will Revolut auch in Sachen Regulatorik sowie Finanzprodukte direkter Ansprechpartner für seine Kunden werden und ihnen die Sicherheit der europäischen Einlagensicherung bieten. Erste Kredit- und Sparprodukte, darunter ein Dispokredit, ein Verbraucherkredit sowie Festgeldangebot, befinden sich bereits in Umsetzung. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf den Ausbau seiner technischen Unabhängigkeit und will einen hauseigenen Zahlungsabwickler aufbauen, um seine Vision der ersten globalen Banking-App zu verwirklichen.

Die deutsch-französische Finanzgruppe Oddo BHF hat sich entschieden, ihre beiden deutschen Vermögensverwaltungsgesellschaften Frankfurt-Trust Investment-Gesellschaft und Oddo BHF Asset Management zusammenzuführen. Unter der einheitlichen Marke Oddo BHF AM hat die Gesellschaft insgesamt in Deutschland und Frankreich zusammen ein verwaltetes Vermögen von über 61 Milliarden Euro. Die Entscheidung steht unter dem Vorbehalt des Einverständnisses der BaFin und der Beratungen mit dem Betriebsrat. Der Zusammenschluss soll in der ersten Jahreshälfte 2018 erfolgen.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Landesförderinstitut des Landes Baden-Württemberg (L-Bank), haben eine Pilotpartnerschaft bekannt gegeben. Dabei sollen die gewerblichen Förderprodukte der L-Bank in die onlinebasierte KfW-Fördermittelplattform "Bankdurchleitung Online 2.0 (BDO 2.0)" eingebunden werden. Im Rahmen der Zusammenarbeit soll die Plattform weiterentwickelt und gegebenenfalls für andere Förderbanken geöffnet werden. Ziel der Förderbanken ist es, ein institutsübergreifendes onlinebasiertes Ökosystem zu schaffen, in dem Fördergeber, Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Finanzintermediäre, Experten und Kreditnehmer sich vernetzen und miteinander kooperieren können.

Die Wiener Erste Group Bank AG wird ihre Online-Banking-Plattform George (siehe auch ZfgK 4-2017), die in Österreich bereits etwa 1,5 Millionen aktive Nutzer hat, nun auch außerhalb des Heimatmarktes anbieten. Noch in diesem Jahr soll die Plattform in Tschechien und der Slowakei auf den Markt kommen, gefolgt von Rumänien im nächsten Jahr. Bis 2020 will die Erste Group George in allen Ländern anbieten, in denen sie tätig ist.

Der US-Finanzinvestor Cerberus ist auch bei der Deutschen Bank eingestiegen und hält drei Prozent der Anteile an Deutschlands größtem Geldhaus, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Damit steigt Cerberus zum viertgrößten Aktionär der Frankfurter Bank auf - nach dem chinesischen Konzern HNA, dem Emirat Katar und dem weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Bereits im Juli hat sich die Gesellschaft mit 5 Prozent an der Commerzbank beteiligt.

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) verlagert im Zuge des Brexits ihren Sitz nach Paris. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung der Europaminister der 27 EU-Mitgliedsstaaten. Neben Paris und Frankfurt hatten sich auch Brüssel, Dublin, Prag, Luxemburg, Wien und Warschau um den künftigen EBA-Sitz beworben. Die Mainmetropole kam im zweiten Wahlgang der geheimen Abstimmung auf vier der 27 Stimmen, während Paris und Dublin mit Stimmengleichstand das Feld anführten. Am Ende entschied das Los für die französische Hauptstadt. Die EBA muss ihre einschließlich des externen Personals rund 220 Mitarbeiter bis spätestens 2019 verlegen.

Seit 20 Jahren gibt es mittlerweile den Xetra-Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse: Am 28. November 1997 um 8.30 Uhr wurden erstmals Aktien in Deutschland über ein vollelektronisches System gehandelt, das Kauf- und Verkauf-Aufträge im Orderbuch automatisch ausführt (siehe auch Gespräch des Tages).

Die St. Galler Kantonalbank übernimmt das Private-Banking-Geschäft von der M.M. Warburg Bank (Schweiz). Fünf Kundenberater der Warburg Bank werden zur St. Galler Kantonalbank wechseln und ihre Kunden künftig aus der SGKB-Niederlassung in Zürich betreuen. Die Hamburger Privatbank will sich aus dem Geschäft mit klassischen Privatkunden in der Schweiz zurückziehen. Am Standort Zürich bleibt die Warburg Gruppe mit der Tochtergesellschaft Private Client Partners vertreten, die als Family Office größere Vermögen und ausgewählte Asset-Management-Mandate betreut. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion wird voraussichtlich im 1. Quartal 2018 abgeschlossen.

Die Hypovereinsbank hat ihr Instant-Payment-Angebot gestartet. Gleichzeitig bietet die Mutter Unicredit ihren Kunden in Italien den entsprechenden Service ebenfalls an. Möglich geworden ist dies durch das neu gestartete Instant-Payment-System "RT1" von EBA Clearing, den von 51 Banken getragenen europäischen Anbieter von Zahlungsverkehrsinfrastruktur. Unmittelbar nachdem die Echtzeitzahlungsplattform offiziell freigeschaltet wurde, meldete die Hypovereinsbank die erste Zahlung zwischen Deutschland und Italien. Am Start von RT1 waren 17 Banken aus acht Ländern mit Verbindungen zu 500 anderen Zahlungsverkehrsanbietern, wie der Zahlungsdienstleister mitteilt. Er geht davon aus, dass sich binnen Jahresfrist weitere Anbieter dem System anschließen werden.

Die italienische Investmentbank Mediobanca und das Schweizer Fondshaus RAM Active Investments gehen eine strategische Partnerschaft ein. Dabei übernimmt Mediobanca 69 Prozent der Anteile von RAM AI von der Genfer Privatbanken-Gruppe Reyl. Die Zustimmung der Aufsichtsbehörden vorausgesetzt, soll die Übernahme in der ersten Jahreshälfte 2018 abgeschlossen sein.

Wisdom Tree erwirbt eine 17,6 Milliarden Dollar schwere Sparte der britischen ETF Securities. Wie das US-Fondshaus mitteilte, umfasst das erworbene Portfolio aus 307 Produkten Fonds für Rohstoffe, Währungen sowie das Short-and-Leveraged-Segment. Die Zustimmung der Aufseher vorausgesetzt, soll die Transaktion im ersten Quartal 2018 abgeschlossen sein. Der Kaufpreis von rund 611 Millionen US-Dollar setzt sich aus einer Barzahlung von 253 Millionen Dollar sowie einer Aktienoption von 30 Millionen Titeln von Wisdom Tree zusammen.

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