BILANZBERICHTE

Geschäftsentwicklung der 370 Sparkassen im Berichtsjahr 2021

Abbildung 1: Cost Income Ratio vor Bewertung in % Quelle: DSGV

Aggregierte Bilanzsumme der Sparkassen um 6,0% gestiegen - Kundenkreditbestand um 5,5% auf 955 Mrd. Euro angewachsen - Wohnungsbaukreditbestand um 7,0% erhöht - Kredite im Firmenkundengeschäft um 5,5% geklettert - Wertpapierumsatz um 14,4% gesteigert - Wertpapier-Nettoabsatz um 54,4% verbessert - Einlagen um 4,5% weiter angewachsen - Zinsüberschuss um 1,6% gesunken - Provisionsüberschuss um 6,6% deutlich gestiegen - Personalaufwand um 1,4% reduziert - Sachaufwand um 2,5% erhöht - Betriebsergebnis vor Bewertung um 2,8% geklettert - Betriebsergebnis nach Bewertung um 27,6% verbessert - Jahresüberschuss um 24,7% über dem Vorjahreswert - Cost Income Ratio auf 66,2% gefallen - Gesamtkapitalquote auf 16,7% rückläufig

Im Berichtsjahr 2021 ist die Zahl der Sparkassen weiter gesunken. Nach 376 Instituten im Vorjahr sank die Zahl durch Fusionen zum Stichtag am 31. Dezember 2021 auf 370 Sparkassen. Bei der Präsentation der aggregierten Geschäftszahlen der Sparkassen in Deutschland durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) wurden auch zu den Verbundunternehmen kurze Hinweise zum Geschäfts verlauf des Berichtsjahres 2021 gegeben. So blicke die Deka-Gruppe auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück, was vor allem einem Boom der Wertpapiernachfrage bei Privatanlegern zu verdanken war. Die Deka-Gruppe steigerte demnach ihre Total Assets um 16,5% beziehungsweise 55,9 Mrd. Euro auf 395,1 (339,2) Mrd. Euro. Auch die acht Landesbausparkassen haben demnach ein gutes Ergebnis erzielt, da die Nachfrage nach Krediten sowohl für den Neubau als auch den Bestandserwerb anhaltend hoch blieb.

Der Bestand an Bauspardarlehen kletterte um 5,1% auf 34,1 Mrd. Euro. Deutsche Leasing konnte sein wirtschaftliches Ergebnis mit 175 Mill. Euro wieder auf das Vorkrisenniveau heben. Auch die Berlin Hyp hat demnach ihre operative Ertragskraft gesteigert, ohne dass jedoch konkrete Zahlen genannt wurden. Zu Beginn des laufenden Jahres wurde der Immobilienfinanzierer von der Landesbank Baden-Württemberg übernommen. Die Versicherungen der Sparkassen-Finanzgruppe haben laut DSGV die Beiträge um 2,2% - und damit nach eigenen Angaben doppelt so stark wie die gesamte Branche - auf rund 23,0 Mrd. Euro gesteigert.

Im Berichtsjahr haben die 370 Sparkassen ihre aggregierte Bilanzsumme deutlich um 6,0% beziehungsweise 84,9 Mrd. Euro auf 1,499 Bill. Euro gesteigert. Auf der Aktivseite der Bilanz kam das Wachstum in erster Linie durch Kredite an Kunden zustande. Diese sind insgesamt um 49,4 Mrd. Euro oder 5,5% auf 955 Mrd. Euro angewachsen. Darunter waren 406,1 Mrd. Euro Kredite im Privatkundengeschäft. Das entspricht einem Wachstum von 23,4 Mrd. Euro beziehungsweise 6,1%. Darunter wiederum entfiel der Löwenanteil auf Wohnungsbaukredite, dessen Bestand um 23,9 Mrd. Euro oder 7,0% auf 365,5 Mrd. Euro anstieg. Das Neukreditvolumen stieg hier sogar um 9,5% auf 73,4 Mrd. Euro. Laut DSGV haben die Sparkassen niemals zuvor ein solches Ergebnis erreicht. Nach eigenen Angaben haben die Sparkassen hier nun in einem stark wachsenden Markt einen Marktanteil von 35,3% und diesen damit "leicht ausgeweitet".

Den etwas größeren Anteil an den Gesamtkrediten hatten die Kredite im Firmenkundengeschäft. Der Bestand stieg um 26,0 Mrd. Euro beziehungsweise 5,5% auf 496 (470) Mrd. Euro an. Dazu beigetragen hat ein Kreditneuvolumen in Höhe von 106,2 Mrd. Euro. Dieses konnte damit zwar "lediglich" den Vorjahreswert erreichen, allerdings war 2020 hier auch ein Rekordjahr. Der Kreditbestand an öffentliche Haushalte blieb nahezu unverändert bei 30,8 (31,4) Mrd. Euro. Auch der Bestand an Krediten an sonstige Kreditnehmer veränderte sich mit 22,1 (21,4) Mrd. Euro nur wenig. Nach Angaben des DSGV beträgt der Marktanteil der Sparkassen im Firmenkundenkreditgeschäft 30,7%, womit die Institute unangefochtener Marktführer wären. Demnach folgen auf dem zweiten Rang mit recht großem Abstand die Genossenschaftsbanken, die einen Marktanteil von 20,7% halten.

Nicht nur die Anfangs erwähnte Deka-Gruppe, auch die einzelnen Sparkassen haben vom Wertpapier-Boom bei den Privatanlegern in Deutschland profitiert. Der gesamte Wertpapierumsatz stieg im Berichtsjahr um 14,4% beziehungsweise 21 Mrd. Euro auf 166,9 (145,9) Mrd. Euro. Etwas überraschend kam der größte Teil des Zuwachses von festverzinslichen Wertpapieren und Investmentzertifikaten. Während die erstgenannten einen um 24,6% beziehungsweise 7,7 Mrd. Euro gestiegenen Umsatz in Höhe von 39,1 Mrd. Euro aufwiesen, ist der Umsatz mit Investmentzertifikaten um 10,7 Mrd. Euro oder 18,6% auf 68,6 Mrd. Euro gestiegen. Der Umsatz mit Aktien und Optionsscheinen ist hingegen lediglich um 4,4% beziehungsweise 2,5 Mrd. Euro angewachsen. Der Wertpapier Nettoabsatz (Käufe minus Verkäufe) sank bei den Aktien und Optionsscheinen um 20,6% auf plus 3,8 Mrd. Euro. Der Nettoabsatz bei den Investmentzertifikaten erhöhte sich um 90,9% auf plus 26,9 Mrd. Euro. Der gesamte Wertpapier-Nettoabsatz erreichte mit 29,5 Mrd. Euro beinahe so viel wie in den Jahren 2019 (10,8 Mrd. Euro) und 2020 (19,1 Mrd. Euro) zusammen. Die Geldvermögensbildung der Sparkassenkunden - einschließlich Vermögensbildung aus dem Bauspargeschäft und aus dem Versicherungsgeschäft - erreichte 80,0 Mrd. Euro. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr zwar einem Rückgang um 20,7% beziehungsweise 20,9 Mrd. Euro, das entspricht allerdings nach dem Rekordjahr 2020 immer noch dem zweithöchsten Wertzuwachs der Geschichte.

Auf der Passivseite der Bilanz haben die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 28,5 Mrd. Euro beziehungsweise 16,7% zugenommen. Den größten Anteil am Bilanzsummenwachstum hatten im Passivgeschäft jedoch die Kundeneinlagen, wenngleich der DSGV auch eine "gewisse Normalisierung" bei den Einlagenzuflüssen beobachtete. Demnach sind die Einlagen insgesamt um 4,5% oder 48,4 Mrd. Euro auf 1,123 Bill. Euro angewachsen. Allerdings betrug die Wachstumsrate im Jahr zuvor sogar 7,9%. Zudem betrug das Wachstum in absoluten Zahlen mit 48,4 Mrd. Euro weniger als der Zuwachs der Kredite an Kunden. Somit ist der Einlagenüberhang leicht gesunken. Der Zuwachs der Einlagen ging dabei komplett auf die kurzfristigen Sichteinlagen zurück, die sich um 52,6 Mrd. Euro oder 6,9% auf 814,1 (761,5) Mrd. Euro erhöhten. Die Spareinlagen blieben unverändert bei 272,8 Mill. Euro, die Eigenemissionen reduzierten sich um 2,9 Mrd. Euro oder 10,3% auf 24,8 Mrd. Euro während die Termingelder um 1,3 Mrd. Euro beziehungsweise 10,7% schrumpften.

Die Ertragslage der Institute hat sich in den einzelnen Komponenten unterschiedlich, insgesamt aber positiv entwickelt. So ist der Zinsüberschuss erneut gesunken. Dieser erreichte im Berichtsjahr 19,2 Mrd. Euro, was einem Rückgang um 1,6% beziehungsweise 314 Mill. Euro entspricht. Gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) waren das 1,32 (1,45)%. Laut DSGV haben die Sparkassen aufgrund der Niedrigzinsphase in den letzten Jahren "sehr große Anstrengungen" unternommen, um unabhängiger vom Zinsergebnis zu werden.

Dass dies gelungen ist zeigen die Zahlen des Provisionsgeschäfts. Der Provisionsüberschuss kletterte im Berichtsjahr um 560 Mill. Euro beziehungsweise 6,6% auf 9,1 Mrd. Euro, was 0,62 (0,63)% der DBS entspricht. Damit ist es laut DSGV erstmals gelungen, den Rückgang im Zinsergebnis im Provisionsgeschäft zu überkompensieren, und zwar immerhin um 246 Mill. Euro. Laut DSGV-Präsident Schleweis "ein schöner Erfolg". Doch er wies darauf hin, dass nicht vergessen werden sollte, dass dies in den vergangenen Jahren nicht so war und die verlorenen Ertragsbestandteile den Instituten weiter fehlen. Der aus der Summe von Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss errechnete Rohertrag kletterte damit im Berichtsjahr von 28,1 Mrd. Euro auf 28,3 Mrd. Euro.

Gleichzeitig hielten die Sparkassen die Verwaltungskosten nahezu konstant. Der Personalaufwand sank um 0,2 Mrd. Euro beziehungsweise 1,4% auf 11,9 (12,1) Mrd. Euro, was 0,82 (0,89)% der DBS entspricht. Der Sachaufwand hingegen kletterte um 0,1 Mrd. Euro auf 7,0 (6,9) Mrd. Euro. Die Sachkosten entsprachen damit 0,48 (0,51)% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Sparkassen halten bereits seit 2017 die gesamten Verwaltungsaufwendungen stabil, mit nur minimalen Schwankungen, im Bereich von 19 Mrd. Euro. Die Cost Income Ratio vor Bewertung verbesserte sich auf 66,2 (66,8)%. Damit wurde zwar der Anstieg der letzten Jahre gebremst, doch die Aufwands-Ertrags-Relation lag damit weiter über dem Niveau der Jahre 2017 (64,3%) und 2018 (65,5%). Nach Bewertung lag diese Effizienzkennziffer bei 67,3%, was 4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert sind.

In der Summe dieser und weiterer Zahlen erreichten die Sparkassen ein Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 9,7 Mrd. Euro oder 0,67% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Gegenüber dem Vorjahreswert von 9,4 Mrd. Euro oder 0,70% der DBS entspricht dies einem Anstieg um 2,8% oder 262 Mill. Euro.

Der Bewertungsaufwand sank im Berichtsjahr insgesamt um 1,1 Mrd. Euro und sank auf 3,5 Mrd. Euro. Unabhängig vom Jahresüberschuss wollen die Sparkassen dabei 3,0 Mrd. Euro den Vorsorgereserven und damit dem Eigenkapital hinzufügen. Ein Jahr zuvor betrugen die Vorsorgereserven 2,8 Mrd. Euro. Der gesunkene gesamte Bewertungsaufwand profitierte vor allem vom Bewertungsaufwand im Kreditgeschäft, der um 90,8% auf 0,1 (1,3) Mrd. Euro sank.

Somit ergab sich ein deutlich verbessertes Betriebsergebnis nach Bewertung. Dieses stieg von 4,8 Mrd. Euro oder 0,36% der durchschnittlichen Bilanzsumme auf 6,2 Mrd. Euro beziehungsweise 0,43% der durchschnittlichen Bilanzsumme.

Das neutrale Ergebnis sank von minus 0,8 Mrd. Euro im Vorjahr auf minus 1,5 Mrd. Euro im Berichtsjahr. Somit errechnet sich ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 4,6 Mrd. Euro oder 0,32% der DBS. Das entspricht gegenüber 2020 einer Steigerung um 0,6 Mrd. Euro beziehungsweise 15,7%. Dadurch erhöhten sich auch die gewinnabhängigen Steuern um 10,4% auf 2,8 Mrd. Euro. Unter dem Strich blieb ein Jahresüberschuss von 1,8 Mrd. Euro stehen. Gegenüber dem Vorjahreswert von 1,5 Mrd. Euro entspricht dies einer Steigerung um 24,7%.

Diese Entwicklung hat sich auch auf die Kapitalkennziffern ausgewirkt. So ist die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern um 60 Basispunkte auf 6,1 (5,5)% angestiegen. Die Kernkapitalquote gemäß Capital Requirements Regulation (CRR) sank hingegen um 80 Basispunkte auf 15,6 (16,4)%. Die Gesamtkapitalquote gemäß CRR fiel um 0,9 Prozentpunkte auf 16,7 (17,6)%. Beide Kennziffern weisen den niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre auf. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio, LR) stieg um 70 Basispunkte auf 9,2%, nachdem diese in den drei Jahren zuvor konstant bei 8,5% lag. Die Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Requirement, LCR) betrug im Berichtsjahr 174,1%, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 30,3 Prozentpunkte entspricht. Diese Kennziffer weist den niedrigsten Wert innerhalb der vergangenen vier Jahre auf, liegt aber immer noch sehr deutlich unter der vorgeschriebenen Mindestquote von 100%.

In seiner Präsentation des Jahresabschlusses der Sparkassen thematisierte der DSGV-Präsident Helmut Schleweis auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Demnach spielt das direkte Russlandgeschäft bei den Sparkassen praktisch keine Rolle. Auch bei den Landesbanken sei das Russland- beziehungsweise Ukraine-Engagement sehr gering und werde nicht spürbar werden. In den Fonds der Gruppe spielen demnach Engagements in Russland oder bei russischen Unternehmen ebenso wenig eine Rolle wie in Immobilien in Russland. Allerdings mahnte Schleweis auch an, dass es auch zu deutlichen Zweit- und Drittrundeneffekten kommen werde. Insbesondere die explodierenden Preise für Energierohstoffe werde viele Verbraucher und Unternehmen belasten. In den letzten Jahren habe sich die Ukraine in Teilen eine Rolle in globalen Liefer ketten erarbeitet. Das betreffe neben Getreide vor allem Eisen und Stahl, pflanzliche Öle, Elektrotechnik und Ölsamen. Mit einem Außenhandelsanteil von 40% war die Europäische Union demnach der größte Handelspartner der Ukraine. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband rechnet hier damit, dass es in Teilbereichen zu deutlichen Preiserhöhungen und Lieferengpässen kommen kann.

Diese Entwicklung nahm der Sparkassenverband auch zum Anlass einen Appell an die Aufsicht zu starten. Da rund 35% des Energiebedarfs und 40% des CO2-Ausstoßes auf Immobilien entfallen, aber nur 3% der deutschen Wohnungen nach 2011 gebaut wurden und mehr als 30 Millionen Wohnungen älter als 30 Jahre seien, bestehe ein Sanierungsbedarf von geschätzten 1 Bill. Euro. Gemessen am Marktanteil der Sparkassen von 35% müssten diese davon 350 Mrd. Euro finanzieren. Dem stünde seit dem 1. April 2022 eine Allgemeinverfügung der Bankenaufsicht entgegen, die den Instituten einen sektoralen Systemrisikopuffer bei Wohnimmobilienkrediten abverlange. Schleweis sieht den Sparkassen durch diese Maßnahme Kreditmittel in erheblichen Umfang gesperrt, die eigentlich dringend benötigt würden. Zudem forderte er die Europäische Zentralbank auf, mit einer eindeutigen Kommunikation und klaren Entscheidungen den inflationären Tendenzen entgegenzutreten, um nicht zu riskieren, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang komme.

Abbildung 1: Cost Income Ratio vor Bewertung in % Quelle: DSGV
Abbildung 2: Gesamt- und Kernkapitalquote in %
Abbildung 3: Verschuldungsquote (LR) und Liquiditätsdeckungsquote (LCR) in %
Abbildung 4: Verwaltungsaufwand in Mrd. Euro
Abbildung 5: Wertpapier-Nettoabsatz in Mrd. Euro Quelle: DSGV
Abbildung 6: Ertragsrechnung der Sparkassen Quelle: DSGV

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