BILANZBERICHTE

Geschäftsentwicklung der 378 Sparkassen im Berichtsjahr 2019

Abbildung 1: Steigende Volumina im Kundengeschäft (in Mrd. Euro) Quelle: DSGV

Aggregierte Bilanzsumme der Sparkassen auf 1 300 Mrd. Euro gestiegen - Zinsüberschuss um 2,7% gesunken - Provisionsüberschuss auf 8,3 Mrd. Euro gesteigert - Personalaufwand um 95 Mill. Euro erhöht - Sachaufwand um 181 Mill. Euro gestiegen - Betriebsergebnis vor Bewertung um 3,7% gefallen - Bewertungsergebnis bei minus 4,1 Mrd. Euro - Betriebsergebnis nach Bewertung um 2,0% erhöht - Ergebnis vor Steuern um 3,5% niedriger - Jahresüberschuss unverändert bei 1,8 Mrd. Euro - Kernkapitalquote um 20 Basispunkte gesunken - Cost Income Ratio auf 66,7% verschlechtert

Die aggregierte Bilanzsumme der deutschen Sparkassen hat sich im Berichtsjahr 2019 um 4,6% auf 1 300 (1 243) Mrd. Euro verlängert. Das entspricht einem Wachstum um 57,2 Mrd. Euro beziehungsweise 4,6%. Nach einem Zuwachs von 3,6% im Vorjahr nimmt das Tempo des Bilanzsummenwachstums damit zu, obwohl sich die Zahl der Institute von 385 im Jahr 2018 auf 378 reduziert hat.

Auf der Aktivseite der Bilanz bauten die deutschen Sparkassen das Kundenkreditgeschäft deutlich aus. Insgesamt belief es sich kumuliert auf 861,1 Mrd. Euro, nach 823 Mrd. Euro im Vorjahr. Das entspricht einem Wachstum um 4,6%. Davon entfielen 443,8 (419,7) Mrd. Euro auf Unternehmenskredite, die damit um 5,7% gegenüber dem Vorjahr zunahmen. Die Kredite an Privatpersonen stiegen um 4,3% beziehungsweise 15,1 Mrd. Euro auf 363,6 (348,5) Mrd. Euro. Darunter wiederum entfiel der Löwenanteil auf Wohnungsbaukredite. Diese kletterten um 5,9% auf 321,2 (303,4) Mrd. Euro. Laut Deutschem Sparkassen und Giroverband (DSGV) liegt dem ein sehr dynamisches Neugeschäft zugrunde. Vom Neugeschäft der Kredite an Privatpersonen in Höhe von 69,9 Mrd. Euro entfielen im Berichtsjahr 59 Mrd. Euro auf den privaten Wohnungsbau, was einem sehr dynamischen Anstieg um 17,3% entspricht. Niemand bringe in Deutschland demnach mehr Menschen in die eigenen vier Wände als die Sparkassen: Der Marktanteil der Sparkassen bei privaten Wohnungsbaukrediten lag 2019 bei 35,2 Prozent. Der DSGV erwartet, dass diese dynamische Entwicklung nach Corona-bedingten Störungen anhalten wird. Die Kredite an öffentliche Haushalte sanken hingegen um 2,3 Mrd. Euro beziehungsweise 6,5% auf 33,5 Mrd. Euro.

Auf der Passivseite der Bilanz sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten im Berichtsjahr um 7,8 Mrd. Euro oder 5,7% auf 144,4 (136,6) Mrd. Euro gestiegen. Den mit Abstand größten Bilanzposten auf dieser Seite der Bilanz machen die Kundeneinlagen aus. Insgesamt stiegen diese um 45,2 Mrd. Euro beziehungswiese 4,8% auf 995,4 Mrd. Euro. Das Wachstum geht dabei ausschließlich auf die Sichteinlagen zurück, die sogar um 54,0 Mrd. Euro anwuchsen, ein Plus von 8,8%. Der DSGV führt den anhaltenden Zufluss in die Sichteinlagen auf das Niedrigzinsniveau zurück. Die Spareinlagen sanken um 4,9 Mrd. Euro oder 1,7% auf 282,7 Mrd. Euro. Termingelder sanken um 0,5 Mrd. Euro auf 16,4 Mrd. Euro und Eigenemissionen um 3,3 Mrd. Euro beziehungsweise 9,4% auf 31,7 Mrd. Euro.

Das Wertpapiergeschäft entwickelte sich positiv. Der gesamt Wertpapierumsatz stieg um 5,3% auf 111,3 (105,8) Mrd. Euro. Besonders stark hat dabei der Umsatz mit festverzinslichen Wertpapieren zugelegt, der um 13% auf 36,1 Mrd. Euro stieg. In dieser Anlageklasse ging der Nettoabsatz allerdings von 3,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf minus 0,2 Mrd. Euro zurück. Der Gesamtumsatz mit Aktien und Optionsscheinen sank um 5,1% auf 26,7 (28,2) Mrd. Euro. Hier halbierte sich der Nettoabsatz nahezu auf 1,2 (2,3) Mrd. Euro. Der Gesamtumsatz mit Investmentfonds stieg um 6,3% auf 48,5 (45,7) Mrd. Euro. Der Nettoabsatz stieg in dieser Anlageklasse dynamisch um 26,5% auf 9,8 (7,7) Mrd. Euro. Unter Einbeziehung des den Sparkassen zurechenbaren Bauspar- und Lebensversicherungsgeschäfts legten die Sparkassenkunden im Berichtsjahr damit 58,8 (55,4) Mrd. Euro direkt oder indirekt bei ihrer jeweiligen Sparkasse neu an. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um 6,1%.

Wie schon im Vorjahr hat sich die Ertragslage heterogen entwickelt. Der aggregierte Zinsüberschuss der Sparkassen sank erneut, um 557 Mill. Euro von 20,8 Mrd. Euro auf 20,2 Mrd. Euro und erreichte damit den niedrigsten Wert seit 15 Jahren. Das entsprach 1,6% der Durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 1,71% im Vorjahr. Der DSGV erwartet hier, dass dieser Druck auf die Erträge, selbst ohne Corona-Auswirkungen, anhalten wird. Im Gegenzug konnten die Sparkassen jedoch den Provisionsüberschuss um 429 Mill. Euro auf 8,3 (7,8) Mrd. Euro steigern, was einem Zuwachs von 5,5% entspricht. Der Anteil an der Durchschnittlichen Bilanzsumme stieg damit marginal von 0,65% auf 0,66%. Zwar konnten die Institute damit weite Teile des Rückgangs im Zinsüberschuss ausgleichen, was der DSGV auch als Erfolg wertet, jedoch weist der Verband darauf hin, dass sich dieser Erfolg wohl nicht mehr wiederholen lassen werde.

Der kumulierte Verwaltungsaufwand aller Sparkassen ist im Berichtsjahr um 276 Mill. Euro auf 19,2 (18,9) Mrd. Euro gestiegen. Damit erreichte er wieder den Wert von 2015, nachdem es in den Jahren 2016 bis 2018 gelang, den Verwaltungsaufwand etwas zu senken. Der Personalaufwand legte dabei um 95 Mill. Euro auf 12,2 (12,1) Mrd. Euro zu. Der Anteil an der Durchschnittlichen Bilanzsumme sank jedoch leicht von 1,0% auf 0,97%. Laut DSGV basiert der Anstieg auf einer Erhöhung der Gehälter um gut 3% im April 2019. Zwar wurden auch rund 4 800 Mitarbeiterkapazitäten sozialverträglich abgebaut, doch das konnte die Lohnsteigerungen nicht vollständig ausgleichen. Doch der größere Teil des gestiegenen Verwaltungsaufwands ging auf den Sachaufwand zurück. Dieser erhöhte sich um 181 Mill. Euro auf 7,0 (6,8) Mrd. Euro. Der Anteil an der Durchschnittlichen Bilanzsumme dieses Postens sank damit marginal von 0,56% auf 0,55%. Die kumulierte Cost Income Ratio (vor Bewertung) der 378 Sparkassen hat sich damit von 65,5% um 120 Basispunkte auf 66,7% verschlechtert. In der längerfristigen Betrachtung setzt sich die negative Entwicklung damit fort. Im Jahr 2015 betrug die Cost Income Ratio noch 64,0%. Seitdem wurde nur im Jahr 2017 eine temporäre Verbesserung erzielt, tendenziell verschlechtert sich der Wert seitdem jedoch.

In der Summe der zuvor genannten Zahlen hat sich das Betriebsergebnis vor Bewertung bei den Sparkassen spürbar verschlechtert. Es ging von 10,0 Mrd. Euro im Vorjahr um 372 Mill. Euro auf 9,6 Mrd. Euro zurück. Das entspricht einem Rückgang von 3,7%. Das Ergebnis vor Bewertung entsprach damit nur noch 0,76 (0,82)% der Durchschnittlichen Bilanzsumme.

Der Bewertungsaufwand betrug im Berichtsjahr 4,1 (4,5) Mrd. Euro, was einem Rückgang um 10,5% entspricht. Im Wertpapiergeschäft fiel ein positives Bewertungsergebnis von 0,6 Mrd. Euro an, was aber durch das negative Bewertungsergebnis von 537 Mill. Euro im Kreditgeschäft wieder ausgeglichen wurde. Der DSGV wies darauf hin, dass dieser Wert nur etwa ein Fünftel dessen ist, was die Sparkassen vor zehn Jahren zu verbuchen hatten. Jedoch ist für das laufende Jahr aufgrund der Corona-Krise damit zu rechnen, dass sich diese Entwicklung sehr deutlich verschlechtern werde. Im Berichtsjahr haben die Sparkassen zudem die Vorsorgereserven nochmals um 4,1 Mrd. Euro aufgestockt. Der DSGV weist daraufhin, dass die Sparkassen damit in den vergangenen Jahren kontinuierlich Reserven aufgebaut haben, mit denen die Institute die Krise nun besser bestehen können.

Damit konnte das Betriebsergebnis nach Bewertung von den Sparkassen auf 5,5 (5,4) Mrd. Euro wieder leicht gesteigert werden, nachdem es ein Jahr zuvor noch recht deutlich um 0,4 Mrd. Euro zurückging. Der Anteil an der Durchschnittlichen Bilanzsumme beträgt damit 0,44%, ein marginaler Rückgang vom Vorjahreswert bei 0,45%. Das neutrale Ergebnis fiel im Berichtsjahr mit minus 1,2 Mrd. Euro um 28,6% negativer aus als im Vorjahr mit minus 0,9 Mrd. Euro. Dadurch bleibt ein Ergebnis vor Steuern von 4,3 Mrd. Euro, was 0,34% der durchschnittlichen Bilanzsumme entspricht. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 0,2 Mrd. Euro beziehungsweise 3,5%. Sowohl prozentual als absolut ist damit der Ergebnisrückgang jedoch gegenüber dem Vorjahr verlangsamt worden. Ein Jahr zuvor sank das Vorsteuerergebnis noch um 10% von 5,0 auf 4,5 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern sank damit von 7,4% im Vorjahr um 40 Basispunkte auf 7,0% im Berichtsjahr.

Der Aufwand für gewinnabhängige Steuern betrug im Berichtsjahr 2,5 Mrd. Euro. Das sind 7,6% weniger als im Vorjahr mit 2,7 Mrd. Euro. Damit wurde ein Jahresüberschuss von 1,8 Mrd. Euro erzielt. Das entspricht dem Niveau des Vorjahres. 2018 sank der Jahresüberschuss noch von 2,0 auf 1,8 Mrd. Euro.

Leicht verschlechtert haben sich bei den Sparkassen auch die Kapitalisierungskennziffern. Die Kernkapitalquote gemäß Capital Requirements Regulations CRR sank um 20 Basispunkte auf 16,0%. Damit befindet sich die Kernkapitalquote aber immer noch über dem Niveau der Jahre 2015 bis 2017. Die Gesamtkapitalquote nach CRR sank um 30 Basispunkte auf 17,3 (17,6)%. Sie befindet sich damit unter dem Niveau des Jahres 2017, aber noch über den Werten der beiden Jahre 2015 und 2016. Die Verschuldungsquote (LR) der Sparkassen blieb konstant bei 8,5% und die Liquiditätsquote (LCR) sank von 199,6 auf 187,2%, was aber immer noch sehr komfortabel über der Soll-Quote von 100% liegt.

Nur sehr knapp fielen die Informationen über das Verbundgeschäft aus. So stiegen die Risikoaktiva bei den Landesbanken von 275,7 Mrd. Euro im Jahr 2018 auf 288 Mrd. Euro im Berichtsjahr. Die Kernkapitalquote sank im Gegenzug um 120 Basispunkte von 14,9% auf 13,7%. Bei der Deka-Gruppe wurde nur über die Total Assets berichtet, die im Berichtsjahr auf 313,4 (275,9) Mrd. Euro stiegen. Das entspricht einem Anstieg um 13,6%. Nur wenig verändert hat sich die Bausparsumme bei den Landesbausparkassen: Sie ist von 32,7 Mrd. Euro im Berichtsjahr auf 32,9 Mrd. Euro gestiegen. Die Deutsche Leasing hat ihre Assets under Management von 38,6 Mrd. Euro auf 40,4 Mrd. Euro im Jahr 2019 steigern können. Ebenfalls erhöht haben sich die Beitragseinnahmen der öffentlichen Versicherer von 21,1 Mrd. Euro auf 22,1 Mrd. Euro.

Der Ausblick steht natürlich ganz im Zeichen der Corona-Krise. Allerdings schon ohne die Krise rechnet der DSGV mit einem weiteren Ergebnisdruck, der sich durch die Pandemie nochmals verstärken dürfte. Die Sparkassen Finanzgruppe will sich im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen dabei vor allem auf zwei Punkte konzentrieren. Sie will mithilfe des Programms für Liquiditäts- und Kredithilfen der Bundesregierung Unternehmen und Freiberufler vor einem wirtschaftlichen Absturz bewahren. Dazu arbeite die Deutsche Kreditwirtschaft eng mit der KfW und dem Bundesfinanzministerium zusammen. Als zweite Aufgabe sehen die Sparkassen den Erhalt einer Leistungsfähigen Finanz- und Zahlungsinfrastruktur. Über die Netze der Sparkassen Finanzgruppe laufen laut dem Verband rund 50 Prozent des deutschen Zahlungsverkehrs.

Auch die Beratung des Kunden in der Krise bindet bei den Sparkassen große Kapazitäten. Wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in einer Pressemitteilung bekanntgab, haben die Sparkassen bis Ende April 2020 1,4 Millionen Corona-bedingte Beratungsgespräche geführt. Dabei ging es im Kern um den Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kunden und ihrer Unternehmen sowie die Sicherung des aktuellen Liquiditätsbedarfs. 20% bis 30% dieser Gespräche führten zur Änderung von Kreditlinien, Aussetzung von Zins- beziehungsweise Tilgungsleistungen oder Anträgen auf Förderdarlehen. 85% bis 90% der Kundenwünsche konnten dabei erfüllt werden. In 159 000 Fällen wurden bei Gewerbekunden bis Ende April Zins- und Tilgungsleistungen ausgesetzt. In 12 858 Fällen Anträge auf Förderkredite bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt, 12 248 davon wurden bereits angenommen (Stand 6. Mai 2020). In rund 150 000 Fällen wurden bis Ende April 2020 von den Sparkassen bei Privatkunden Zins- und Tilgungsleistungen ausgesetzt. Die Vereinbarungen gehen dabei in vielen Fällen zeitlich deutlich über das gesetzliche Moratorium (April bis Juni) hinaus.

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