BILANZBERICHTE

Volksbank Kraichgau / Volksbank Braunschweig Wolfsburg / Hamburger Volksbank /

Aus der Ertragsrechnung der Volksbank Kraichgau, Volksbank Braunschweig Wolfsburg und der Hamburger Volksbank Quelle: Geschäftsberichte, Berechnungen der ZfgK

Volksbank Kraichgau

Nächste Fusion auf dem Weg - Bilanzsumme um 2,7% geschrumpft - Anleihebestände um 122,7 Mill. Euro niedriger - Forderungen an Kunden um 4,9% gesunken - Forderungen an Kreditinstitute um 130,8% geklettert - Spareinlagen um 1,4% angestiegen - Provisionsüberschuss um 5,1% gewachsen - Zinsüberschuss um 3,1% zurückgegangen - allgemeine Verwaltungsaufwendungen um 2,8% erhöht - Jahresüberschuss um 1,8% unter dem Vorjahreswert - harte Kernkapitalquote um 110 Basispunkte verbessert

Nach der Fusion ist vor der Fusion. Erst im Berichtsjahr 2019 schlossen sich die Raiffeisenbank Kraichgau und die Volksbank Kraichgau zusammen. Nun plant die fusionierte Volksbank Kraichgau bereits die nächste Fusion. Die Vorstände des Instituts haben bereits Gespräche mit den Vorständen der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt aufgenommen. Ziel ist ein Zusammenschluss im Jahr 2021. Damit würde die gemeinsame Bilanzsumme auf circa 5,8 Milliarden Euro ansteigen. Im Geschäftsbericht wurden die Vorjahreszahlen sowohl ohne die übernommene Raiffeisenbank Kraichgau als auch rückgerechnet inklusive der Werte des verschmolzenen Instituts angegeben. Hier wird aus Gründen einer besseren Vergleichbarkeit bei den Vorjahreswerten auf die rückgerechneten Zahlen des verschmolzenen Instituts eingegangen.

Verglichen mit dem rückgerechneten Wert beider Institute ist die Bilanzsumme der beiden fusionierten Genossenschaftsbanken gegenüber dem Vorjahr um 2,7% oder 133 Mill. Euro auf 4,730 Mrd. Euro gesunken. Im Vergleich mit der nicht rückgerechneten Bilanz ohne die übernommene Raiffeisenbank Kraichgau ist die Bilanzsumme hingegen um 5,9% oder 263, 84 Mill. Euro angewachsen.

Auf der Aktivseite der Bilanz ist der Rückgang der Bilanzsumme in erster Linie auf einen Rückgang der festverzinslichen Wertpapiere und der Forderungen an Kunden zurückzuführen. Der Anleihebestand sank dabei um 122,73 Mill. Euro oder 20,3% auf 482,21 (604,94) Mill. Euro. Laut Geschäftsbericht haben dazu vor allem Fälligkeiten von Schuldverschreibungen beigetragen. Die Volksbank Kraichgau hat sich zudem mit Neuinvestitionen zurückgehalten, da die zu erzielenden Renditen sehr niedrig und teilweise sogar negativ waren. Die Forderungen an Kunden sanken um 158,25 Mill. Euro beziehungsweise 4,9% auf 3,087 (3,245) Mrd. Euro. Ursache dafür ist die Rückführung von Kreditlinien der Großkunden und institutionellen Kunden, die laut der Volksbank Kraichgau einen nicht unbedeutenden Anteil am Kreditvolumen einnehmen. Das originäre Kundenkreditgeschäft wuchs dagegen laut Geschäftsbericht um 240,6 Mill. Euro oder 9,2%. Auch im Berichtsjahr wirkte hierbei die in Anbetracht der niedrigen Kreditzinsen unverändert rege Nachfrage nach langfristigen Wohnungsbaukrediten treibend. Den stärksten Zuwachs hatten unter den Aktivposten die Forderungen an Kreditinstitute, die um 172,12 Mill. Euro beziehungsweise 130,8% auf 303,71 (131,60) Mill. Euro zulegten. Das lag in erster Linie daran, dass die durch die auslaufenden Schuldverschreibungen freigesetzte Liquidität in erster Linie Termingeldanlagen bei der DZ Bank beziehungsweise bei den genossenschaftlichen Banken ausgeweitet wurden.

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Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten verringerten sich infolge der Rückzahlung der mit der Deutschen Bundesbank geschlossenen gezielt längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte sowie mit der DZ Bank kontrahierten Globalrefinanzierungen sehr deutlich um 58,2% oder 404,70 Mill. Euro auf 291,09 (695,79) Mill. Euro. Damit ist die Bilanzverkürzung auf der Passivseite der Bilanz zu erklären. Im Gegenzug erhöhten sich jedoch die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden um 239,18 Mill. Euro beziehungsweise 6,3% auf 4,018 (3,780) Mrd. Euro. Der Bestand der Spareinlagen erfuhr einen leichten Zuwachs. Die anderen Einlagen waren insgesamt weiter expansiv, was auf einen Anstieg der Sichteinlagen bei vergleichsweise geringerem Rückgang der Terminbeziehungsweise Kündigungsgelder zurückzuführen ist. Die Ausweitung der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden liegt laut Geschäftsbericht mit 6,3% über dem Planwert von minus 1,3% und ist wesentlich durch Großkunden beeinflusst. Der Anteil dieser Kundengruppe am gesamten Passivvolumen ist laut Volksbank Kraichgau unverändert von "signifikantem Ausmaß".

Leicht verschlechtert hat sich im Berichtsjahr die Ertragslage der Volksbank Kraichgau. So konnte das Institut den Provisionsüberschuss um 5,1% beziehungsweise 1,38 Mill. Euro auf 28,51 (27,13) Mill. Euro erhöhen. Damit hat die Bank ihre ursprüngliche Planung von 26,98 Mill. Euro spürbar übertroffen. Einerseits hat sie dafür die Provisionserträge in der Vermögensverwaltung und bei den Provisionen für die Vermittlung von Versicherungen und Krediten ausgeweitet und gleichzeitig die Provisionsaufwendungen gesenkt, was in erster Linie mit verringerten Zahlungen für Avale zusammenhing. Dahingegen reduzierte sich der Zinsüberschuss um 2,18 Mill. Euro oder 3,1% auf 67,33 (69,51) Mill. Euro. Vor allem eine gestiegene Belastung durch negative Zinsen für kurzfristige Einlagen bei der Bundesbank und der genossenschaftlichen Zentralbank war dafür verantwortlich.

Nur mäßig legten die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen dabei zu. Sie erhöhten sich um 2,8% oder 1,76 Mill. Euro auf 64,48 (62,72) Mill. Euro. Unter den hier verglichenen Instituten ist das sowohl in absoluten als auch prozentualen Zahlen der niedrigste Zuwachs. Darin enthalten erhöhten sich die Personalkosten um 0,7% oder 0,26 Mill. Euro auf 39,24 (38,99) Mill. Euro. Die anderen Verwaltungsaufwendungen stiegen um 7,1% beziehungsweise 1,47 Mill. Euro auf 22,21 (20,74) Mill. Euro. Die Volksbank Kraichgau führt das unter anderem auf die europäische Bankabgabe und Fusionskosten zurück.

In der Summe dieser Zahlen erzielte das genossenschaftliche Institut ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 31,93 (32,19) Mill. Euro, was einem Rückgang um 0,8% entspricht. Da auch das Bewertungsergebnis um 8,1% beziehungsweise 1,07 Mill. Euro rückläufig war, sank das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 45,47 Mill. Euro auf 44,14 Mill. Euro. Das entspricht einem Rückgang um 2,9%. Der Steueraufwand verringerte sich im Berichtsjahr um 24,3% oder 2,74 Mill. Euro auf 8,55 (11,29) Mill. Euro, während die Einstellungen in den Fonds für allgemeine Bankrisiken um 5,9% auf 28,0 (26,45) Mill. Euro erhöht wurden. Somit blieb unter den Strich ein Jahresüberschuss von 7,59 Mill. Euro, was 1,8% oder 0,142 Mill. Euro unter dem Vorjahreswert lag.

Deutlich ausgebaut hat das Institut die wesentlichen Eigenmittelkennziffern. Das Eigenkapital laut Bilanz wurde um 9,9% auf 374,16 (340,37) Mill. Euro erhöht. Die harte Kernkapitalquote kletterte um 110 Basispunkte auf 14,1%, ebenso wie die Kernkapitalquote. Die Gesamtkapitalquote des Institus verbesserte sich um 60 Basispunkte auf 16,5 (15,9)%.

Personalien - Aufsichtsrat: Otto Steinmann (Vorsitzender), Thomas Essenpreis (Stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Matthias Zander (Vorsitzender), Thomas Geier (Stellvertretender Vorsitzender), Klaus Bieler

Volksbank Braunschweig Wolfsburg

Bilanzsumme um 10,4% gewachsen - Forderungen an Kunden auf 2,955 Mrd. Euro gestiegen - Barreserven mehr als verdoppelt - Bankengelder um 26,3% gestiegen - Rohertrag um 9,87 Mill. Euro erhöht - Verwaltungsaufwendungen um 8,9% gewachsen - Jahresüberschuss bei 13,23 Mill. Euro - Harte Kernkapitalquote um 100 Basispunkte gesunken.

Mit markigen Worten beginnt der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 der Volksbank Braunschweig Wolfsburg. "Sparen und Personalabbau sind kein Geschäftsmodell. Stattdessen setzen wir weiterhin auf Wachstum als Investition in die Zukunft." In der Tat berichtet die Bank nach eigenen Angaben über das erfolgreichste Geschäftsjahr seit Bestehen. Die Bilanzsumme ist im Berichtsjahr um 10,4% oder 384,70 Mill. Euro auf 4,095 (3,711) Mrd. Euro geklettert. Seit 2016 lag das Bilanzsummenwachstum damit stets über 5% mit jährlich zunehmender Dynamik. Insgesamt ist die Bilanzsumme gegenüber dem Jahr 2015 mittlerweile um 32,6% angewachsen.

Besonders stark haben auf der Aktivseite der Bilanz die Forderungen an Kunden zugelegt. Dieser Posten wuchs um 12,4% beziehungsweise 324,90 Mill. Euro auf 2,955 (2,630) Mrd. Euro. Laut Geschäftsbericht liegt die Wachstumsrate deutlich über dem Durchschnitt des Kreditwachstums aller Kreditgenossenschaften und auch der anderen hier verglichenen Volksbanken. Angetrieben wurde das Wachstum dabei mehr von den Unternehmenskrediten als den Krediten an Privatpersonen. Dort waren laut Geschäftsbericht nach wie vor die Wohnungsbaukredite Hauptwachstumsmotor. Die Volksbank Braunschweig Wolfsburg weist darauf hin, dass erstmals die Wachstumsraten der kurz- bis mittelfristigen Kredit über denen der Kredite mit einer Ursprungslaufzeit von mehr als fünf Jahren lagen. Die Bank hat zudem die Barreserven um 136,1% oder 131,374 Mill. Euro auf 227,93 (96,56) Mill. Euro durch den Verkauf von Anlagen mit negativer Rendite erhöht, da die EZB die Bedingungen für Mindestreserveguthaben neugeordnet habe. Der Bestand an festverzinslichen Wertpapieren sank dadurch um 42,2% oder 85,16 Mill. Euro auf 116,76 (201,92) Mill. Euro.

Mit 26,3% beziehungsweise 118,01 Mill. Euro auf 566,99 (448,98) Mill. Euro legten auf der Passivseite der Bilanz die Bankengelder besonders stark zu. Es ist unter den hier verglichenen Instituten prozentual gesehen der stärkste Anstieg. Dies beruht laut Geschäftsbericht fast ausschließlich auf der Termingeldaufnahme zur Steuerung der Liquiditätskennziffer und zur Refinanzierung von Immobilienprojekten. In absoluten Zahlen stiegen jedoch die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden am stärksten. Dieser Posten wuchs um 192,22 Mill. Euro beziehungsweise 6,8% auf 3,018 (2,825) Mrd. Euro. Zuflüsse verzeichnete das Institut jedoch ausschließlich bei den täglich fälligen Einlagen, die sogar um 214,19 Mill. Euro oder 9,14% auf 2,579 (2,364) Mrd. Euro kletterten. Nennenswerte Zuwächse verzeichnete das Institut vor allem bei Online-Konten sowie bei Wertpapierverrechnungs- und Vermögensverwaltungskonten.

Im Dienstleistungsgeschäft legte das außerbilanzielle Kundenwertvolumen um 358,69 Mill. Euro oder 13,9% auf 2,933 (2,574) Mrd. Euro zu. Besonders hohe Nachfrage verzeichneten dabei die Anlagen auf Anlagekonten bei der Union Investment beziehungsweise der DZ Privatbank, die um 30,4% beziehungsweise 156,41 Mill. Euro anwuchsen und die Wertpapierdepots, die um 12,9% oder 94,27 Mill. Euro stiegen. Das Volumen der an Verbundpartner vermittelten Kredite erhöhte sich um 12,0% beziehungsweise 99,58 Mill. Euro auf 929,95 (830,37) Mill. Euro.

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Das ganze starke Wachstum im Geschäftsvolumen hat sich auch sehr positiv auf die Ertragslage ausgewirkt. Sowohl beim Zinsüberschuss, dem Provisionsüberschuss als auch den laufenden Erträgen verzeichnete die Volksbank Braunschweig Wolfsburg prozentual gesehen mit Abstand die stärksten Zuwachsraten unter den hier verglichenen Instituten. Der Zinsüberschuss der Volksbank kletterte um 10,2% oder 7,54 Mill. Euro auf 81,32 (73,78) Mill. Euro. Dabei wurden sowohl die Zinserträge um 2,6% auf 78,32 (76,34) Mill. Euro erhöht als auch die Zinsaufwendungen um 11,9% oder 1,34 Mill. Euro auf 9,95 (11,29) Mill. Euro gesenkt. Die Bank führt die deutliche Verbesserung und auch die Planübererfüllung des Zinsüberschusses auf drei Quellen zurück: Erträge aus Investmentanteilen, die Ausschüttung verbundener Unternehmen sowie sinkende Zinsaufwendungen im Inter bankengeschäft. Der Provisionsüberschuss kletterte um 7,2% beziehungsweise 2,33 Mill. Euro auf 34,95 (32,61) Mill. Euro. Auch hier wurden die Erträge um 4,0% auf 39,89 (38,35) Mill. Euro gesteigert und gleichzeitig die Aufwendungen deutlich um 13,8% auf 4,94 (5,73) Mill. Euro gesenkt. Zuwächse erreichte die Volksbank vor allem bei der Kreditvermittlung und Verwaltung sowie den Dienstleistungen für den Zahlungsverkehr. Insgesamt ist damit der Rohertrag um 9,3% oder 9,87 Mill. Euro auf 116,26 (106,4) Mill. Euro angewachsen.

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Wie eingangs bereits erwähnt, hält die Volksbank Braunschweig Wolfsburg sparen und Personalabbau für kein Geschäftsmodell. Daher war das Wachstum auch von einem Anstieg der Kosten begleitet. So stiegen die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen um 8,9% beziehungsweise 7,34 Mill. Euro auf 89,62 (82,28) Mill. Euro. Prozentual wiesen dabei die anderen Verwaltungsaufwendungen mit einem Plus von 10,1% den stärksten Anstieg auf. Das Institut führt das im Wesentlichen auf allgemeine Preissteigerungen, merklich erhöhte Kosten für das Rechenzentrum und auf Beitragsaufwendungen zum Garantiefonds zurück. Die Personalaufwendungen stiegen um 6,4% beziehungsweise 2,84 Mill. Euro auf 46,87 (44,04) Mill. Euro. Als Grund nennt die Volksbank gestiegene Tarife und das insgesamt gute Betriebsergebnis, das zu höheren Rückstellungen für leistungsorientierte Vergütung führte.

In der Summe stieg das Betriebsergebnis vor Bewertung auf 39,74 (29,45) Mill. Euro, was einem Anstieg um 34,9% oder 10,29 Mill. Euro entspricht. Das Bewertungsergebnis erhöhte sich massiv von minus 3,12 Mill. Euro im Vorjahr auf 39,56 Mill. Euro. Laut Geschäftsbericht war dafür die Auflösung stiller Reserven zugunsten des Fonds für allgemeine Bankrisiken maßgeblich, jedoch auch gute Ergebnisse aus dem eigenen Wertpapiergeschäft. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit lag dadurch bei 79,30 (26,33) Mill. Euro. Nach Einstellungen in den Fonds für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 54,0 (0) Mill. Euro und einem Steueraufwand von 12,07 (13,89) Mill. Euro bleibt am Ende ein Jahresüberschuss von 13,23 (12,44) Mill. Euro übrig. Das entspricht einem Anstieg um 6,4%.

Das Eigenkapital laut Bilanz wuchs von 393,22 Mill. Euro im Vorjahr auf 459,06 Mill. Euro an. Die Eigenmittel laut Art. 72 CRR hingegen wuchsen nur leicht um 2,4% auf 437,35 (427,10) Mill. Euro. Da die Bilanzsumme deutlicher gestiegen ist, sank die Harte Kernkapitalquote um 100 Basispunkte auf 11,5% und die Gesamtkapitalquote sogar um 120 Basispunkte auf 12,9%.

Personalien - Aufsichtsrat: Torsten Armin Kietzmann (Vorsitzender), Jens Düe (Stell vertretender Vorsitzender), Nils Kielhorn (Stellvertretender Vorsitzender, seit 21. Juni 2019), Horst Salzwedel (Stellvertretender Vorsitzender, bis 20. Juni 2019); Vorstand: Jürgen Brinkmann (Vorsitzender), Michael F. Müller (bis 30. September 2019), Patrick Pietschmann (seit 1. Dezember 2019), Ralf Schierenböken, Mark Uhde

Hamburger Volksbank

Fusion mit Lübeck gescheitert - Bilanzsumme um 12,0% ausgeweitet - Barreserve um 127,2% erhöht - Einlagevolumen um 13,9% angewachsen - Abschlüsse von Bausparverträgen um 3,7% rückläufig - Rohertrag um 1,4% gesteigert - allgemeine Verwaltungsaufwendungen um 5,2% gestiegen - Jahresüberschuss um 5,9% gesunken - Eigenkapital um 4,4% erhöht

Das Jahr 2020 sollte bei der Hamburger Volksbank eigentlich im Zeichen der Fusion mit der Volksbank Lübeck stehen. Doch die Vertreterversammlung der Lübecker hat im Juni 2020 gegen eine Fusion gestimmt. Die für eine Fusion notwendige Zustimmungsquote von 75 Prozent wurde deutlich verfehlt, da nur gut 48 Prozent der Eigentümervertreter dafür stimmten. Die Abstimmung bei der Hamburger Volksbank entfiel in der Folge. Das Institut erhöhte 2019 seine Bilanzsumme um 421,30 Mill. Euro beziehungsweise 12,0% auf 3,940 (3,519) Mrd. Euro. Damit ist sie zwar gemessen an der Bilanzsumme die kleinste der hier verglichenen Volksbanken, zeigte aber das prozentual stärkste Wachstum der Bilanzsumme.

Auf der Aktivseite der Bilanz waren für die Bilanzverlängerung vor allem die Forderungen an Kunden und die Barreserve verantwortlich. Die Liquidität stieg um 127,2% beziehungsweise 136,55 Mill. Euro auf 243,89 (107,34) Mill. Euro an. Das Kreditvolumen, das die Forderungen an Kunden und die Bürgschaftsforderungen umfasst, kletterte im Berichtsjahr um 8,4% beziehungsweise 165,3 Mill. Euro. Zu 80% entfiel das Wachstum dabei laut Geschäftsbericht auf das Firmenkundensegment. Prozentual am stärksten zugelegt hat auf der Aktivseite der Bilanzposten Forderungen an Kreditinstitute mit 53,9% auf 118,37 (76,93) Mill. Euro. Die nicht für den Zahlungsverkehr benötigten Gelder wurden von dem genossenschaftlichen Institut überwiegend bei der DZ Bank oder in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Der Bestand an diesen Wertpapieren legte allerdings nur leicht um 2,6% auf 980,74 (956,34) Mill. Euro zu. Die gesamten Wertpapieranlagen der Volksbank stiegen um 65,8 Mill. Euro oder 5,0% auf 1,385 Mrd. Euro.

Auf der Passivseite der Bilanz waren in erster Linie Einlagevolumen für die Bilanzverlängerung verantwortlich. Dieses kletterte um 357,8 Mill. Euro oder 13,9% auf 2,940 (2,582) Mrd. Euro. Während zinsbedingt die Spareinlagen um 25,3 Mill. Euro auf 267,8 (293,1) Mill. Euro schrumpften, stiegen Sichteinlagen (plus 161,0 Mill. Euro) und Termineinlagen (plus 198,7 Mill. Euro) stark an. Auch die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten wuchsen um 50,4 Mill. Euro oder 7,6% auf 714,57 (664,15) Mill. Euro an. Dafür wurde die Geldaufnahme bei der DZ Bank und die Refinanzierung über Offenmarktgeschäfte bei der Deutschen Bundesbank erhöht. Geldaufnahmen bei anderen Kreditinstituten wurden hingegen reduziert.

Im Dienstleistungsgeschäft hat sich das Wertpapiergeschäft gut entwickelt. Die Depot-B-Umsätze erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 51,8 Mill. Euro beziehungsweise 30,6% auf 221,0 (169,2) Mill. Euro. Die Depotbestände der Kunden stiegen dadurch auf 976,2 (813,3) Mill. Euro. Wachstum verzeichnete das Institut auch bei den Abschlüssen für Lebensversicherungen, die um 10,1% oder 2,7 Mill. Euro gestiegen sind. Rückläufig waren im Dienstleistungsgeschäft nur die Abschlüsse von Bausparverträgen, die um 3,7% beziehungsweise 4,4 Mill. Euro auf 113,9 (118,3) Mill. Euro zurückgingen.

Heterogen hat sich die Ertragslage entwickelt. Der Zinsertrag stieg zwar leicht um 1,17 Mill. Euro oder 2,0% auf 59,18 (58,01) Mill. Euro. Doch der Zinsaufwand überkompensierte den Anstieg mit einem Zuwachs um 1,60 Mill. Euro, sodass der Zinssaldo um 0,6% beziehungsweise 0,30 Mill. Euro auf 50,81 (51,11) Mill. Euro zurückging. Die laufenden Erträge stiegen um 3,9% oder 0,16 Mill. Euro, sodass der Zinsüberschuss am Ende nur leicht um 0,14 Mill. Euro auf 55,0 (55,14) Mill. Euro zurückging. Damit liegt das Institut in der Mitte der hier verglichenen Institute, in Bezug auf die Veränderung des Zinsüberschusses. Laut Geschäftsbericht konnte der Effekt aus den zu niedrigen Zinssätzen durchgeführten Kreditprolongationen durch vermehrtes Neugeschäft abgemildert werden. Den Provisionsüberschuss konnte die Hamburger Volksbank hingegen um 5,2% auf 25,01 (23,77) Mill. Euro steigern. Die Provisionsaufwendungen legten zwar prozentual stärker zu als die Erträge, doch in absoluten Zahlen wuchsen die Provisionserträge deutlicher. Ursächlich dafür waren in erster Linie steigende Erträge in den Bereichen Wertpapier- sowie Depot- und Vermittlungsgeschäft. Den Rohertrag steigerte das Institut in der Summe um 1,4% oder 1,1 Mill. Euro auf 80,01 (78,91) Mill. Euro.

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Rückläufig zeigten sich die Personalkosten, die um 2,6% beziehungsweise 0,83 Mill. Euro auf 31,22 (32,05) Mill. Euro gesenkt werden konnten. Die Aufwendungen für Gehälter sanken um 0,5 Mill. Euro und die Aufwendungen für Altersvorsorge um 0,3 Mil. Euro. Die Mitarbeiterzahl sank zum Ende des Berichtsjahres gegenüber dem Vorjahr leicht von 455 auf 445. Die anderen Verwaltungsaufwendungen stiegen deutlich um 15,7% oder 3,75 Mill. Euro auf 27,62 (23,87) Mill. Euro an. Der Anstieg ging zu weiten Teilen auf höhere Ausgaben für Marketing, Datenverarbeitung, Instandhaltung, Beiträge, Outsourcing sowie Aus- und Fortbildung zurück. In der Summe sind die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen um 5,2% oder 2,98 Mill. Euro auf 60,69 (57,71) Mill. Euro gestiegen. Unter den hier verglichenen Instituten liegt die Hamburger Volksbank auch mit dem Kostenanstieg in der Mitte.

Das Teilbetriebsergebnis sank in der Folge um 1,88 Mill. Euro oder 8,9% auf 19,32 (21,20) Mill. Euro. Diesen Rückgang konnte die Hamburger Volksbank jedoch durch ein deutlich verbessertes Bewertungsergebnis, das von minus 6,09 Mill. Euro auf plus 1,30 Mill. Euro stieg, auffangen. Den Jahresüberschuss vor Steuern gibt das Institut mit 19,15 (14,35) Mill. Euro an. Davon wurden noch 9,53 (4,52) Mill. Euro dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zugeführt und Ertragssteuern in Höhe von 5,70 (5,67) Mill. Euro abgeführt, sodass unter dem Strich ein Jahresüberschuss von 3,92 (4,17) Mill. Euro übrig blieb. Das entspricht einem Rückgang um 0,25 Mill. Euro beziehungsweise 5,9%.

Das Eigenkapital erhöhte das Institut im Berichtsjahr um 4,4% oder 5,87 Mill. Euro auf 139,01 (133,14) Mill. Euro. Die nach Basel III anrechenbaren Eigenmittel kletterten von 207,38 Mill. Euro im Vorjahr auf 235,84 Mill. Euro. Die Gesamtkennziffer laut Meldungen der Eigenmittel nach CRR I/CRD IV blieb unverändert bei 12,8%.

Personalien - Aufsichtsrat: Dr. Stefan Schwarz (Vorsitzender), Dr. Kirsten Lafrentz (Stellvertretende Vorsitzende); Vorstand: Dr. Reiner Brüggestrat (Vorsitzender), Dr. Thomas Brakensiek, Thorsten Rathje, Nils Abels (seit 1. Juli 2020)

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