Börsennachrichten Ausgabe 12/2018

Deutsche Börse: Strategie "Roadmap 2020"

Die Deutsche Börse AG hat auf ihrem jährlichen Investor Day in London Ende Mai Details ihrer Strategie "Roadmap 2020" vorgestellt. Im Fokus stehen die drei Stoßrichtungen organisches Wachstum, zielgerichtete Akquisitionen und Investitionen in innovative Technologien. Die erste Stoßrichtung ist eine verbesserte und beschleunigte Nutzung der bestehenden strukturellen sowie zyklischen Wachstumschancen. Im Rahmen des Strategieprogramms plant die Deutsche Börse bis einschließlich 2020 einen organischen Anstieg der Nettoerlöse aus strukturellen Wachstumschancen von mehr als fünf Prozent pro Jahr. Hinzu kommen die erwarteten positiven zyklischen Effekte bei den Nettoerlösen. Insgesamt erwartet das Unternehmen auf dieser Basis für den bereinigten Periodenüberschuss ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 10 bis 15 Prozent bis 2020.

Die Strategie sieht zweitens eine Stärkung des Geschäftes durch zielgerichtete Akquisitionen in fünf definierten Wachstumsbereichen vor. Diese beinhalten festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes. Als Voraussetzung für jede Transaktion wird ein spürbarer Mehrwert für das Unternehmen und die Aktionäre genannt. Richtwert für die Investitionen soll dabei ein ROIC (Return on invested capital) von mehr als 10 Prozent nach drei bis fünf Jahren sein.

Das dritte Kernelement der "Roadmap 2020" bilden verstärkte Investitionen in die vier Schlüsseltechnologien Blockchain, Big-Data-Analysen, Cloud sowie Robotik und Künstliche Intelligenz. Mittels Blockchain plant die Deutsche Börse, neue Geschäftsfelder samt entsprechenden Gewinnen zu erschließen. Investitionen in Cloud-Technologien sowie Robotik und künstliche Intelligenz sollen vor allem zur weiteren Effizienzsteigerung im bestehenden Geschäft dienen. Ziel der Investitionen in Big Data ist die Steigerung von Gewinn und Effizienz. Laufende Initiativen in diesen Bereichen sollen weiter vorangetrieben und darüber hinaus ausgebaut werden. Insgesamt will die Börse 270 Millionen Euro in Schlüsseltechnologien investieren.

Zu den bisher bereits angekündigten Veränderungen gehört die Unterteilung der Bereiche der Deutschen Börse in neun Geschäftssegmente, die die gesamte Wertschöpfungskette abbilden. Darüber hinaus soll ihre operative Effizienz erhöht und die strukturellen Kosten gesenkt werden. Davon verspricht sich die Börse eine Verbesserung von Entscheidungsprozessen sowie die Verschlankung der Organisation mit dem Abbau von 350 Arbeitsplätzen, darunter 50 Führungskräfte. Die strukturellen Kosten sollen so bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro sinken. Die Einmalkosten des Strategieprogramms liegen bei rund 200 Millionen Euro, die zum größten Teil 2018 anfallen werden. Die Einsparung der Kosten soll Spielraum für Investitionen in Wachstum und Technologie schaffen. Die Deutsche Börse plant über die nächsten Jahre eine dreistellige Zahl neuer Stellen in Zukunftsbereichen. Aktionäre sollen weiterhin im Rahmen der regulären Dividende mit 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzern-Periodenüberschusses am Erfolg der Deutschen Börse beteiligt werden.

Deutsche Börse übernimmt US-Plattform

Die Gruppe Deutsche Börse hat eine Vereinbarung zur Übernahme des GTX Electronic Communication Network (ECN)-Geschäfts von GAIN Capital Holdings für 100 Millionen Dollar getroffen. Mit dieser Transaktion will die Börse die Position ihrer Devisenplattform "360T" im globalen Währungsmarkt ausweiten. 360T und GTX bieten nach aktuellen Angaben derzeit mehr als 2 000 Kunden aus 75 Ländern Währungslösungen an. Die Akquisition will die Deutsche Börse als weiteren Schritt der "Roadmap 2020" verstanden wissen, mit der sie ihr Geschäft durch zusätzliche Akquisitionen erweitern will. Es wird erwartet, dass die Übernahme im ersten Jahr nach Abschluss der Transaktion wertschaffend für die Aktionäre der Gruppe ist und dass sie das Returnon-Investment-Ziel von mehr als 10 Prozent spätestens im dritten Jahr nach Abschluss erreicht.

Coinbase: Zukauf

Die Kryptobörse Coinbase stellt sich mit dem Zukauf der Handelsplattform Paradex breiter auf. Das Startup soll Kunden des Handelsplatzes für Digitalwährungen in Zukunft den Handel Peerto-Peer mit Hunderten von Kryptowährungen ermöglichen, die auf der Blockchain-Technologie von Ethereum aufbauen. Die Dienstleistungen von Paradex werden zunächst nur Investoren im Ausland angeboten, sollen nach den aus Gründen der Compliance nötigen Änderungen aber auch US-Investoren zur Verfügung stehen. Die finanziellen Details der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.

Börse Stuttgart: Schuldschein digital

Die LBBW und die Börse Stuttgart haben unter der Marke Debtvision einen digitalen Marktplatz für Schuldscheine gegründet. In den nächsten Monaten soll die Blockchain in die Plattform integriert und damit die komplette Wertschöpfungskette auf diese innovative Technologie übertragen werden. Kürzlich startete die erste Transaktion über die neue Plattform. Debtvision ist ein digitaler Marktplatz für Schuldscheindarlehen, der kapitalsuchende Unternehmen direkt mit institutionellen Investoren zusammenbringen soll.

Erfahrene Unternehmen können auf diesem Weg Transaktionen von der Vorbereitung über die Vermarktung bis zum Abschluss vollständig selbst durchführen, also ohne eine Bank als Intermediär. Es ist geplant, dass Debtvision ab Spätsommer Unternehmen und Investoren marktweit offen steht. Perspektivisch soll auf dem Marktplatz auch der reine Handel mit Schuldscheinen ermöglicht werden und somit ein transparenter und effizienter Sekundärmarkt entstehen.

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