Börsennachrichten Ausgabe 15/2019

ESMA I: einheitlicher Kursticker gefordert

Die europäische Börsenaufsicht ESMA (European Securities and Markets Authority) hat ein Marktkonsultationsverfahren zur Einführung eines Consolidated Tape (CT), eines einheitlichen Aktienkurstickers nach US-amerikanischem Vorbild, gestartet. Laut ESMA gibt es in der Europäischen Union weiterhin keinen einheitlichen Ticker, obwohl es von einigen Marktteilnehmern gefordert würde. Als Hindernisse für die Einführung eines CT nennt die Aufsichtsbehörde fehlende wirtschaftliche Attraktivität, zu restriktive regulatorische Rahmenbedingungen und Wettbewerb durch nicht regulierte Unternehmen. Die Behörde verspricht sich von einem Consolidated Tape mehr Transparenz und geringere Kosten für die Marktteilnehmer. Das Marktkonsultationsverfahren läuft noch bis September 2019, der Abschlussbericht soll dann im Dezember des laufenden Jahres veröffentlicht werden.

ESMA II: Strafe für Regis-TR

Die ESMA hat gegen Regis-TR eine Strafe in Höhe von 56 000 Euro verhängt. Der Anbieter regulatorischer Dienstleistungen ist eine Tochter der Clearstream, die wiederum eine Tochter der Deutschen Börse ist. Wie die ESMA herausfand, verpasste es Regis-TR, Systeme zu etablieren, die es den Regulatoren ermöglichen, direkt und unmittelbar auf die Derivatedaten gemäß EMIR (European Market Infrastructure Regulation) zuzugreifen. Das Versäumnis des Dienstleisters betrifft den Zeitraum zwischen dem Start der EMIR-Berichtspflicht im Februar 2014 bis Oktober 2016. Der fehlende Zugriff betraf 85,5 Prozent (3,7 Milliarden) der Regis-TR Daten über Handelsabschlüsse sowie 1,6 Prozent (15 Millionen) Datensätze über Handelsanpassungen. Auf die Regis-TR-Daten zu den Handelswerten hatten die Regulatoren in diesem Zeitraum gar keinen Zugriff, ebenso wie auf die Sicherheiten-Updates. Die ESMA geht davon aus, dass der Zugang fahrlässig unterblieb.

Shanghai Stock Exchange: Star Market gestartet

Am 22. Juli 2019 ist an der Shanghai Stock Exchange (SSE) das neue Segment Star Market an den Start gegangen. Zunächst umfasst der Markt 25 neue Unternehmen. Im Gegensatz zu anderen chinesischen Segmenten unterliegt die Preisfeststellung hier zumindest in den ersten Handelstagen keinerlei Restriktionen, der Preis wurde allein durch Angebot und Nachfrage ermittelt. Nach den ersten fünf Handelstagen soll es jedoch eine temporäre Handelsaussetzung geben, wenn eine Aktie 20 Prozent an Wert verliert. Der Start des Star Market verlief sehr euphorisch: Laut Zahlen von Bloomberg legten die neuen Aktien am ersten Handelstag im Durchschnitt 140 Prozent gegenüber ihrem Ausgabepreis zu. Das Handelsvolumen betrug demnach zum Start 48 Milliarden Yuan oder umgerechnet sieben Milliarden US-Dollar, was in etwa 13 Prozent des gesamten Handelsvolumens an chinesischen Börsen entsprach. Am zweiten Tag kühlte der Markt jedoch ab und die meisten Werte notierten deutlich im Minus - im Durchschnitt 7,9 Prozent -, lagen damit aber immer noch weit über ihren Ausgabepreisen.

IPOs: drei in Deutschland, 199 in den USA

Die Emissionstätigkeit an den Börsen hat sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres unterschiedlich entwickelt. An der Deutschen Börse gab es in diesem Zeitraum sieben neue Unternehmen. Echte Neumissionen waren jedoch nur drei davon. Der mit Abstand größte Börsengang war die Volkswagen-Lkw-Tochter Traton, die Aktien im Volumen von etwa 1,5 Milliarden Euro platzierte. Im Vergleichszeitraum 2018 waren es noch 13 echte Neuemissionen. Das Platzierungsvolumen sank demzufolge von 7,3 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 auf 1,83 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2019.

Viel reger war dagegen die Tätigkeit in den USA. Allein an der Nasdaq wurden in den ersten beiden Quartalen 2019 97 Initial Public Offerings (IPO) platziert. Dabei haben die Unternehmen insgesamt 17,7 Milliarden US-Dollar eingesammelt. An der New York Stock Exchange (NYSE) gab es im ersten Halbjahr 102 IPOs mit einem eingesammelten Volumen von 37,98 Milliarden US-Dollar. Das Volumen konnte dabei gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 600 Millionen US-Dollar gesteigert werden, die Zahl der Neuemissionen ging hingegen um 12 zurück. Damit boomt der US-Markt weiter, während in Deutschland die Emissionstätigkeit fast komplett zum Erliegen kommt. An der Performance der Märkte kann es jedoch nicht gelegen haben, der DAX hat im ersten Halbjahr 2019 mit 17,42 Prozent nur unwesentlich weniger stark zugelegt als der Nasdaq 100 mit 21,19 Prozent.

SIX: Datenservice für Marihuana-Wertpapiere

Der Schweizer Börsenbetreiber und Finanzinformationsdienstleister SIX hat einen Datenservice für über 30 000 Wertpapiere im Zusammenhang mit Unternehmen im Marihuanageschäft (Marijuana Related Business MRB) gestartet. Der MRB Securities Service, der auf dem gleichen Modell wie der Sanctioned Securities Monitoring Service von SIX basiert, identifiziert und listet Wertpapiere auf, die entweder direkt oder indirekt von börsennotierten MRB-Gesellschaften emittiert werden. Dazu sollen auch alle damit verbundenen Strukturierten Produkte, Optionen und Optionsscheine gehören. Der Dienst soll den Finanzinstituten helfen, das Risikoniveau einer bestimmten Gesellschaft zu ermitteln. Damit soll erleichtert werden, die Exponierung eines Portfolios in Bezug auf MRB zu beurteilen. MRB kann in der Vermögensverwaltung Probleme wegen Geldwäsche verursachen, aber auch in Portfolios gemäß ESG-Richtlinien können solche Wertpapiere für Probleme sorgen.

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