Börsennachrichten Ausgabe 20/2020

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Marktkonsultation zur DAX-Reform

Die Deutsche Börse hat am 5. Oktober 2020 eine Marktkonsultation zur Reform der DAX-Indizes gestartet. Im Mittelpunkt der Befragung der Marktteilnehmer steht eine potenzielle Ausweitung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen und eine Verkleinerung des MDAX von 60 auf 50 Unternehmen. Daneben können sich Anleger bis zum 4. November zur Erweiterung der Qualitätskriterien des DAX, zur Anpassung der Indizes an internationale Standards sowie zu Aspekten der Transparenz und Berechenbarkeit äußern.

Zur Debatte stehende Punkte sind unter anderem die nachweisliche Profitabilität der Unternehmen bei Aufnahme in den DAX, die fristgerechte Vorlage von Quartalsberichten für den DAX und eines testierten Jahresberichts für alle Auswahlindizes, eine reguläre Überprüfung der Indexzusammensetzung alle sechs Monate statt einmal jährlich und die Einführung einer Mindestliquidität gemessen am Xetra/FWB-Handelsumsatz. Die angestrebte Reform ist eine Reaktion auf Diskussionen um die Anpassungsfähigkeit der Indizes an die Verfassung der aufgenommenen Unternehmen. Unter den neuen Kriterien wären eine bessere und sicherere Einsicht sowie gegebenenfalls ein schnellerer Ausschluss aus dem Index möglich.

JPX: Komplettausfall des Handels

Am 1. Oktober 2020 trat ein Systemfehler in der Technik des "Arrowhead" Equity-Trading-Systems der Tokyo Stock Exchange (TSE) auf und hatte den Ausfall des Handels an der Börse für den gesamten Tag zur Folge. Auch die technisch an Tokio angebundenen Börsen in Sapporo, Nagoya und Fukuoka waren von dem Ausfall betroffen. Der Fehler konnte am selben Tag identifiziert und behoben werden, sodass der Handel am 2. Oktober wieder regulär aufgenommen wurde. Am 5. Oktober 2020 gab die Japan Exchange Group (JPX) die Formation eines Untersuchungskomitees bekannt, das sich mit der Aufarbeitung des Ausfalls beschäftigen soll. Untersucht werden die Ursache des Ausfalls, die Krisenreaktion, Maßnahmen zur Vorbeuge ähnlicher Vorfälle, Strategien zur Verbesserung der Zuverlässigkeit der Systeme und die Verantwortung für den Ausfall. Dem Komitee sitzt Kubori Hideaki vor, der weiterhin Mitglied des Nominierungskomitees der JPX und Vorsitzender des Risikopolitik-Komitees ist.

ICE erhält Zulassung als Drittland-CCP

Die Intercontinental Exchange (ICE) hat in Übereinstimmung mit der European Markets Infrastructure Regulation (EMIR) von der ESMA die Zulassung als Drittland-CCP (Central Counterparty) erhalten. Diese Anerkennung tritt in Kraft, sobald die Übergangsvereinbarungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien enden. ICE Clear Europe wickelt nach eigenen Angaben täglich über vier Millionen Kontrakte verschiedener Assetklassen ab.

Deutsche Börse beteiligt sich an "Fondcenter"

Clearstream, der Nachhandelsdienstleister der Gruppe Deutsche Börse, schloss am 30. September 2020 den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der UBS-Fondsvermittlungsplattform "Fondcenter" ab. Die Transaktion wurde bereits im Januar (siehe ZfgK 03/2020) bekannt gegeben. Clearstream wird nun das Fondcenter-Geschäft mit seinem bestehenden Fund Desk verschmelzen. Das daraus entstehende Clearstream Fund Centre soll ein Kompetenzzentrum für den globalen Fondsvertriebssupport mit einem verwalteten Vermögen von über 290 Milliarden US-Dollar werden. Die Deutsche Börse erwartet in diesem Segment in den nächsten Jahren ein zweistelliges Umsatzwachstum.

Börse Wien kooperiert mit Laibach und Zagreb

Die Börsen Laibach und Zagreb verlängern ihre Technologiekooperation mit der Wiener Börse. Die Vereinbarung umfasst den Betrieb des Handelssystems, den Vertrieb von Marktdaten und die Berechnung von Indizes. Die drei Börsen verbindet eine jahrelange Kooperation. Heute werden ein Dutzend Aktienindizes, darunter die Nationalindizes CRO-BEX und SBI TOP, berechnet. Echtzeitdaten von beiden Märkten können an über 15 000 Finanzexperten weltweit verteilt werden. Seit 2010 ist die Wiener Börse IT-Betreiber für die Börse Laibach, seit 2017 für die Börse Zagreb.

SIX: neuer Datendienst

Der Schweizer Börsenbetreiber SIX hat den Start eines neuen Datenservices bekannt gegeben. Der SIX Tax Score berechnet anhand von Finanzdaten einzelner Wertpapiere und komplexer Finanzprodukte täglich einen Steuerkostenindikator für die betreffende Vermögensanlage. Der Vorteil des Angebots bestehe in der Bereitstellung dieses Steuereffizienz-Indikators in Form eines vergleichbaren mathematischen Wertes. Er könne als Richtgröße für künftige steuerbedingte Kosten bei einer Investition in dieses Wertpapier dienen. Das Berechnungsverfahren des neuen Datenservices wurde in Zusammenarbeit mit einem der globalen "Big Four"-Wirtschaftsprüfer entwickelt.

Marktteilnehmer sollen von dem Dienst dahingehend profitieren, dass Informationen zu Steuerkosten an den Finanzberater oder direkt an einzelne Anleger übermittelt werden können. Der neue Datenservice umfasst derzeit steuerbezogene Abgaben auf Dividenden- und Zinserträge, Fondsausschüttungen und Kapitalgewinne aus Aktien, Anleihen, Fonds und strukturierten Produkten für Privatanleger in den Rechtsräumen Schweiz, Großbritannien und Frankreich. SIX arbeitet gegenwärtig daran, den Umfang von SIX Tax Score auf weitere Steuergebiete auszuweiten.

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