Börsennachrichten Ausgabe 3/2017

Deutsche Börse: KMU-Research-Reports

Die Deutsche Börse hat weitere Details zu ihrem neuen Segment für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) veröffentlicht, das im März startet und den Entry Standard im börsenregulierten Markt ersetzt (ZfgK 23/2016). Konkret hat die Börse Edison Investment Research und Morningstar mit der Erstellung der Research-Berichte betraut, die ihrerseits zu den Zugangs- und Folgepflichten des neuen Segments zählen. Die beiden Dienstleister sollen demnach die für alle Aktien-Emittenten verpflichtenden, unabhängigen Research-Reports liefern, mit denen die Transparenz und die Visibilität der Unternehmen bei Investoren verbessert und die Emittenten für Anleger vergleichbarer gemacht werden sollen.

Edison Investment Research wird für jedes Unternehmen aus dem neuen KMU-Segment einen qualitativen Research-Report im Umfang von acht bis zehn Seiten erstellen. Dieser soll eine qualitative Beschreibung und Einschätzung des Geschäftsmodells auf Basis eines persönlichen Gesprächs, der Analyse der Unternehmensdaten sowie des Wettbewerbs- und Marktumfelds liefern. Zweimal jährlich erscheint ein rund vierseitiges Update. Die Grundlage des quantitativen Research-Reports von Morningstar sind die Bilanzen und Cashflow-Statements der Emittenten. Die Bewertung der Unternehmen erfolgt anhand von zwölf Kennzahlen und wird täglich aktualisiert. Den Emittenten steht es frei, weitere Research-Reports zu beauftragen.

Zentralverwahrer: Blockchain-Lösung

Die Deutsche Börse arbeitet gemeinsam mit vier grenzüberschreitend tätigen Zentralverwahrern (CSDs), allesamt Mitglieder der sogenannten "Liquidity Alliance" (LA), an einer auf der Blockchain-Technologie basierenden Initiative, die die grenzüberschreitende Bereitstellung von Wertpapiersicherheiten vereinfachen soll. Mit diesem Vorhaben wollen The Canadian Depository for Securities Limited (CDS), Clearstream (Luxemburg), Strate (Südafrika) und VPS (Norwegen) bestehende Hürden bei der Übertragung von Sicherheiten zwischen verschiedenen Ländern beseitigen und den Prozess so schneller und effizienter gestalten.

Der "LA Ledger" getaufte Prototyp basiert auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und wird von den regulierten Marktinfrastrukturbetreibern gemeinsam bereitgestellt. Dank der dezentralen Struktur der DLT (Blockchain) können die Teilnehmer direkt interagieren, wodurch komplexe Prozesse deutlich einfacher gestaltet werden können. Die Validierung durch Aufsichtsbehörden und Marktteilnehmer soll im zweiten Quartal 2017 beginnen.

Deutsche Börse: risikoloser Geldtransfer

Die Deutsche Börse hat ein Konzept für die risikolose Übertragung von Geschäftsbankgeld auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) entwickelt. Um die mit dem Transfer verbundenen Kreditrisiken zu verringern, arbeitet die Börse mit Eurex Clearing als vertrauenswürdige Drittpartei zusammen.

Dem Konzept liegt die Idee einer besicherten digitalen Münze (Collateralised Coin, CollCo) zugrunde. Dabei geht jeder Peerto-Peer-Transfer von digitalisiertem Geschäftsbankengeld unter Nutzung der CCP-Funktionalität (CCP - Central Counterparty) mit der Übertragung von Sicher heiten zwischen den jeweiligen Eurex Clearing-Teilnehmern einher. Durch die Schnittstelle zwischen dem zentralen Kontrahenten (CCP) Deutsche Börse und Clearstream, dem Zentralverwahrer der Gruppe, soll das neue Konzept außerdem dazu beitragen, Effizienzsteigerungen bei Post-Trade-Prozessen wie Abwicklungs- und Asset-Servicing-Diensten zu realisieren.

Im nächsten Schritt will die Deutsche Börse die Meinung von Kunden, Aufsichtsbehörden und Zentralbanken zu dem neuen Konzept einholen. Ein funktionsfähiger technischer Prototyp auf Grundlage einer Blockchain des Hyperledger-Projekts befindet sich derzeit in der Entwicklung, ein Patent wurde bereits angemeldet.

Six x-clear: CCP für nordische Märkte

Six x-clear, der Clearing-Arm von Six Securities Services, übernimmt ab dem 20. Februar 2017 die Clearingdienstleistungen für Transaktionen, die auf den Handelsplattformen von Nasdaq Nordic ausgeführt werden. Die Nasdaq-Nordic-Aktienmärkte umfassen die Handelsplätze Kopenhagen, Helsinki, Stockholm und First North Sweden, die von Nasdaq Stockholm betrieben wird. Die Abwicklung wird im jeweiligen Heimmarkt der Wertschrift er folgen. Nach Abschluss sämtlicher regulatorischen und operationellen Vereinbarungen soll Six x-clear von Nasdaq Nordic als dritte interoperable zentrale Gegenpartei (Central Counterparty, CCP) bestätigt werden.

Börsen-Unwort 2016: "Anlagenotstand"

Die Börse Düsseldorf und deren Makler sowie Market Maker haben "Anlagenotstand" zum Börsen-Unwort des Jahres 2016 gewählt. Die Begründung: Notstände kenne man üblicherweise bei Naturkatastrophen, Krieg und Aufruhr oder ähnlichen prekären Situationen. Gefahren bestehen zwar für die Anleger auch, zum Beispiel bedingt durch Niedrig- oder Negativzinsen und Blasenbildung, allerdings sei das Wort Notstand negativ konnotiert und wird schnell generalisiert. Bemerkbar mache sich das vor allem an der Unlust der Anleger, in Aktien zu investieren. Dabei zeigten die Aktienmärkte seit vielen Jahren einen Aufwärtstrend.

Das Börsen-Unwort des Jahres wird von der Börse Düsseldorf in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Frankfurter Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser seit 2001 ermittelt. 2015 war "Zinswende" zum Börsen-Unwort gewählt worden, 2014 "Guthabengebühr".

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