Börsennachrichten Ausgabe 5/2019

ESMA: Anerkennung britischer Clearinghäuser

Die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA) wird nach dem für Ende März geplanten Ausscheiden Großbritanniens aus der EU britische Clearinghäuser wie LCH, ICE Clear Europe und LME Clear weiter in der EU Geschäfte machen lassen. Sie sollen dann als "zentrale Gegenparteien aus einem Drittland" anerkannt werden. Zuvor hatte die ESMA mit der Bank of England (BoE) ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Anerkennung zentraler Gegenparteien (CCPs) und der im Vereinigten Königreich ansässigen Zentralverwahrer (CSDs) vereinbart. Die Übereinkunft schreibt vor, wie sich ESMA und Bank of England im Detail gegenseitig abstimmen, Informationen austauschen und kooperieren. So kann damit etwa der grenzüberschreitende Handel von Euro-Zinsswaps auch nach einem "harten" Brexit vorerst wie gewohnt fortgesetzt werden. Dies wird es dem britischen Zentralverwahrer auch ermöglichen, weiter irische Wertpapiere zu bedienen und das Risiko einer Störung des irischen Wertpapiermarktes zu begrenzen.

Euronext: erhöhtes Angebot für Oslo Børs

Im Bietergefecht um die Osloer Börse hat die Mehrländerbörse Euronext ihr Angebot aus dem Dezember erhöht. Die paneuropäische Börse bietet 158 nkr je Aktie und damit umgerechnet rund 693 Mill. Euro für den norwegischen Börsenplatz. Im Vergleich mit der ursprünglichen Offerte von 145 nkr legt die Euronext knapp ein Zehntel obendrauf und kontert damit die Gegenofferte des US-Konkurrenten Nasdaq. Die Angebotsfrist wird mit dem Gebot um einen Monat verlängert und läuft bis zum 11. März. Zuvor hatte die Nasdaq mit einer Offerte von 152 nkr die Euronext um knapp 5 Prozent übertroffen und den Bieterkampf eröffnet.

Euronext will die Oslo Børs VPS zu ihrem Firmensitz für Nordeuropa machen und so die Rolle Oslos als Finanzzentrum stärken. Das Unternehmen will dem norwegischen Marktbetreiber zudem Plätze im eigenen Vorstand und im Verwaltungsrat anbieten. Er bekäme ein starkes Board mit norwegischen Mitgliedern und würde als Teil der Mehrländerbörse seine Identität bewahren. Für die Nasdaq spricht nach Einschätzung der Osloer Börse vor allem, dass der US-Börsenbetreiber seit der rund 3,7 Milliarden Dollar schweren Übernahme des skandinavischen Konkurrenten OMX vor gut zehn Jahren die wichtigsten Handelsplätze in der Region betreibt und eine gemeinsame Technologieplattform nutzt, die den Handel zwischen den einzelnen Ländern erleichtert.

Beide Gebote werden sowohl von der Osloer Börse als auch von der norwegischen Marktaufsicht und vom norwegischen Finanzministerium geprüft. Der Vorgang dürfte mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die Oslo Børs bevorzugt weiterhin das Angebot der Nasdaq, während sich die Mehrheit der Aktionäre für die Offerte der Euronext starkmacht.

Deutsche Börse: Kennzahl für ETF-Investoren

Die Deutsche Börse bietet ETF-Investoren ab sofort eine neue Kennzahl: Das iXLM (intraday Xetra Liquiditätsmaß) gibt Auskunft darüber, wie sich die Handelskosten eines ETF im Tagesverlauf entwickelt haben. Investoren können hieraus ableiten, in welchem Zeitraum die Handelskosten eines ETF besonders günstig waren und diese Information in zukünftige Entscheidungen einfließen lassen. Die individuelle Kennzahl steht für alle ETF auf Xetra zur Verfügung.

Wer die neue Kennzahl berücksichtigt, kann nach Angaben der Börse im ETF-Han del je nach Tageszeit durchschnittlich bis zu 30 Prozent dieser Kosten sparen. Die Handelskosten, so die zugehörige Erläuterung, setzen sich aus zwei Bausteinen zusammen: den expliziten Kosten der Transaktion, die durch die Abwicklung des Auftrags durch Banken und Börsen entstehen - dazu zählen etwa Gebühren und Provisionen, die dem Anleger direkt in Rechnung gestellt werden. Und dem zweiten Baustein, den impliziten Kosten, die sich durch die Liquidität des Wertpapiers ergeben. Letztere sind von der Lage im Orderbuch abhängig und werden nicht ausgewiesen. Sie sind deshalb nur bedingt nachvollziehbar für Investoren.

Aus diesem Grund nutzen Investoren und Emittenten bereits seit 2002 das Xetra Liquiditätsmaß (XLM) zur Bewertung der Liquidität von Wertpapieren. Es berechnet für alle Aktien und ETF im Xetra-Handel die impliziten Transaktionskosten für einen gleichzeitigen Kauf und Verkauf für eine bestimmte Ordergröße: je geringer das XLM, desto geringer die impliziten Handelskosten. Diese Kosten wurden bislang als Monatsdurchschnitt über den gesamten Handelstag ermittelt. Doch das XLM schwankt im Tagesverlauf teilweise erheblich, so die Börse. Die neue Kennzahl bildet diese Schwankungen für ETF im 30-Minuten-Takt ab.

Die Deutsche Börse unterteilt zur Berechnung des iXLM den Handelstag von 9:00 bis 17:30 Uhr in halbstündige Intervalle und ermittelt rückwirkend für jede halbe Stunde das iXLM. Einmal im Monat werden die Werte veröffentlicht. Eine aktuelle Auswertung über alle ETF hinweg hat ergeben, dass die impliziten Transaktionskosten zum besten Zeitpunkt bis zu 30 Prozent niedriger sind als zum schlechtesten Zeitpunkt im Tagesverlauf. Die monatliche Auswertung wird in der ETF-Statistik der Deutschen Börse veröffentlicht.

Wiener Börse: EU Benchmark-Administrator

Die Wiener Börse erhält die Zulassung zum registrierten Benchmark-Administrator. Als solcher wird eine natürliche oder juristische Person bezeichnet, die die Kontrolle (Entscheidung über die Entstehung, die Qualität, die Zusammensetzung ...) über einen Index hat. Ab dem 1. Januar 2020 müssen Finanzinstitute, die Indizes als Basiswerte für Derivate und strukturierte Produkte verwenden, auf Indizes eines EU Benchmark-Administrators zurückgreifen.

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