Börsennachrichten Ausgabe 8-9/2020

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SIX I: Der Weg ist frei

Die Nationale Wertpapierbörsenkommission (CNMV) hat Ende März die Genehmigung für die Übernahme der Bolsas y Mercados Españoles (BME) erteilt. Zwei Tage zuvor hatte schon die spanische Regierung ihren Segen gegeben. Bereits im Februar hatte die spanische Wettbewerbsbehörde grünes Licht gegeben.

Damit ist der Weg nun frei für das eigentliche Angebot. Die SIX Group hatte das Angebot unter den Vorbehalt der drei Zustimmungen und einer Annahmequote von mindestens 50 Prozent plus einer Aktie gestellt. Insgesamt hat der Schweizer Börsenbetreiber ursprünglich knapp 2,8 Milliarden Euro - das entspricht 34 Euro je Aktie - für die BME geboten. Nun wurde das Gebot jedoch um 0,60 Euro je Aktie reduziert, da die BME am 30. Dezember 2019 diesen Betrag als Dividende ausgeschüttet hatte. Die Aktionäre haben nach der formellen Veröffentlichung 43 Kalendertage Zeit, das Angebot anzunehmen.

Unterdessen ist die paneuropäische Börse Euronext nach langer Überlegung zu dem Schluss gekommen, kein Angebot mehr für den spanischen Börsenbetreiber abzugeben. Beinahe zeitgleich zum Übernahmeangebot der Schweizer äußerte die Euronext ihr Interesse an der BME. Nachdem nun die SIX Gruppe alle erforderlichen Genehmigungen bekommen hat, ist klar geworden, dass die Euronext nur mit einem höheren Gebot zum Zug kommen könnte. Zwar zeigt sich die Euronext weiterhin von dem Sinn einer Übernahme überzeugt, aber unter den nun nötigen finanziellen Bedingungen würde sich der Merger nicht mehr rechnen.

EEX I: neuer Marktführer

Die European Energy Exchange, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse hat erstmals mehr als die Hälfte des Open Interests am Gesamtmarkt für Fracht (Futures und Optionen) erzielt. Damit überholt die EEX den Marktführer und stellt einen neuen Rekord in diesem Geschäftsbereich auf. Insgesamt hält die EEX nun (Stand: 3. April 2020) einen Anteil von 52 Prozent am gesamten Fracht-Open-Interest. Bei den offenen Positionen für Fracht-Futures stieg der Anteil der EEX auf 56 Prozent, und für Frachtoptionen steigerte sie ihren Anteil auf 46 Prozent.

Der Handel von Frachtraten erzielte an der EEX in den letzten 12 Monaten deutliche Zuwächse, wobei in jedem Quartal in 2019 zwei- beziehungsweise dreistellige Wachstumsraten erreicht wurden. Im Ergebnis dieses anhaltenden organischen Wachstums sowie durch die Migration von Frachtvolumen von der NFX, die im Februar 2020 abgeschlossen wurde, ist es der EEX gelungen, zum Marktführer im globalen Frachthandel zu werden.

SIX II: Kooperation mit Nasdaq

Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX Group gründet mit Nasdaq ein Gemeinschaftsunternehmen. Das neue Unternehmen RF Nordic Express AB wird Mikrowellenverbindungen für die Übermittlung von Marktdaten von Stockholm nach London aufbauen und betreiben. Nach der Übernahme der Anteilsmehrheit an 12H AG, dem Betreiber ihres Mikrowellennetzwerks, im ersten Quartal 2020, besitzt und betreibt die SIX Group derzeit das nach eigenen Angaben größte Mikrowellennetzwerk in Europa. Dieses Netzwerk soll allen Handelsteilnehmern an der Schweizer Börse ermöglichen von der Übermittlung von Marktdaten mit tiefer Latenz zu profitieren. Aktuell verbindet es Zürich mit London, Frankfurt und Mailand sowie Mailand mit London und Frankfurt. Über die Höhe der Beteiligungen haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Mikrowellen-Technologie ermöglicht die schnellstmögliche Übermittlung von Marktdaten zwischen Handelsplätzen. Die Signale werden mit Lichtgeschwindigkeit auf dem direktesten möglichen Weg per Luftlinie gesendet. Gleichberechtigter Zugang zum Mikrowellennetzwerk wird für alle Handelsteilnehmer sowohl auf regulatorischer als auch auf technischer Ebene sichergestellt, im Einklang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen des Börsenhandels in der Schweiz.

Leerverkaufsverbot verlängert

Mit Österreich, Frankreich, Belgien, Spanien und Griechenland haben mehrere Länder in Abstimmung mit der ESMA das Leerverkaufsverbot verlängert. In Österreich wurde dieses am 18. März beschlossen und galt zunächst bis zum 18. April 2020 und wird nun wie in den anderen Ländern auch um einem Monat bis zum 18. Mai 2020 verlängert. Während das Verbot in Österreich bislang auf jede einzelne Transaktion bezogen war, stellt die geänderte Verordnung hier nun auf neue Nettoleerverkaufspositionen beziehungsweise auf bestehende Nettoleerverkaufspositionen, die aufgestockt werden sollen, ab. Betroffen sind davon weiterhin alle Aktien, die zum amtlichen Handel der Wiener Börse zugelassen sind und unter die Zuständigkeit der Österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) fallen. Vom Verbot ausgenommen sind Geschäfte in der Funktion als Market Maker sowie bestimmte Geschäfte in Finanzinstrumenten, die sich auf Indizes beziehen oder auf einen Korb von Wertpapieren, der einen Index nachbildet.

Wiener Börse: geänderte Konzernstruktur

Im Rahmen einer Organsitzung hat die Wiener Börse eine Vereinfachung ihrer Konzernstruktur beschlossen. Die Wiener Börse AG wird zur Aufwands- und Kostenreduktion mit der früheren Konzernholding CEESEG AG verschmolzen. Die Börse Prag wird dadurch eine 99,54-prozentige Tochtergesellschaft der Wiener Börse AG. Zu den weiteren Beteiligungen zählen die österreichische Wertpapier-Clearingstelle CCP.A, die Energiebörsen und Clearingunternehmen CEGH, EXAA, APCS und CISMO. Das Management-Team und die Eigentümerverhältnisse der Wiener Börse AG bleiben unverändert.

Deutsche Börse I: Banklizenz für Eurex STS

Die Eurex Securities Transaction Services (Eurex STS) hat von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Banklizenz erhalten. Das ist für die Tochtergesellschaft der Deutschen Börse ein wichtiger Meilenstein, um die Buy-in-Agent-Dienstleistungen anbieten zu können, sobald dieser Teil der Central Securities Depositories Regulation (CSDR) in Kraft tritt. Die CSDR verpflichtet ab der zweiten Jahreshälfte 2020 den Käufer bei einer Wertpapiertransaktion dazu, einen Buy-in-Prozess in Gang zu setzen, sofern die Abwicklung des Geschäfts nach einer bestimmten Frist fehlgeschlagen ist. Bei einem Buy-in handelt es sich um ein verpflichtendes Eindeckungsgeschäft.

Laut CSDR muss in diesem Fall ein neutraler Dritter als Buy-in-Agent einspringen. Der Buy-in-Agent-Service von Eurex STS kann den Angaben zufolge als neutraler Dritter dienen und somit den Marktteilnehmern die Einhaltung der neuen Bestimmungen ermöglichen. Eurex STS bearbeitet Buy-in-Anfragen und beschafft nach Aufforderung die entsprechenden Wertpapiere in automatisierten Auktionen und liefert sie noch am selben Tag dem Kunden. Zusätzlich übernimmt Eurex STS das Benachrichtigungsmanagement mit dem Verkäufer und dem Zentralverwahrer, die Berechnung und Abrechnung von Preisdifferenzen und -entschädigungen sowie die Gebührenentschädigung mit dem Verkäufer.

LSEG: neue Plattform für LCH

LSEG Technology, die Tochtergesellschaft für Technologielösungen der London Stock Exchange Group (LSEG), hat erfolgreich eine neue Clearing-Plattform für das Segment Equity Clear der Verwahrtochtergesellschaft LCH implementiert. Die Risikomanagement- und Handelsdurchführungsplattform soll eine Reihe von Clearing- und Risikomanagement-Prozessen optimieren. Mittels Hardware-Beschleunigung soll eine parallele Real-Time-Abwicklung und ein "zero touch straight through processing (STP)" gewährleistet werden.

Die an LCH ausgelieferte Plattform wurde so konfiguriert, dass sie 20 Millionen Trades (40 Millionen Handelsseiten) pro Tag abfertigen kann. Der Durchfluss beträgt 1 600 Trades pro Sekunde. In den ersten fünf Handelstagen fertigte die Plattform fast 80 Millionen Handelsseiten erfolgreich ab. Es war laut LSEG das größte jemals durchgeführte Volumen.

ICE: neuer Carbon Index

Die Intercontinental Exchange Group (ICE) startet einen neuen Index, der dazu entwickelt wurde, den globalen Carbon-Preis abzubilden und vergleichbar zu machen. Der neue ICE Global Carbon Futures Index basiert auf den Preisen der drei Carbon-Märkte, die am aktivsten gehandelt werden: dem European Union Emission Trading Scheme (EU ETS), dem California Cap-and-trade Program und der Regional Greenhouse Gas Initiative (RGGI). Diese bilden einige der größten regionalen Volkswirtschaften ab und vereinen den Großteil des Volumens auf sich, das in allen Carbon-Futures gehandelt wird.

Der Index bildet einen volumengewichteten Durchschnittspreis ab und misst die Performance eines long-only baskets aus ICE-EUA-Futures-Kontrakten, ICE-California-Carbon-Allowance-Futures-Kontrakten und ICE-Regional-Greenhouse-Gas-Initiative-Futures-Kontrakten. Der Index wird in US-Dollar kalkuliert. Die ICE hat zudem auch Einzelindizes zu den drei entsprechenden Carbon-Märkten aufgelegt. Der entsprechende Index auf den Carbon-Markt der EU wird in Euro berechnet, die übrigen Indizes in US-Dollar.

EEX II: Sonnedix zugelassen

An der EEX wurde mit Sonnedix erstmals ein unabhängiger Solarstromproduzent als neuer Handelsteilnehmer zum Handel in allen Stromterminprodukten zugelassen. Das global agierende Unternehmen verwaltet derzeit Solaranlagen mit einer Betriebskapazität von über einem Gigawatt. Das Unternehmen will sich an der EEX gegen das Risiko zukünftiger Preisänderungen hedgen. Sonnedix entwickelt, baut und betreibt Anlagen in insgesamt acht Ländern, wobei der Schwerpunkt auf Italien und Spanien liegt.

Nasdaq: neuer Cloud-Daten-Service

Der amerikanische Börsenbetreiber Nasdaq hat den Nasdaq Cloud Data Service (NCDS) gestartet. Damit sollen Kunden Zugang zu Real-Time-Börsendaten, Indexund Fondsdaten auf Cloud-Basis bekommen. Damit können Kunden durch eine Reihe von Application Programming Interfaces (API) weltweit auf die Daten der Nasdaq zugreifen. Die APIs nutzen dabei einen Open-source-Lieferstandard und einen Software Development Kit (SDK). NCDS läuft auf Amazon Web Services (AWS). Der Service richtet sich an Unternehmen, Fintechs und klassische Finanzdienstleister.

Deutsche Börse II: 20 Jahre ETF

Am 11. April 2020 haben die Exchange Traded Funds (ETF) ihren 20. Geburtstag in Europa begangen. Am 11. April 2000 wurden die ersten beiden ETF eingeführt. Den Anfang machten zwei börsengehandelte Indexfonds von Merrill Lynch International, die im Xetra-Handel der Deutschen Börse starteten und mit denen Investoren in den europäischen Blue Chip Index Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 50 investieren konnten. Nach 20 Jahren umfasst die Produktpalette schon auf Xetra mehr als 1 500 ETF mit einem monatlichen Handelsvolumen von 13 Milliarden Euro. Allein in den beiden Vorjahren 2018 und 2019 wurden jeweils mehr als 180 neue ETF auf Xetra gelistet. Europaweit war der März allerdings ein Negativrekord für die Branche: Laut Morningstar gaben Anleger Anteile im Volumen von 21,9 Milliarden Euro zurück.

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