Mit Aktien und Alternatives elegant durch ein Ausnahmejahr

Markus Neubauer, Foto: Universal-Investment

Im mittlerweile zweiten Sommer mit Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie lassen die Spezialfondsportfolios vorsichtigen Optimismus erkennen. Dauerniedrigzinsen und Marktvolatilität machen institutionellen Investoren das Leben zwar nicht leichter, aber ein Blick auf die Wertentwicklung zeigt, dass es in einigen Anlageklassen durchaus Grund zur Zuversicht gibt. Dabei ist quer durch die Anlegerlandschaft die stärkere Diversifizierung von Portfolios hervorzuheben. Ein Mix von Aktien und Anleihen allein reicht dafür schon länger nicht mehr aus. Alternatives mit stabilen Cashflows sind ebenso fester Bestandteil wie Immobilien. Im Rentensegment stehen Unternehmensanleihen und Covered Bonds bei den Investoren hoch im Kurs - auch dank der Ankaufprogramme der EZB. Und bei den an Bedeutung zunehmenden Aktieninvestments liegt der Fokus aktuell mehr auf IT, weniger auf Health care. (Red.)

Zu den rund 280 Kunden, die auf der Plattform von Universal-Investment ihre Gelder verwalten lassen, zählen neben Versorgungswerken, Pensionskassen und Stiftungen auch Versicherungen und Unternehmen. So unterschiedlich die individuellen Anlagestrategien auch sein mögen, alle eint die Suche nach Rendite in einer stark regulierten Welt mit minimalen Zinsen.

Daher geht der Trend seit Jahren weg von Direktanlagen und hin zu Spezialfonds - deutlich zu erkennen in der regelmäßigen Analyse, die Universal-Investment bereits seit Ende 2011 durchführt. Allein hier ist das Volumen der Spezialfonds per 30. Juni 2021 auf 474 Milliarden Euro angewachsen. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres legte das verwaltete Vermögen also um rund 26 Prozent zu.

Anlage in Renten sinkt auf Rekordtief

Dabei wurde prozentual weniger Vermögen in festverzinslichen Papieren angelegt. Der Rentenanteil lag per Ende Juni bei 40,6 Prozent - der niedrigste Stand seit Beginn der Auswertung. Die Phase, in der hier während der Krise Gelder zwischengeparkt wurden und dieser Wert immerhin bis zu 43,8 Prozent erreichte, ist damit eindeutig vorbei. Von den rund 192 Milliarden Euro im Rentensegment sind jeweils um die 28 Prozent in Staatsund Firmenanleihen investiert. Qualitativ hochwertige Firmennamen im Bereich Investment Grade bringen mittlerweile ähnlich geringe Zinsen wie die öffentlichen Emittenten mit Topratings.

Wer mehr Renditechancen will, muss ein höheres Risiko eingehen, wie zum Beispiel mit Anlagen außerhalb des Investment-Grade-Bereiches. Allerdings tendieren Anlagen in High-Yield nach einem Rückgang zu Jahresbeginn eher seitwärts. Dagegen nahmen Anleihen aus Schwellenländern in den Hartwährungen Euro und US-Dollar auf globaler Ebene im ersten Halbjahr 2021 zu, während die Volumina von Schwellenländerpapieren in lokaler Währung gleich blieben.

Seit Anfang 2015 liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei null Prozent. Auch bei vielen anderen Staatsanleihen aus dem Euroraum sieht es nicht besser aus. Dennoch blieb ihr Anteil am Gesamtvermögen im vergangenen Jahr relativ konstant. Unternehmens anleihen in Euro waren auch im laufenden Jahr beliebt. Investoren hoffen, mittelfristig mehr Rendite als bei Staatsanleihen zu erzielen. Der optimistische Blick auf die Konjunktur scheint hier eventuelle Zinsängste zu überflügeln. Außerdem haben europäische Corporate Bonds den Vorteil, dass sie wohl noch für längere Zeit auf der Einkaufsliste der EZB stehen.

Auch in den anderen Rentensegmenten zeigt sich eine gewisse Stabilität: Covered Bonds oder Pfandbriefe, also Anleihen, die mit Immobilien oder staatlichen Darlehen besichert sind, halten sich bei etwa zehn Prozent. Auch diese Papiere werden regelmäßig von der EZB angekauft und geben so den Emittenten die Gewissheit einer sicheren Platzierung - was sie wiederum besonders interessant für Anleger macht.

Schuldscheindarlehen waren bis zum Jahr 2018 wegen ihrer im Vergleich attraktiven Renditen als Beimischung beliebt bei institutionellen Investoren. Mittlerweile sind nur noch knapp drei Prozent in diesen nicht an den öffentlichen Börsen gehandelten Papieren angelegt. Hier handelte es sich von Anfang an um eine deutsche Spezialität, die hauptsächlich für die Investoren aus bilanztechnischen Gründen interessant war. Je internationaler Portfolios werden, desto weniger sinnvoll ist eine solche Anlage.

IT- und zyklische Konsumgüteraktien beliebt

Die Aktienquote der Spezialfonds lag per Ende Juni bei 26,4 Prozent. Das ist zwar nicht der Höchststand in den mehr als neun Jahren der Analyse, zeigt aber einen klaren Trend nach oben und deutet auf die gute Stimmung unter den Investoren hin.

Diese wird angefacht durch die Aussichten auf ein globales Wirtschaftswachstum sowie auf große Investitionspakete verschiedener Regierungen nach der Corona-Krise. Als Beispiel sei nur das billionenschwere Infrastrukturpaket genannt, das kürzlich den US-Senat passierte. Durch solche Initiativen werden Anlagen in internationalen Aktien langfristig ein noch wichtigerer Teil im strategischen Asset Management.

Konsumgüteraktien gefragter als Immobilienaktien

Der Optimismus der Fondslenker zeigt sich auch im Anstieg von Konsumgüteraktien aus Bereichen wie Bekleidung, Unterhaltung, Freizeit und Kraftfahrzeuge, die typischerweise bei anziehender Konjunktur verstärkt nachgefragt werden. Im März 2020 waren diese mit 9,5 Prozent auf einem ihrer tiefsten Werte seit Beginn der Analyse angelangt. Aktuell liegt der Anteil bei über 12 Prozent - Tendenz steigend. Dagegen ging der Anteil von Papieren aus der Immobilienbranche im gleichen Zeitraum von acht auf sechs Prozent leicht zurück. Das könnte an der Diskussion zum Thema lokale Mietendeckel liegen oder der Unsicherheit gegenüber Büroimmobilien hinsichtlich möglicherweise mehr Heimarbeit, aber auch einfach an einer Branchenrotation bei Aktienanlegern.

Marken aus der IT-Branche haben seit Jahren den größten Anteil: Per Ende Juni 2021 waren fast 16 Prozent hier angelegt. Healthcare-Titel sind dagegen trotz des starken Fokus auf Impfstoffe nicht so stark nachgefragt, wie vermutet werden könnte. Zurzeit liegt ihr Anteil bei etwas mehr als zehn Prozent. Ein Grund dafür könnte sein, dass andere Bereiche des Segments stärker unter den Auswirkungen der Krise gelitten haben, zum Beispiel, weil Vorsorgeuntersuchungen und Operationen verschoben wurden. Die weiterhin niedrigen Zinsen sorgen insgesamt dafür, dass Wachstumswerte bei den Aktien derzeit so attraktiv sind.

Ein sehr deutlicher Trend quer durch die Anlegerlandschaft ist die stärkere Diversifizierung von Portfolios. Ein Mix von Aktien und Anleihen allein reicht dafür schon länger nicht mehr aus. Gerade bei starken Marktschwankungen und Inflationserwartungen legen Fondsprofis Wert auf stabilisierende Elemente mit langfristigen Cashflows.

Mit Alternatives kommt Fantasie ins Portfolio

Entsprechend hat diese in sich sehr heterogene Assetklasse sich auch durch die Verwerfungen des Corona-Jahres gut geschlagen. Zwar waren Investoren zeitweise zurückhaltend bei neuen Projekten. Aber aktuell hat die Nachfrage angezogen und in einigen Bereichen gibt es deutlichen Nachholbedarf.

Diese Dynamik kann der Blick in den Rückspiegel allerdings nur sehr eingeschränkt wiedergeben. Weil das Gesamtvolumen in Spezialfonds so rasant gewachsen ist und dabei auch einige reine Anleihe- beziehungsweise Aktien-Portfolios aufgenommen wurden, ist es irreführend, nur auf die Entwicklung des prozentualen Anteils zu schauen. Es vergeht kaum ein Kundengespräch, in dem nicht über die Möglichkeiten von Anlagen in Alternatives gesprochen wird.

Bis zum Ende des ersten Quartals war das in alternative Investments angelegte Vermögen auf mehr als 62 Milliarden angewachsen - das sind 13,6 Prozent der Gesamtanlagen auf der Universal-Plattform an diesem Stichtag. 61 Prozent davon sind in Eigenkapital investiert, das sind rund zwölf Prozent mehr als im Jahr 2020. Bei den Equity-Strukturen nimmt Private Equity mit 52 Prozent den größten Anteil ein. Infrastrukturinvestments kommen auf 20 und Anlagen in Private Equity Real Estate auf 14 Prozent.

Finanzierung von Unternehmenskäufen

Fremdkapitalstrukturen legten im gleichen Zeitraum um gute drei Prozent zu und machen nun 20 Prozent der Alternative Investments aus. Der Rest verteilt sich auf Anlagen in Verbriefungen oder Hedgefonds.

Insbesondere Private Debt wurde in den vergangenen Monaten stark nachgefragt. Dazu gehören zu fast 70 Prozent Unternehmensfinanzierungen, was einen übergeordneten Trend widerspiegelt: So haben institutionelle Anleger den Banken in den vergangenen Jahren kontinuierlich Marktanteile bei der Finanzierung von Unternehmenskäufen abgenommen. Während 2010 dieser Anteil laut S&P Global Market Intelligence noch bei 34 Prozent lag, sind 80 Prozent der europäischen Fusionen und Akquisitionen (M&A) im Jahr 2019 von institutionellen Investoren finanziert worden. Neben dem Niedrigzinsumfeld treibt auch die verschärfte Bankenregulierung dieses Wachstum an. Wir erwarten, dass die Basel-III-Regulierung, die am 1. Januar 2022 vollständig in Kraft tritt, die Kreditvergabekapazität der Banken weiter beeinträchtigen wird.

Institutionelle Investoren setzen bereits seit Längerem auf Immobilien: Spitzenreiter sind dabei die Versorgungseinrichtungen mit einem Anteil von bis zu 25 Prozent. Aber auch Pensionskassen, Stiftungen und Kirchen sind hier aktiv, denn Immobiliendarlehen sind günstig und die steigende Nachfrage sowie Inflationssorgen treiben die Preisentwicklung und damit die mögliche Rendite.

Hohe Immobilienquote bei Spezialfonds

Brachte die Corona-Pandemie zunächst auch hier ein etwas vorsichtigeres Verhalten mit sich, so ist die Marktaktivität inzwischen wieder auf Vorkrisenniveau angekommen. Dabei fällt eine große Vielfalt nach Ländern und Nutzungsarten auf:

Gut fünf Prozent der Gesamtanlagen auf der Plattform Universal-Investments stecken in Immobilieninvestments, davon 38 Prozent in Deutschland. Das ist eine Steigerung von einem Prozentpunkt im Vergleich zum vergangenen Jahr. Der deutsche Heimatmarkt gilt zwar als teuer, aber auch als besonders sicher. Der Anteil US-amerikanischer Projekte stieg im Jahresvergleich von 21 auf 26 Prozent, während Anlagen im restlichen Europa von 29 auf 24 Prozent zurückgingen. Bauvorhaben in Asien und Australien blieben mit rund zwölf Prozent etwa gleich.

Bei den Nutzungsarten bilden Handelsimmobilien mit 33,7 Prozent die größte Gruppe der insgesamt 25,1 Milliarden Euro in Real-Estate-Investments. Aber auch Büros mit guter Qualität in attraktiven Lagen sind weiter beliebt (32,4 Prozent). Bisher ist hier von einem möglichen Rückgang wegen eines wachsenden Trends hin zu mehr Homeoffice nichts zu spüren. An dritter Stelle steht der Wohnungsbau mit 26,2 Prozent.

Die durchschnittliche Performance der Spezialfonds zeigt, wie umsichtig die Profis die ihnen anvertrauten Gelder durch ein Ausnahmejahr gesteuert haben: Auf zehn Jahre erreichten sie mit 4,77 Prozent 0,75 Punkte mehr als Ende Juni 2020. Diese Entwicklung wurde in erster Linie durch Aktieninvestments getrieben, die auch im Jahresbereich den Wert im Vergleich zum von der Pandemie gezeichneten Jahr 2020 mit fast 13 Prozent deutlich nach oben drückten.

Methodik und Relevanz Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 30. Juni 2021 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 474 Milliarden Euro.
Markus Neubauer , Geschäftsführer , Universal-Investment-Gesellschaft mbH
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