Eckpfeiler zur Stabilisierung der Wirtschaft

Dr. Günther Bräunig, Foto: KfW Bankengruppe (Thorsten Futh)

Vor rund einem Jahr hat die KfW in einem beispiellosen Kraftakt und in enger Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, Finanzierungspartnern, Verbänden und Aufsichtsbehörden mit den "Corona-Hilfen" das größte Hilfsprogramm ihrer Geschichte aufgesetzt. Dr. Günther Bräunig blickt zurück auf die herausfordernde Zeit, in der nicht nur schnelles, sondern auch besonnenes Handeln erforderlich war. Ebenso groß wie das Hilfsprogramm war nämlich der Andrang, den die Förderbank zu bewältigen hatte. Modernisierungsanstrengungen der vergangenen Jahre, eine robuste Organisationsstruktur und digitale Kommunikationswege zu den Partnern der KfW haben ihr geholfen, der Wirtschaft die benötigten Hilfen zukommen zu lassen und so einen elementaren Beitrag zur Stabilisierung Deutschlands zu leisten, betont der Autor. Noch ist die Krise aber nicht ausgestanden. Im Gegensatz zur Finanzkrise sieht Bräunig die Unternehmen aber besser gerüstet und deshalb auch ein Licht am Ende des Corona-Tunnels. (Red.)

Im Auftrag der Bundesregierung startete die KfW am 23. März 2020 - nur wenige Tage nach Beginn des ersten Lockdowns in Deutschland - das Sonderprogramm "Corona-Hilfen". Dieses bietet Liquiditätshilfen für Unternehmen aller Größenklassen. Im Laufe des Jahres sind die Hilfen auf eine ganze Produktfamilie angewachsen, sodass weitere Zielgruppen im Inland und Ausland Unterstützung erhalten haben, darunter Studierende, Start-ups, gemeinnützige Organisationen sowie die Partnerländer der Finanziellen Zusammenarbeit. Insgesamt wurden in einem Jahr 68,9 Milliarden Euro an Zusagen erreicht - nach bereits erfolgten Rückführungen 54,3 Milliarden Euro. Es ist das größte Hilfsprogramm der KfW-Geschichte, welches im Jahr 2020 zum Rekordfördervolumen von 135,3 Milliarden Euro führte.

Im Frühling 2020 brach die Wirtschaft schlagartig um 9,7 Prozent ein. Nicht nur das Ausmaß dieses Rückgangs ist in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands ohne Beispiel. Mit den kontaktintensiven Dienstleistungsunternehmen waren die Teile der Wirtschaft betroffen, die in typischen Rezessionen vergleichsweise stabil bleiben. Um die Wirtschaft zu stützen, hat die Bundesregierung gleich zu Beginn der Corona-Krise schnell reagiert und das größte Hilfspaket seit Bestehen der Bundesrepublik geschnürt. Als erfahrene Krisenmanagerin der Bundesregierung kam der KfW darin eine wichtige Rolle zu. Das Bundeswirtschafts- (BMWi) und das Bundesfinanzministerium (BMF) beauftragten die KfW, Unternehmen in Deutschland mit Liquiditätskrediten zu unterstützen. So wurde die KfW zum wichtigen Eckpfeiler zur Stabilisierung der Wirtschaft.

Blitzschneller Programmstart

Die Voraussetzungen für die schnelle Mobilmachung des Sonderprogramms in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, Finanzierungspartnern, Verbänden und Aufsichtsbehörden waren durch die Modernisierungsanstrengungen der vergangenen Jahre geschaffen worden. Der kontinuierliche Ausbau und die Weiterentwicklung der Förderinfrastruktur, in die alle Finanzierungspartner der KfW sukzessive digital eingebunden wurden, waren entscheidend für den Erfolg des KfW-Sonderprogramms, das Herzstück der Hilfsfamilie. Dank dieser etablierten Prozesse konnten innerhalb eines Jahres 127 000 Anträge von Unternehmen in Deutschland bearbeitet werden, 99 Prozent davon automatisch. Allein in diesem Programm lag das Zusagevolumen nach einem Jahr bei 61,8 Milliarden Euro - nach bereits erfolgten Rückführungen bei 47,2 Milliarden Euro.

Entwicklung des KfW-Sonderprogramms Quelle: KfW

Um die Herausforderung zu meistern, wurde innerhalb der KfW alles dem Sonderprogramm "Corona-Hilfen" untergeordnet. Mehr als 2 000 KfW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben intensiv und mit großem Engagement am Programm gearbeitet. In den Hochzeiten gingen Anträge für 1 Milliarde Euro täglich bei der KfW ein, pro Woche waren es teilweise 10 000 Anträge. Im Infocenter der KfW klingelte alle sieben Sekunden das Telefon, alle 49 Sekunden wurde eine E-Mail beantwortet. Allein am 16. März 2020 haben 10 000 Menschen sich im KfW-Infocenter beraten lassen, etwa 8 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Banken und Sparkassen wurden rund um Ostern 2020 von der KfW geschult. Der Markt hat die "Corona-Hilfen" aufgesogen.

Die Corona-Hilfsfamilie wächst ständig

Im Austausch mit allen Ressorts wurde das Programm im Laufe des Jahres mehrfach angepasst und erweitert. So wurde die Risikoübernahme durch die Bundesgarantie ausgeweitet, im KfW-Schnellkredit auf 100 Prozent - ein Novum in der Fördergeschichte der KfW. Die Corona-Hilfsfamilie ist stetig über das ganze Jahr 2020 angewachsen, teilweise eng getaktet. Dazu zählen unter anderem das schnelle Aufsetzen des 5-Milliarden-Hilfspakets für die Entwicklungs- und Schwellenländer im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am 23. April oder der Start der zinslosen Phase des KfW-Studienkredits am 8. Mai 2020, die das Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglichte. Davon profitieren 80 000 Studierende.

Der KfW-Schnellkredit wurde am 6. November 2020 für Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern geöffnet, was die Nachfrage verdreifacht hat. Start-ups in Deutschland erhielten über die KfW beziehungsweise die KfW Capital Hilfen des Bundes in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. Sowohl der KfW-Studienkredit als auch das KfW-Sonderprogramm für Unternehmen wurden bis zum 31. Dezember 2021 verlängert, die Höchstgrenze für Kleinbeihilfen wurde auf 1,8 Milliarden Euro erhöht.

Positive Anzeichen für Erholung

Die Ergebnisse des KfW-Kundenmonitorings zeigen, dass die Hilfen die Zielgruppen erreichen und die Kunden zufrieden sind. 97 Prozent der Hilfen kommen dem Mittelstand zugute. Dabei reichten oft kleinere Beträge: Etwa die Hälfte der Unternehmen hat Kredite bis 100 000 Euro beantragt. Für viele Kunden, insbesondere des Schnellkredits, gab es keine Finanzierungsalternativen.

Insgesamt sind die Unternehmen jedoch besser aufgestellt als etwa zu Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 und hatten in vielen Fällen ausreichend Eigenkapitalpolster. Weitere positive Zeichen sind auch die vorzeitigen Rückführungen der KfW-Corona-Kredite oder auch das Abflachen der Nachfrage im KfW-Sonderprogramm auf 60 Millionen Euro pro Tag. Die KfW schätzt, dass im Laufe des Jahres 2021 weitere 10 bis 17 Milliarden Euro an Zusagen an die Unternehmen in Deutschland gemacht werden können.

Dr. Günther Bräunig , Vorsitzender des Vorstands, KfW Banken gruppe, Frankfurt am Main

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