Erfolgreich aus der Krise - die Transformation mit öffentlichen Finanzierungshilfen aktiv meistern

Dr. Otto Beierl, Foto: Nadine Stegemann

Die Corona-Krise hat die Unternehmen inmitten einer Zeit eines radikalen Umbruchs erwischt. Die digitale und nachhaltige Transformation brauchen hohe Investitionen, während die Krise die Liquidität stark belastet und für rückläufige Erträge verantwortlich zeichnet. Neben den regulären Förder- und Kreditprogrammen der LfA, die der Autor in dem Beitrag auch kurz vorstellt, weist Beierl darauf hin, dass die bayerische Förderbank den Unternehmen auch mit Eigenkapital über den Transformationsfonds Bayern unter die Arme greift. Dieses Instrument wurde neu geschaffen, um die Eigenkapitalbasis der mittelständischen Unternehmen in Bayern zu verbessern. Die LfA trete hier als Co-Investor in mittelständische Unternehmen auf, die sich in Bezug auf Digitalisierung, Klima- und Mobilitätswandel in einer Transformation befinden. Eine Beteiligung der Förderbank könne offen oder in Form von Mezzaninekapital erfolgen und könne maximal zehn Millionen Euro betragen. Die LfA möchte ihre Instrumente nutzen, um die Wirtschaft in Bayern wieder in Fahrt zu bringen. (Red.)

Die Corona-Pandemie trifft die Wirtschaft in einer Zeit radikaler Umbrüche. Digitalisierung, Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz, Dekarbonisierung und Klimaschutz oder Mobilitätswandel sind nur einige der von Experten häufig zitierten Schlagworte für den grundlegenden technischen und industriellen Wandel, der unsere Lebens- und Arbeitswelt verändert. Vielfältige damit verbundene Transformationsprozesse stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen, auch der Mittelstand ist hiervon betroffen. Die für die Transformation notwendige Umstellung von Produktionsabläufen, von Produkten selbst oder gar ganzen Geschäftsmodellen ist oftmals zunächst mit hohen Kosten verbunden - und das Corona-bedingt häufig bei gleichzeitigen Liquiditätsengpässen und einem krisenbedingten Rückgang der Erträge. Transformation in der Corona-Krise ist eine doppelte Herausforderung, sie bietet aber auch eine doppelte Chance. Die Krise führt uns nicht nur die immense Bedeutung der Digitalisierung und neuer Technologien für unsere Wirtschaft vor Augen, sie verleiht deren Anwendung auch einen erheblichen Schub.

Flexible Reaktionen der Wirtschaft in der Krise

Die LfA Förderbank Bayern hat ihre Finanzierungshilfen zur Unterstützung der bayerischen Unternehmen zielgerichtet für diese doppelte Anforderung, Corona-Krise und gleichzeitig sich beschleunigende Transformationsprozesse, ausgebaut. Zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, die als wirtschaftliche Folge der Corona-Pandemie entstanden sind, bieten die LfA zusätzliche Förderkredite und deutlich erweiterte Risikoentlastungen an. Überdies haben wir mit dem Transformationsfonds Bayern ein neues Instrument geschaffen, um die Eigenkapital basis der mittelständischen Unternehmen in Bayern zu verbessern und sie dabei zu unterstützen, die Herausforderungen insbesondere durch Digitalisierung, Klima- und Mobilitätswandel erfolgreich zu meistern.

Trotz aller gegenwärtigen weltweit bestehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten haben die bayerische und die deutsche Wirtschaft das Potenzial, ihre sehr gute Stellung in der Welt zu behaupten. Die Unternehmen haben ihre hohe Anpassungs- und Innovationsfähigkeit schon häufig unter Beweis gestellt. Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr das zehnte Wachstumsjahr in Folge erlebt. Und das obwohl das gesamtwirtschaftliche Umfeld in den Jahren nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 von einer Vielzahl von Unwägbarkeiten geprägt war - politische Faktoren wie wachsender Protektionismus und internationale Handelskonflikte oder der Brexit sind nur einige Beispiele dafür.

Auch in der gegenwärtigen Corona-Pandemie haben insbesondere viele mittelständische Betriebe ihre Prozesse und Geschäftsmodelle bereits den erschwerten Rahmenbedingungen angepasst. Dies zeigt eine Analyse der KfW vom Juli dieses Jahres: Demnach reagieren mittelständische Unternehmen verstärkt mit Innovationen auf die Corona-Krise. 27 Prozent der Unternehmen haben aufgrund der Krise bereits recht zügig Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellinnovationen eingeführt - die meisten von ihnen Prozessinnovationen, beispielsweise die Umstellung auf digitale Vertriebskanäle. Einschließlich der Unternehmen, die Innovationen gemäß der KfW-Sonderbefragung angabegemäß geplant, aber noch nicht umgesetzt hatten, beläuft sich dieser Anteil auf 43 Prozent. Innovationen stellen für mittelständische Unternehmen aktuell eine wesentliche Maßnahme bei der Krisenbewältigung dar.

Hoher Liquiditätsbedarf in der akuten Krisensituation

Hinsichtlich tiefer gehender Innovationsvorhaben, die auf längerfristigen Innovationsprozessen basieren, sei allerdings zu befürchten, dass die angespannte finanzielle Lage der Unternehmen dazu führt, dass entsprechende Projekte häufig zeitlich gestreckt, im Umfang verringert oder sogar ganz eingestellt werden. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Online-Befragung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die unternehmerische Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationstätigkeit. Damit sie die Herausforderungen der Transformation dauerhaft meistern können, müssen die Unternehmen jedoch in der Lage sein, beständig in den digitalen Wandel und ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Davon hängt auch die längerfristige Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes maßgeblich ab.

Zur Überwindung der akuten Krisensituation war und ist es zunächst besonders wichtig, den Unternehmen rasch und wirksam unter die Arme zu greifen. Denn durch unterbrochene Lieferketten, Auftragsrückgänge, die Folgen von Produktionsstopps oder gar zeitweise vollständige Betriebsschließungen sind hohe Liquiditätsbedarfe in vielen Betrieben entstanden. Daher hat die LfA ihre Finanzierungshilfen für bayerische Unternehmen in der Corona-Krise nicht nur deutlich erweitert, sondern das Förderverfahren auch erheblich beschleunigt. Besonders stark nachgefragt werden derzeit alle unsere Liquiditätshilfen mit Risikoübernahme durch Haftungsfreistellungen oder Bürgschaften. Durch die Übernahme des Kreditrisikos erleichtert die Förderbank den Hausbanken - über die die Programme der LfA beantragt und ausbezahlt werden - die Kreditzusage gegenüber den Unternehmen erheblich.

Für langfristige Konsolidierungen und Umschuldungen stehen außerdem die weiter optimierten Programme Universalkredit und Akutkredit zur Verfügung. Mithilfe des erweiterten Bürgschaftsinstrumentariums können die Hausbanken den Unternehmen umfangreiche und unkomplizierte Hilfe gewähren. Die LfA übernimmt dabei bis zu 90 Prozent des Kreditrisikos. Der maximale Bürgschaftsbetrag wurde zudem auf 30 Millionen Euro angehoben, bei höheren Beträgen sind Staatsbürgschaften möglich. Bei einem LfA-Risiko bis 500 000 Euro gilt für Bürgschaften sowie für alle Darlehen, die mit einer Haftungsfreistellung ausgestattet sind, ein vereinfachtes Antrags- und Zusageverfahren - es müssen deutlich weniger Antragsunterlagen eingereicht werden. Auch die Anforderungen zur Besicherung haftungsfreigestellter Darlehen bis zu einem LfA-Risiko von 500 000 Euro wurden erleichtert. Die Darlehen werden in der Regel innerhalb von zwei bis vier Arbeitstagen zugesagt.

Zur effektiven Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen, die sich im Zuge der Corona-Krise einem Liquiditätsengpass gegenübersehen, wird überdies der neue "Corona-Kredit - Gemeinnützige" mit 100-prozentiger Risikoentlastung ausgereicht.

Bis Mitte August wurden in den Sonderprogrammen Schnellkredit und Corona-Schutzschirm-Kredit sowie im Universalkredit und Akutkredit insgesamt über 5 600 Anträge gestellt, der beantragte Kreditbetrag beträgt dabei mehr als 900 Millionen Euro. Bei den Tilgungsaussetzungen für bestehende Programmkredite liegen etwa 4 900 Anträge im Gesamtvolumen von über 70 Millionen Euro vor. Für die Übernahme von Bürgschaften, einschließlich Staatsbürgschaften, wurden über 100 Anträge mit einem Bürgschaftsbetrag von mehr als 600 Millionen Euro gestellt. Das gesamte Fördervolumen unserer Corona-Hilfsprogramme beläuft sich damit auf über 1,5 Milliarden Euro. Das große Interesse zeigt sich zudem an über 7 000 durchgeführten Informationsgesprächen der Förderberatung und über 270 vertieften Beratungen der LfA Task Force. Die Corona-Hilfen der LfA tragen so dazu bei, gerade mittelständische Betriebe und deren Arbeitsplätze zu erhalten.

Wie eingangs erwähnt, hängt die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes maßgeblich auch davon ab, dass die Betriebe in ihre Wettbewerbsfähigkeit investieren. Gerade jetzt kommt es deshalb darauf an, dass die Unternehmen den bereits begonnenen Wandel wieder aufnehmen und erfolgreich meistern. Förderbanken wie die LfA haben bereits vor Beginn der Krise einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung einer erfolgreichen Transformation insbesondere im deutschen Mittelstand geleistet. Sie bieten hierzu vielfältige Lösungen im Bereich der klassischen Finanzierung an. Es stehen sowohl eigenkapital- und kreditbasierte Förderansätze als auch Risikoübernahmen zur Verfügung. Die LfA etwa engagiert sich für den Wirtschaftsstandort Bayern im Bereich der Mittelstandsfinanzierung nicht nur durch eine umfassende Gründungs- und Wachstumsförderung oder bei den Themen Umweltschutz, Klimaschutz und Energieeffizienz, sondern verstärkt auch im Bereich Innovation und Digitalisierung.

Innovationspotenzial im Mittelstand

Vor Kurzem hat die LfA beispielsweise den Innovationskredit 4.0 - das im Vorjahr komplett neu ausgerichtete Spezialprogramm für innovative Vorhaben und innovative Unternehmen - weiter optimiert und um neue Produktvarianten erweitert. Dort werden in Kooperation mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) und der KfW deutlich verbesserte Konditionen und zeitlich befristet eine erhöhte Haftungsfreistellung bis zu 80 Prozent angeboten. Finanziert werden neben innovativen Vorhaben auch Investitionen und der allgemeine Betriebsmittelbedarf von innovativen Unternehmen. Besonders beim Mittelstand besteht noch erhebliches Innovationspotenzial, wie das BMWi im Rahmen seiner Transferinitiative, die das Umsetzen von Ideen in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen unterstützt, feststellt. Dem nach gehen steigende Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Wirtschaft in erster Linie auf das Konto von Großunternehmen, bei kleinen und mittleren Unternehmen stagnieren diese Ausgaben seit Jahren.

Förderbanken als verlässliche Partner gebraucht

Förderbanken wie die LfA werden - unabhängig von der konjunkturellen Lage - schon deshalb als dauerhaft verlässlicher Partner gebraucht, weil sie mit ihren zinsgünstigen Förderkrediten einen strukturellen Nachteil des Mittelstands ausgleichen. Denn gerade kleine Unternehmen und Gründer haben Finanzierungsnachteile im Vergleich zu größeren Unternehmen, die sich leichter am Kapitalmarkt refinanzieren können. Kleinere Unternehmen sind in der Regel auf Bankkredite angewiesen. Förderkredite schaffen hier Planungssicherheit für Gründer und mittelständische Betriebe, die sich die vorteilhaften Konditionen für lange Laufzeiten sichern können. Durch Tilgungszuschüsse als modernes Förderelement schaffen wir zusätzliche Investitionsanreize für die Unternehmen, durch sie werden gleichzeitig der zurückzuzahlende Kredit und die Zinsbelastung reduziert. Unsere Risikoentlastungen kommen auch bei Transformationsvorhaben zum Tragen, insbesondere dann, wenn den Unternehmen oder Gründern keine ausreichenden Sicherheiten zur Verfügung stehen - denn dann kommt eine Finanzierung ohne eine Förderbank an der Seite, die einen Teil des Kreditrisikos der Hausbank übernimmt, häufig gar nicht erst zustande. Um den Betrieben den Kreditzugang zu öffnen, sind daher neben dem Innovationskredit 4.0 auch unser Universalkredit, der Investivkredit und weitere Kreditprogramme mit Haftungsfreistellungen zwischen 50 und 80 Prozent ausgestattet.

Dass die Förderangebote der LfA gefragt sind, zeigen die durchweg hohen Förderzahlen der vergangenen Jahre - trotz anhaltender Niedrigzinsphase und guter Konjunktur. Allein 2019 stieg die Nachfrage der mittelständischen Unternehmen nach der Digitalisierungs- und Innovationsförderung der LfA um über 8 Prozent. Noch stärker waren die Zuwächse im Bereich Energie und Klimaschutz, die Zusagen an kleine und mittlere Betriebe in der Energieeffizienzförderung erhöhten sich um knapp 14 Prozent auf rund 300 Millionen Euro.

Zur zusätzlichen Unterstützung in den Transformationsprozessen haben der Freistaat Bayern und die LfA mit dem Transformationsfonds Bayern ein neues Beteiligungsinstrument geschaffen. Der mit Haushaltsmitteln geförderte Transformationsfonds erweitert das Beteiligungsangebot der LfA. Mit den Mitteln des Fonds investiert die LfA als Co-Investor in mittelständische Unternehmen in Bayern, die sich vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Klima- und Mobilitätswandel in einer Phase der Transformation befinden. Gerade die stark exportorientierte bayerische Wirtschaft steht hierbei, nicht nur im Automobilbereich, vor besonderen Herausforderungen. Der Transformationsfonds soll zur Stärkung der Eigenkapitalbasis der Unternehmen beitragen und dient dazu, sie bei der bisweilen kapitalintensiven Umstellung auf ein verändertes Geschäftsmodell zu unterstützen. Er steht grundsätzlich Unternehmen aller Branchen offen und beteiligt sich in offener Form beziehungsweise mit Mezzaninekapital. Die Beteiligung des Transformationsfonds Bayern beträgt in der Regel zwischen 2,5 Millionen Euro bis maximal 10 Millionen Euro je Unternehmen beziehungsweise Fondsinvestment.

Neben dem Transformationsfonds stellt die LfA auch über die Eigenkapitalinstrumente der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH und Bayern Kapital GmbH - beides Unternehmen aus der LfA Gruppe - bayerischen Gründern und Unternehmern in jeder Phase ihrer Entwicklung weitere Corona- und Transformationshilfen zur Verfügung. Die LfA-Tochter Bayern Kapital finanziert junge und innovative Technologieunternehmen von der Seedphase bis hin zur Wachstumsphase mit Venture Capital. Ende Juni wurde die zweite Auflage des erfolgreichen Wachstumsfonds Bayern mit 115 Millionen Euro ausgestattet. Die Mittel aus dem Wachstumsfonds Bayern 2 sollen innovative und technologieorientierte Start-ups dabei unterstützen, großvolumige Finanzierungsrunden in Kooperation mit privaten Investoren abzuschließen.

Gründer-Förderung

Beteiligungen aus der Säule II des Corona-Maßnahmenprogramms des Bundes und des Landes für Start-ups sowie kleine Mittelständler - Startup Shield Bayern und Eigenkapitalschild Mittelstand Bayern - können bei der BayBG beantragt werden. Mit ihren Engagements, die die BayBG in Form von Eigenkapital und Mezzanine einbringt, ermöglicht sie jungen und mittelständischen Unternehmen zudem insbesondere die Umsetzung von Innovations- und Wachstumsvorhaben auch im Hightech-Bereich als Venture Capital.

Mittelständischen Unternehmen, die für den Wirtschaftsstandort Bayern besonders von Bedeutung sind, etwa für die technologische oder wirtschaftliche Souveränität, die Versorgungssicherheit, kritische Infrastrukturen oder den Arbeitsmarkt in Bayern, werden mithilfe von Beteiligungen durch den neuen Bayern-Fonds der Staatsregierung stabilisiert. Der Bayern-Fonds ermöglicht direkte Unternehmensbeteiligungen und kann Garantien für bayerische Betriebe stellen. Er umfasst insgesamt 46 Milliarden Euro.

Das Jahr 2020 wird weiterhin davon geprägt sein, die bayerische Wirtschaft in der bewährten Partnerschaft mit den Hausbanken bei der Bewältigung der gegenwärtigen Krisensituation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Die LfA wird dabei ihr gesamtes Förderinstrumentarium bestmöglich ausschöpfen, um die mittelständische Wirtschaft in Bayern wieder in Fahrt zu bringen.

Dr. Otto Beierl Vorsitzender des Vorstands, LfA Förderbank Bayern, München
 
Dr. Otto Beierl , Vorsitzender des Vorstands, LfA Förderbank Bayern
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