Finanzen sind Frauensache

Katharina Brunsendorf, Foto: Marcus Witte

Laut der Autorin verdienen Frauen weniger und sorgen auch weniger vor, weswegen Altersarmut vor allem ein Thema für Frauen sei. Das liege vor allem auch an zu wenig Wissen zum Thema Finanzen, was insbesondere bei Frauen der Fall sei. So haben in einer Umfrage der Commerzbank 86 Prozent der Frauen angegeben, über wenig oder gar kein Finanzwissen zu verfügen, während sich bei den Männern 32 Prozent der Befragten sogar "fortgeschrittene Kenntnisse" attestierten. Genau deswegen habe die Commerzbank die Initiative "Finanz-Heldinnen", dessen Leiterin Katharina Brunsendorf ist, gestartet. Es sei nötig, bei den Frauen das nötige Interesse für Finanzanlagen zu wecken, Wissen zu vermitteln und für die Umsetzung zu begeistern. Zudem gelte es für die Finanzindustrie Angebote zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Frauen maßgeschneidert sind. Für Frauen sei es wichtig, einfach anzufangen und zu verstehen, dass Finanzen zur Lebensplanung dazugehören. (Red.)

Finanziell abgesichert und sogar unabhängig zu sein, zählt zu den wichtigsten Lebenszielen. Da unterscheiden sich Frauen und Männer kaum. Immer mehr Frauen interessieren sich für Finanzen. Doch "immer mehr" ist noch nicht genug. Leider entspricht das Klischee, dass der Mann sich um die Finanzen kümmert, noch oft der Realität. Frauen verlassen sich auf ihren Partner. Weil sie zu wenig über das Thema wissen? Obwohl fast drei Viertel aller Frauen eigenes Finanzwissen wichtig ist, sagen gut 86 Prozent, dass sie kein Finanzwissen haben oder sich als Anfängerin sehen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Umfrage der Initiative Finanz-Heldinnen der Commerzbank. In einer repräsentativen Studie wurden im Januar 2022 Frauen und Männer zwischen 20 und 55 Jahren, die in ihrem Haushalt bei Geldanlagen mitentscheiden, in Deutschland rund um die Themen Finanzwissen und Geldanlage befragt. Einigkeit bei den Geschlechtern herrscht nur darüber, dass man seine Finanzen im Griff haben möchte. Dies wollen sowohl circa 60 Prozent der Frauen als auch der Männer.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen aber zum Teil weit auseinander. Viele Frauen sind nicht finanziell abgesichert und schon gar nicht finanziell unabhängig. Das liegt natürlich auch daran, dass Frauen noch immer weniger verdienen als Männer. Dass sie deshalb weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und überhaupt weniger Vermögen aufbauen können. Mitunter haben sie ihre Finanzen auch nicht wirklich gut im Griff. Oft gibt es mehr Potenzial als gedacht (was übrigens auch für die Herren der Schöpfung gilt). Und selbst wenn eigentlich Geld auf dem Tagesgeldkonto schlummert, mehr oder weniger unverzinst, kümmern sich viele Frauen nicht darum, es besser anzulegen. Das fehlende Wissen hemmt sie, aktiv zu werden. Dabei ist es in Zeiten von anhaltenden Nullzinsen und steigender Inflation wichtiger denn je, Menschen dazu zu bringen, sich aktiv um ihre Finanzen zu kümmern. Und gerade Frauen müssen verstehen, dass die Anlage in Wertpapiere ein Baustein der Altersvorsorge sein muss.

Abbildung 1: Umfrageergebnis zur Frage, wer beim Thema Geldanlage einbezogen wird (in Prozent) Quelle: Commerzbank AG

Finanzielle Absicherung für Frauen enorm wichtig

Umso wichtiger ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Wissen aufgebaut und daraufhin Finanzentscheidungen getroffen werden können. Denn der Schlüssel zu mehr Finanzkompetenz ist und bleibt die finanzielle Bildung. Und genau da setzt die Commerzbank mit ihrer Initiative an: Die Initiative wurde Anfang 2018 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, speziell Frauen für das Thema Finanzen zu begeistern. Denn gerade für Frauen ist finanzielle Absicherung wichtig, aber leider oft Wunschdenken. Altersarmut ist immer noch vor allem weiblich. Dabei sind es doch nur wenige Stellschrauben, die es zu beachten und an denen es zu drehen gilt, um sich langfristig ein finanzielles Polster aufzubauen und die Rentenlücke zumindest teilweise zu schließen.

Doch da beginnt oft schon das Problem: Beim Thema Altersvorsorge denken die meisten an sehr starre, oft teure, aber wenig renditestarke Knebelverträge. Und sie glauben, dass es große Summen braucht, um überhaupt für das Alter vorzusorgen. Die Anlageklasse Aktien bleibt oft außen vor. Es gibt einfach zu viele Vorurteile gegenüber der Börse, die als viel zu riskant eingeschätzt wird. Genau an diesen Punkten versuchen Finanz-Heldinnen, mit ihren Aktivitäten anzusetzen. Dabei beginnen wir ganz von vorn, nämlich mit den Basics: das persönliche Budget, der Status-quo, Basiswissen und erste Schritte bei der Geldanlage.

Warum ist das so wichtig? Egal welches Geschlecht, viele Menschen denken beim Thema Investments im ersten Schritt an die Produktauswahl. Da wird dem heißen Tipp aus dem Bekanntenkreis hinterhergejagt, ohne zu wissen, was man selbst benötigt. Oder auch keine Vorstellung von den persönlichen Zielen zu haben. Und gerade diese Herangehensweise - über die eigene Bedarfsanalyse - macht das Thema insbesondere für Frauen attraktiver. Weg von Produkten und Zahlen, hin zur eigenen Lebensplanung. Darüber hinaus noch Möglichkeiten zu kennen und zu realisieren, dass Sparraten flexibel sein können, sowohl in Häufigkeit der Ausführung und Höhe, hilft beim Gefühl, das Steuer in der Hand zu haben.

Gerade diese Aufklärung kann auch ein persönliches Beratungsgespräch liefern. Doch hier herrscht teilweise Skepsis, besonders in der weiblichen Zielgruppe. Frauen aus der Finanz-Heldinnen Community berichten, dass sie sich in Gesprächen nicht verstanden fühlen oder sich nicht trauen vermeintlich "doofe" Fragen zu stellen. Hier gilt es im Gespräch eine entsprechende Basis aufzubauen, unabhängig von den beteiligten Geschlechtern, und so Vorurteile abzubauen. Aber auch Bestärkungsarbeit zu leisten, dass genau diese Gespräche dafür da sind, alle offenen Fragen zu klären und ebenso das Ziel haben, dass Produkte und Leistungen verstanden werden.

Weniger Kenntnisse im Umgang mit Aktien und Wertpapieren

Wofür interessieren sich Frauen, wenn es um Produkte geht? Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vermögensaufbau mit Aktien, genauer mit Exchange Traded Funds und aktiven Investmentfonds. Auch hier haben viele Frauen Nachholbedarf: Nur 38 Prozent von ihnen investieren bereits in Wertpapiere und noch viel weniger, nämlich gerade mal zwölf Prozent haben fest vor, zukünftig in Wertpapiere zu investieren. Das verwundert nicht. "Ich habe keine bis wenig Kenntnisse im Umgang mit Aktien und Wertpapieren", diese Aussage trafen 86 Prozent Frauen bei der Umfrage aus dem Januar 2022. Hingegen schätzen knapp 32 Prozent der befragten Männer ihre Kenntnisse mit Aktien und Wertpapieren als "fortgeschritten" ein. Kein Wunder, dass bereits mehr als 56 Prozent der Männer in Aktien und Co. investieren.

Und so kommt es, dass Männer nicht nur mehr verdienen als Frauen, mehr in die gesetzliche Altersvorsorge und auch in private Vorsorgeprodukte stecken können, sondern eben auch mehr Vermögen via Börse aufbauen. Frauen fehlen dazu oft nicht nur die finanziellen Mittel, sondern eben auch das nötige Wissen. Ist Gleichberechtigung beim Thema Finanzen in unserer heutigen Gesellschaft also überhaupt möglich? Finanz-Heldinnen sind überzeugt: Ja. Wenn man es schafft, das nötige Interesse zu wecken, Wissen zu vermitteln und es ebenso schaffen, für eine Umsetzung zu begeistern. Denn es gibt immer noch eine Reihe von Fällen, in denen sich lange und intensiv informiert wird, die Umsetzung aber ausbleibt. Für die Minimierung der Rentenlücke reicht es aber nicht aus, informiert zu sein und zu wissen, was mit Aktien theoretisch möglich ist. Auf die Umsetzung kommt es an und hier sind neben der Aufklärung übersichtliche Angebote gefragt, die auch zu den Bedürfnissen von Frauen passen.

Frauen für Finanzen begeistern

Altersarmut, Vorsorge und Anlage mit Wertpapieren - das klingt alles so unsexy, wie die Steuererklärung zu machen. Letztere ist für viele Pflicht, bei der Finanzplanung kann man sich drücken, sollten wir aber nicht. Und das dürfen gerade die Frauen nicht. Denn diese Themen sind für Frauen enorm wichtig. Zeit, dass sich Frauen für Finanzen und Geldanlage begeistern und erkennen, dass es Spaß machen kann. Wir müssen es schaffen, attraktive Angebote zu schaffen, die den Wünschen von Frauen entsprechen und sie ihren Zielen näherbringen. Genau das wollen Finanz-Heldinnen mit ihrer Arbeit vermitteln, insbesondere auf ihrem Instagram-Kanal. Dort folgen bereits mehr als 125 000 Menschen - vor allem Frauen. Wir zeigen ihnen täglich, welche Möglichkeiten es gibt, ihre Finanzen zu optimieren und schon mit ganz kleinen Summen mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Das Format ist für Finanz-Heldinnen so wichtig, da man in diesem Umfeld Menschen erreicht, die sich unter Umständen noch gar nicht mit ihren finanziellen Möglichkeiten beschäftigt haben. Auch passt sich die Nutzung in den Alltag ein und zwischen den Lieblings-Accounts kommt auch das Thema Geld zur Sprache. In kurzen Formaten kann so täglich über Bild und Text im Posting oder Video in Story oder Live-Format ein Impuls für die eigene Lebensplanung gegeben werden.

Abbildung 2: Bei der Geldanlage genutzte Anlageformen (in Prozent) Quelle: Commerzbank AG

Einfach anfangen

Ein weiteres, sehr erfolgreiches Format ist der Podcast "Schwungmasse", den rund 200 000 Hörerinnen verfolgen. Oder das Buch "Der Finanzplaner für Frauen" - ein echtes Arbeitsbuch. Im Ausfüllteil arbeiten Leserinnen Schritt für Schritt die wichtigsten Fragen durch: Wie ist die aktuelle finanzielle Situation? Welche Ziele gibt es? Und welche Budget-Töpfe können bei der Planung helfen? Im Anschluss geht es an den Vermögensaufbau. Dazu gibt es allgemeine Tipps zum Thema Geld - vom Erstellen eines Haushaltsbuches, über die Gehaltsverhandlung, bis hin zur konkreten Anleitung für den ersten Wertpapierkauf.

Abbildung 3: Anlagepräferenzen von Frauen und Männern zeigen deutlich höhere Risikobereitschaft bei Männern (in Prozent) Quelle: Commerzbank AG

Ob Social Media, Podcast oder Buch - es gibt viele Formate, um sich dem Thema Finanzen zu nähern. Wichtig ist es, einfach anzufangen und zu verstehen, dass Finanzen zur Lebensplanung gehören. Finanz-Heldinnen möchten noch mehr Menschen erreichen, um in Sachen Rentenlücke wirklich voranzukommen. Und wenn dann auch noch echte Begeisterung aufkommt, umso besser.

Katharina Brunsendorf , Leiterin , Commerzbank-Initiative finanz-heldinnen, Quickborn

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