Nachhaltigkeit

Alles nur "Blubb"?

Muss die Finanzbranche den Klimaschutz alleine bewältigen? Ganz so plakativ war das Thema des Online-Panels des ZEW Mannheim natürlich nicht formuliert, im Kern ging es jedoch mehr oder weniger um diese Frage. Dabei war die Runde sehr heterogen besetzt. Neben Sabine Mauderer, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank nahm Martin Weber teil, seines Zeichens Professor für Bankbetriebslehre und Mitinitiator des Arero-Fondskonzepts. Neben zwei Teilnehmern vom ZEW wurde die Runde von Gerhard Schick komplettiert - Vorstand von Finanzwende e. V. und derzeit erklärter Oberkritiker der Sparkassen-Finanzgruppe, was er in seinem einleitenden (und abschließenden) Statement auch gleich nochmal unterstrich.

Im Rahmen der Diskussion wurde die Frage in den Raum gestellt, was die Rolle der Zentralbanken bei der nachhaltigen Transformation sei? Und ob die Bundesbank mit der Überlegung, auch Klimarisiken in der Geldpolitik zu berücksichtigen, ihr Mandat nicht überstrapaziere? Laut Mauderer Nein, denn der Klimawandel betreffe das ursprüngliche Mandat der Zentralbanken durchaus. Sie wies darauf hin, dass das Kernmandat die Preisstabilität sei. Da wird niemand widersprechen. Doch genau die sei durch den Klimawandel beeinflusst. CO2-Steuern und Rohstoffknappheit sind derzeit große Preistreiber und wirken somit in das Aufgabengebiet der Zentralbanken deutlich ein. Ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist. Auf der anderen Seite treten die Zentralbanken derzeit als sehr großer Marktteilnehmer am Kapitalmarkt mit ihren Wertpapierkäufen auf und tragen laut Mauderer demzufolge auch die Verantwortung, die jeder Investor derzeit tragen sollte. Hier stelle sich die Frage, in welche Wertpapiere investiert werden solle - nachhaltig oder nicht?

Zu der Rolle der Finanzmärkte herrschte Einigkeit, dass diese klare Vorgaben und transparente Regeln brauchen, damit sie effizient und zielführend das nötige Kapital für die Transformation zur Verfügung stellen können. Es müsse klar erkennbar werden, welche Investitionen im Sinne der Transformation "gut" oder "schlecht" sind. Darüber hinaus haben die den Finanzmärkten zugewandten Teilnehmer keine Verantwortung des Finanzsektors gesehen, sondern vielmehr auch deutlich eingefordert, dass die Realpolitik mehr Verantwortung übernehmen und handeln müsse. Die Zauberformel könnte also heißen: Der Finanzsektor kümmert sich um die Bereitstellung des für den Wandel nötigen Kapitals, die Politik übernimmt den Rest.

Ein Fazit mit dem alle leben konnten - außer vielleicht: Gerhard Schick. Im Schlussplädoyer echauffierte sich Schick nochmals über den Sparkassensektor. Deren Gemeinwohlauftrag wäre nichts weiter als "Blubb", sagte er sehr eifernd und banal ausgedrückt. Wie schon in der Ausgabe 18/2021 an dieser Stelle beschrieben, fordert er sehr genaue Nachhaltigkeitsvorgaben in den Satzungen der Sparkassen, auch quantitativer Art. Die schwammige Formulierung "dem Gemeinwohl verpflichtet" sage gar nichts aus. Dabei irrt Herr Schick aber. Denn man kommt heutzutage bei der Definition des Begriffs Gemeinwohl gar nicht mehr an den ESG-Themen vorbei. Und weil dem so ist, dann ist die Förderung der Nachhaltigkeit sehr wohl mit einem allgemeinen Gemeinwohlauftrag abgedeckt.

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