Genossenschaftsbanken

Es wird anspruchsvoller

Die deutschen Banken und Sparkassen schaffen es, die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik der EZB einigermaßen in Grenzen zu halten. Zu verdanken ist das vor allem den Bemühungen im Kreditgeschäft. So stieg das bundesweite Kreditvolumen im ersten Halbjahr 2019 einer Untersuchung von Bain & Company zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf den Rekordwert von 1,2 Billionen Euro. Zwischen 2013 und 2018 lag die durchschnittliche Wachstumsrate bei jährlich nur etwa 3 Prozent. Allerdings führt der Verdrängungswettbewerb dazu, dass sich die Kreditmarge nahe den historischen Tiefstständen des Jahres 2008 bewegt.

Die ersten vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bestätigen die Entwicklung zumindest zum Teil: Die Hamburger Volksbank verzeichnet für 2019 einen Kreditzuwachs um 8,4 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro. 2018 betrug die Steigerungsrate noch 11,9 Prozent. Und die Wiesbadener Volksbank, traditionell eine der ersten Banken, die Anfang Januar einen vorläufigen Jahresabschluss vorlegt, verzeichnete ein Wachstum im Kundenkreditgeschäft um 6,2 Prozent auf 3,65 Milliarden Euro. Vorstandschef Matthias Hildner, der den Vorstandsvorsitz 2013 als Nachfolger seines Vaters übernahm, sprach von einem "schönen Ergebnis in einem umkämpften Markt mit intensiven Wettbewerbsbedingungen". Befeuert wird die Entwicklung durch die Geldpolitik der EZB, die sparen unattraktiv macht und immer mehr Unternehmen und Menschen in Immobilien investieren lässt. Die Bundesbank warnt seit Jahren vor enormen Preissprüngen in den Metropolregionen, kann aber noch keine Gefahren für die Finanzstabilität ausmachen, da die Kreditvergabepolitik überwiegend immer noch sehr vernünftig ist. Aber was bleibt den Instituten angesichts der Rahmenbedingungen auch übrig, als zu versuchen Margeneinbußen über Volumenwachstum auszugleichen.

Etwas unerfreulicher ist dagegen die Entwicklung auf der Einlagenseite. Immer noch fließen gerade den Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken viele Mittel zu. Bei der Wiesbadener Volksbank betrug das Einlagenwachstum im vergangenen Jahr 5 Prozent auf 3,74 Milliarden Euro. Abwehrkonditionen in Form von Verwahrentgelten auch für Privatkunden und ab dem ersten Euro lehnt Matthias Hildner aber weiterhin ab. Sein Institut gibt die Belastungen aus der Negativverzinsung für Einlagen bei der EZB nur an Firmenkunden weiter, und das erst über einem Freibetrag von 100 000 Euro. Das könne sich aber ändern, so der Vorstandschef. Wenn immer mehr Konkurrenten Verwahrentgelte einführen würden, die Kunden entsprechend reagieren und Einlagen da landen würden, wo es keine Verwahrentgelte gibt, müsse man aus betriebswirtschaftlichen Gründen natürlich neu abwägen.

Ebenfalls erfreulich entwickelte sich das Wertpapiergeschäft der genossenschaftlichen Bank aus der hessischen Landeshauptstadt, so dass der Provisionsüberschuss um 6,5 Prozent auf 27,8 Millionen Euro kletterte und somit den Rückgang des Zinsüberschusses sogar überkompensieren konnte. Inzwischen beträgt das Verhältnis von Zinsüberschuss zu Provisionsüberschuss knapp ein Drittel. Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Bank, sprich Filialen und Digitalisierung haben den Verwaltungsaufwand um 5,3 Prozent auf 64,4 Millionen Euro anwachsen lassen, sodass unter dem Strich ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 40,7 Millionen (minus 5,1 Prozent zum Vorjahr) und ein Jahresüberschuss nach Einstellung in die Reserven und geplanter Ausschüttung von 13,2 Millionen Euro nach 13,3 Millionen Euro verbleibt. Ein solides Ergebnis, wie der Vorstand betonte. Für das Jubiläumsjahr, die Wiesbadener Volksbank wird in diesem Jahr 160 Jahre alt, ist Hildner dagegen weniger zuversichtlich. Er rechnet mit einem Ergebnisrückgang um 5 bis 10 Prozent.

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