Zahlungsverkehr

Apple Pay - Wettbewerbshüter am Zug

Quelle: ApplePay

Oft schon hatten Marktbeobachter nicht nur den großen Durchbruch des mobilen Bezahlens in Deutschland vorausgesagt, sondern auch den Start von Apple Pay. Beim Mobile Payment gibt es zwar mittlerweile allerhand Bewegung - den Massenmarkt hat das Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch jedoch noch immer nicht erreicht. Bei Apple Pay indessen kann jetzt Vollzug gemeldet werden: Seit dem 11. September ist das mobile Bezahlverfahren des Technologieriesen in Deutschland verfügbar - vier Jahre nach der Einführung in den USA, vier Monate, nachdem Konzernchef Tim Cook Anfang August den Marktstart für "später 2018" angekündigt hatte, und ein halbes Jahr nach dem Start von Google Pay in Deutschland. Deutschland ist damit das 32. Land, in dem I-Phone-Kunden das Verfahren nutzen können - vorausgesetzt, sie verfügen über Karten der richtigen Emittenten. Zum Start dabei sind American Express, Comdirect, Deutsche Bank, Fidor Bank, Hanseatic Bank, HVB, N26, O2 Banking sowie Boon, die niederländischen Anbieter Bunq und Vimpay sowie der Gutscheinkartenanbieter Edenred.

Diese Liste zeigt: Der Gegenwind seitens der Banken ist immer noch hoch - nicht nur, aber auch weil man die ohnehin schmalen Margen im Zahlungsverkehr ungern mit anderen Playern teilen will. Hier muss jeder Emittent für sich abwägen, ob sich das lohnt. Ganz ausgeschlossen scheint das nicht. Sonja Scott, Deutschland-Chefin von American Express, geht davon aus, dass Emittenten mit Apple Pay trotzdem noch Geld verdienen werden - weil man auf diesem Weg Umsätze auf die Karte bekommen wird, die ansonsten in bar erfolgt wären.

Die Disagien sind aber nur das eine. Es geht auch ums Prinzip: Wenn Banken im Interesse von Innovation und Wettbewerb ihre Kontoschnittstellen für Dritte öffnen müssen, dann soll das Gleiche auch für die Technologieanbieter und damit auch für Apple gelten. Diese Forderung der Kreditwirtschaft wird vor allem seitens der beiden kreditwirtschaftlichen Verbünde in Deutschland erhoben. Dem ist aber nicht so. Das Verfahren stehe "nur einem sehr engen Nutzerkreis teilnehmender Banken zur Verfügung", heißt es in der Sparkassen-Pressemitteilung zum Apple-Pay-Start - eben weil Apple die NFC-Schnittstelle nicht für andere Anbieter öffnet und auch die Girocard bisher nicht als Zahlungsmittel integriert hat. Aus Sicht der Sparkassen ist aber genau das Voraussetzung dafür, dass sich mobile Bezahllösungen in Deutschland durchsetzen können. Die Forderung lautet deshalb: "Um die Weiterentwicklung mobiler Zahlungslösungen hierzulande nicht zu bremsen, sollte Apple den Industriestandard NFC an seinen Endgeräten zu angemessenen Konditionen nicht nur für die eigene Lösung, sondern auch für Dritte öffnen." Ob sich in diesem Sinne eine Lösung dafür finden lässt, dass die Sparkassen (und andere) mobile Bezahllösungen inklusive Girocard auch Apple-Kunden anbieten können, darüber führt der DSGV mit Apple Gespräche. Ein bisschen Druck vonseiten der Regulatoren und/oder Wettbewerbshüter wäre da sicherlich hilfreich.

Die Anzeichen aus Brüssel sind indessen noch nicht allzu ermutigend. Bei ihrer ersten Betrachtung der Problematik hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager keine marktbeherrschende Stellung von Apple Pay bei mobilen Bezahldiensten festgestellt. Sollte es "offizielle Beschwerden" in Hinblick auf Apple Pay geben, werde man dies aber "sehr ernst" nehmen und sich das Thema wohl erneut ansehen, sagte die Dänin in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Der Druck, dies zu tun, könnte aber möglicherweise bald steigen. Denn in einzelnen Ländern haben sich Wettbewerbsbehörden dieser Angelegenheit bereits angenommen, so in Dänemark und in Großbritannien.

Einen Erfolg im Umgang mit Apple meldete Mitte Dezember das Schweizer Mobile-Payment-System Twint. Apple willigte nämlich ein, die Twint-App nicht mehr durch die eigene Bezahlfunktion "wegzudrücken", indem beim Bezahlen per I-Phone automatisch Apple Pay als Zahlungsmethode ausgewählt wird. Auch wenn es in der Schweiz nicht um die NFC-Schnittstelle auf I-Phones geht, so zeigt das Beispiel doch: Mit den Wettbewerbsbehörden will sich Apple offenbar nicht anlegen und es auf langwierige Rechtsstreitigkeiten ankommen lassen. Das sollte den deutschen Banken auch in Sachen Schnittstelle Mut machen.

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