Förderbanken

Arbeitsreiches KfW-Halbjahr

Quelle: KfW

Angesichts der Corona-Pandemie wurden die Halbjahreszahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) - über die der größte Teil der Corona-Hilfen des Bundes abgewickelt wird - mit großer Spannung erwartet. Erwartungsgemäß ist das Fördervolumen extrem angestiegen. Das gesamte Zusagevolumen erreichte in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 76,2 Milliarden Euro und damit weit mehr als das Doppelte des Vorjahreszeitraums mit 33,6 Milliarden Euro. Der Anstieg ging dabei nahezu komplett auf die inländische Förderung zurück, die von 20,3 Milliarden Euro auf 63,0 Milliarden Euro mehr als verdreifacht wurde. Die Förderung der Entwicklungs- und Schwellenländer ging hingegen marginal von 2,1 auf 2,0 Milliarden zurück. Natürlich muss Deutschland auch in der Krise seiner Verantwortung in der Welt gerecht werden - was es mit annähernd gleich gebliebener Förderung ja auch macht -, aber angesichts der dramatischen Auswirkungen der Corona-Krise für die deutsche Wirtschaft darf es doch temporär gerne auch mal "Deutschland first" heißen. Zumal die KfW auch darauf hingewiesen hat, dass im zweiten Halbjahr das Fördervolumen für die Entwicklungs- und Schwellenländer noch auf kumuliert fünf Milliarden Euro steigen wird.

Das Förderjahr 2020 wurde dabei bislang wenig verwunderlich vom KfW-Sonderprogramm "Corona Hilfe" dominiert, das die Förderbank im Auftrag der Bundesregierung aufgesetzt hat. Bis zum Stichtag Ende Juni hat das Institut dabei etwa 70 000 Kreditanträge entgegengenommen und dabei 33,6 Milliarden Euro Zusagen herausgelegt. Insgesamt rund 97 Prozent der Anträge kamen von kleinen und mittleren Unternehmen. Mit 99,7 Prozent haben quasi alle Anträge ein Volumen bis zu drei Millionen Euro. Bis zum 11. August 2020 stieg die Zahl der Anträge übrigens nochmals auf 81 359 mit einem Volumen von 42,6 Milliarden Euro. Sogar 99,8 Prozent aller Anträge wurden schon abschließend bearbeitet. Wenn auch nicht alles funktioniert in der Corona-Krise - Stichwort Test für Rückreisende in Bayern - die Notversorgung mit Liquidität läuft zumindest!

Ein Blick auf die einzelnen regulären Fördersegmente im Inland bringt zudem einige überrasch ende Erkenntnisse. So ist das Segment Wohnen und Leben von 3,1 Milliarden Euro auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen, vor allem durch das Wohneigentumsprogramm. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird offensichtlich nicht so stark vernachlässigt wegen Corona, wie oft vermutet wurde. So sind die Zusagen für private Kunden im Förderschwerpunkt Energieeffizienz und erneuerbare Energien auf mehr als das Doppelte angestiegen und betrugen in den sechs Monaten 12,7 Milliarden Euro, nach 5,4 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Die KfW führt das auch auf eine Verbesserung der Produktfamilie im Rahmen der von der Bundesregierung ungesetzten Beschlüsse des Klimakabinetts zurück.

Auch wenn die KfW keine gewinnorientierte Bank ist, sollte natürlich auch ein Blick auf die Ertragsrechnung folgen. Da erging es der KfW auch nicht anders als vielen anderen Instituten: Die operative Entwicklung läuft eigentlich gut, doch Risikovorsorge und Bewertungsergebnis verhageln das Ergebnis. So hat sich das Betriebsergebnis vor Bewertung der Förderbank in den ersten sechs Monaten des Jahres um 15 Prozent auf 967 Millionen Euro verbessert. Doch das Bewertungsergebnis belastet das Ergebnis mit 1,5 Milliarden Euro, sodass unter dem Strich ein Minus von 576 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 904 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, blieb.

Auf der Refinanzierungsseite soll im dritten Quartal erstmals der Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro angezapft werden. Doch die KfW tut gut daran, sich nicht allein darauf zu verlassen und hält auch ihre Emissionstätigkeit auf dem Kapitalmarkt aufrecht. Dort sollen im zweiten Halbjahr ebenfalls rund 30 Milliarden Euro eingesammelt werden, verstärkt auch wieder auf dem Dollar-Markt. Das erste Halbjahr 2020 dürfte eines der arbeitsreichsten in der Geschichte der KfW gewesen sein. Im zweiten Halbjahr besteht dabei auch noch wenig Aussicht auf Besserung.

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