Landesbanken I

Bayern-LB besteht Bewährungsprobe

Stephan Winkelmeier, Quelle: Bayern-LB

Es gibt sicherlich einfachere Situationen für einen Vorstandsvorsitzenden, als sich noch relativ frisch an Board, den Strategieschwenk gerade aufgesetzt, mitten in einem enormen Transformationsprozess mit der Corona-Krise konfrontiert zu sehen. Allerdings kann das auch wertvolle Erkenntnisse bringen: Wie belastbar sind die Teams, wie verlässlich die Beziehungen zu den Kunden? Funktionieren die Prozesse, intern wie nach draußen? Als wie stabil erweist sich das angestrebte Geschäftsmodell oder muss vielleicht noch einmal nachjustiert werden? All das und sicherlich noch vieles mehr wurde in den vergangenen Monaten auf die Probe gestellt. Und man kann feststellen: Die Bayern-LB hat diese Bewährungsprobe bestanden.

Entsprechend zufrieden und selbstbewusst präsentierten der Vorstandsvorsitzende Stephan Winkelmeier und der Finanzvorstand Markus Wiegelmann die Zahlen für 2020. "Wir sind zufrieden, denn wir sind gut durch ein sehr herausforderndes Umfeld gekommen", fasst Winkelmann das Ergebnis zusammen. Eine Einschätzung, der man auf den ersten Blick nicht unbedingt folgen möchte. Denn schließlich sind sowohl das Ergebnis vor Steuern als auch das Konzernergebnis zusammengeschmolzen wie das Gletschereis in der Sommersonne. Vor Steuern verbleiben 195 Millionen Euro nach 656 Millionen Euro, unter dem Strich nur 228 Millionen Euro nach 466 Millionen Euro ein Jahr zuvor. "Positives Ergebnis vor Steuern", heißt es dazu unter "Ergebnis-Highlights" in der Präsentation zur Bilanz-Pressekonferenz. Muss man bei der Bayern-LB also schon zufrieden sein, wenn ein Plus vorne steht?

Nein, natürlich nicht. Und das Ergebnis ist wesentlich besser, als es der erste Blick vermuten lässt. Sowohl die für die Bayern-LB so unglaublich wichtige Ergebniskomponente Zinsüberschuss (1,772 Milliarden Euro nach 1,726 Milliarden Euro) als auch der Provisionsüberschuss (331 Millionen Euro nach 257 Millionen Euro) konnten konzernübergreifend gesteigert werden. Das gilt übrigens auch für die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern: Im Segment Sparkassen/Immobilien legten der Zinsüberschuss auf 324 Millionen Euro und der Provisionsüberschuss auf 240 Millionen Euro zu. Corporates & Markets verzeichnete einen Anstieg des Zinsüberschusses auf 293 Millionen Euro und des Provisionsüberschusses auf 105 Millionen Euro und bei der Perle DKB wuchs der Zinsüberschuss marginal auf 956 Millionen Euro und der Provisionsüberschuss auf 12 Millionen Euro. Das heißt, operativ läuft es gut. Für den Ergebniseinbruch verantwortlich zeichneten Sondereffekte. Da ist zum einen der nochmals gestiegene Restrukturierungsaufwand in Höhe von 287 Millionen Euro. Allerdings sind damit laut Wiegelmann auch alle im Rahmen des Transformationsprozesses Fokus 2024 anfallenden Belastungen jetzt schon komplett verarbeitet. Der zweite Faktor ist natürlich Corona. Auch wenn die Bayern-LB wie die meisten anderen deutschen Banken und Sparkassen auch noch keine nennenswerten Kreditausfälle zu verzeichnen hat, regiert das Vorsichtsprinzip. Entsprechend wurde die Risikovorsorge massiv erhöht und beläuft sich für 2020 auf 142 Millionen Euro, nach Zuschreibungen in Höhe von 251 Millionen Euro im Vorjahr. Insgesamt betrugen die Zuführungen zur Risikovorsorge 337 Millionen Euro, allein 266 Millionen hat die Bayern-LB an pauschaler Vorsorge zurückgestellt. Und wären nicht 182 Millionen an Erträgen auf bereits abgeschriebene Forderungen vor allem aus dem ehemaligen Heta-Engagement eingegangen, die Auswirkungen auf das Konzernergebnis wären noch größer gewesen.

Berücksichtigt man diese Sonderfaktoren, kommt die Bayern-LB auch im Ausnahmejahr 2020 recht nahe an ein Ergebnis vor Steuern und Bankenabgabe von 600 Millionen Euro, das unter "normalen" Bedingungen als Zielgröße gilt. Aber natürlich gibt es noch einige Herausforderungen: Die Abhängigkeit von der DKB ist enorm. Corporates & Markets muss seine Stärke noch entwickeln. Die Konsolidierung hin zu einem Zentralinstitut ruht. Die bessere Arbeitsteilung zwischen den Landesbanken ist in ständiger Bewegung. Überall müssen Fortschritte gemacht werden bis 2024 und darüber hinaus.

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